The Cancer Conspiracy - The audio medium

Make My Day / Zomba
VÖ: 18.11.2002
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Supper\'s ready

Was soll man erwarten, wenn sich drei Ex-Mitglieder der Bands Drowningman und Non Compos zusammentun, um die musikalischen Räume zu erforschen, die hinter dem Tellerrand ihrer metallisch-hardcorigen Alt-Combos liegen? Was, wenn sie dazu einen Sänger für unnötig halten? Vielleicht erwartet man Lärmexzesse mit Jazzeinschlag, unhörbare Kakophonien oder wilde Experimentalelektronik - und wird auf \"The audio medium\" gottlob weittestgehend enttäuscht. Auch wer masturbativen Instrumentalexhibitionismus ohne Sinn, Verstand und vor allem Seele erwartet, tut diesem Trio Unrecht, liegt aber zumindest nicht völlig neben der Wahrheit.

Der erste Eindruck beim Hören von The Cancer Conspiracy kann in der Tat ein vorschnelles und abschätziges \"Pseudo-Kunst-Gewichse!\" sein. Die Verschwörer bemühen sich nicht mal ansatzweise, einen vereinfachten Zugang zu ihrer Musik zu gewähren. Fortsetzung des Progressive Rocks mit heutigen Stilmitteln lautet die Devise, und das, was auf \"The audio medium\" weitergeführt wird, stammt aus einer Zeit, zu der Progressive Rock auch wirklich noch fortschrittlich war. In der Ahnengalerie sind King Crimsons \"Epitaph\", Genesis\' \"The lamb lies down on Broadway\" und \"Closer to the edge\" von Yes zu finden.

Das erklärt die über 20minütige Dauer des Titelstückes und seine Einteilung in vier Sätze. Ein gewisser kammermusikalischer Ansatz kann nicht geleugnet werden. Viel schwerer zu erkennen ist dagegen, daß die handwerklichen Lehrmeister der Cancer Conspiracy aus einer deutlich härteren Schule stammen. Der Hardcoreknüppel bleibt im Sack, so daß seine Schläge immer noch ein wenig abgepolstert sind. Auch der Aggrohund ist an die ganz kurze Leine gelegt. Dafür lassen die Musiker ihrem ausgeprägten Hang zu vertrackter Rhythmik freien Lauf und tischen ihren Vorfahren und Lehrern einige halsbrecherische Breaks zum Abendessen auf.

Wer hier mittafeln möchte, muß schon über einen robusten Magen verfügen. Und ein gesundes Gebiß, denn an \"The audio medium\" hat man eine Weile zu kauen. Nach etlichen Hördurchgängen ist der böse erste Eindruck fast völlig verflogen, das Mahl ist im wesentlichen schmackhaft und abwechslungsreich. Die paar Bröckchen mit der undefinierbaren Konsistenz, die man partout nicht schlucken möchte, kann man diskret in die Serviette husten und am Tellerrand deponieren. Sie schmälern den Genuß nicht wirklich.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Broken heartbeats gathered and rebroadcast
  • Love complication
  • The audio medium

Tracklist

  1. ...To sleep
  2. Broken heartbeats gathered and rebroadcast
  3. Our minds active nightlife
  4. Love complication
  5. The silence of underwater traffic
  6. The audio medium: Conversation with a wall
  7. Interrupt feed
  8. The divided heir
  9. Live through the age of radio
Gesamtspielzeit: 43:57 min