Muncie Girls - From Caplan to Belsize
Uncle M / CargoVÖ: 04.03.2016
Jenseits der Glasglocke
"We shouldn't be afraid to use the word feminist. Men and women should use it to describe themselves whenever they want", äußerte jüngst der kanadische Premierminister Justin Trudeau und sprach damit Millionen von Frauen (und Männern) aus der Seele. Denn auch in der heutigen, aufgeklärten Zeit geht so manchem das F-Wort noch einigermaßen schwer von den Lippen. Eine kleine Hilfe könnten da Muncie Girls sein, das Pop-Punk-Trio aus dem britischen Exeter macht Feminismus zum tragenden Thema ihres ersten Langspielers "From Caplan to Belsize" – und das mit erhobenem Mittel- statt Zeigefinger.
Dabei ist der Bandname etwas irreführend, besteht die Gruppe doch zu zwei Dritteln aus Männern, Luke Ellis und Dean McMullen nämlich, die die bezaubernd-freche Sängerin und Bassistin Lande Hekt an Gitarre und Schlagzeug begleiten. Der Sound der Drei liegt irgendwo zwischen Hole, Beach Slang, Foo Fighters und The Donnas, kracht ordentlich, ohne aber jemals unmelodisch zu werden, Hekts zuckersüßes Stimmchen bietet einen schönen Kontrast zu den Gitarrenbrettern. So kommen die doch sehr ernsten Themen wunderbar schmissig und so gar nicht belehrend daher, wie beim Opener "Learn in school", das eine Hymne für alle Außenseiter ist. Auf "Respect" geht es dann um den alltäglichen Kampf gegen Misogynie: "It is so easy to pretend / That this doesn't happen in our society" stellt der Song klar, der an einer Stelle mit einem Zitat eines Artikels aus dem Guardian unterlegt ist, der sich mit der grassierenden "rape culture" auseinandersetzt.
Ein bisschen weniger politisch und eher persönlich wird es bei "Social side", das mit seinen 80ies-Gitarren stark an Warpaint erinnert und den schwierigen Weg aus der Einsamkeit beschreibt. Auf "Gas mark 4" schlägt das Album dann den direkten Bezug zu Sylvia Plath, aus deren Buch "Die Glasglocke" der Titel des Albums entnommen ist. Über eine an Foo Fighters erinnernde Melodie wird der traurige Tod einer jungen Frau beschrieben. "Pick up the phone / Call on me now", ruft das lyrische Ich zum Handeln statt zur Aufgabe auf. Ebenso geht es in "Committee" um Aktion, um Widerstand gegen die politische Unterrepräsentation von Frauen, den historischen Kampf der Suffragetten und die Dankbarkeit für selbigen. Zum Abschluss verneigen sich die drei noch einmal – ganz ohne feministische Agenda – vor den Titanen des Punk: "Pet cemetary" [sic.] klingt in aufpolierter Aufnahme und mit etwas mehr Wumms mindestens so gut wie das Original der Ramones.
In Plaths Roman ist Caplan die mittlere Ebene der psychiatrischen Anstalt, in die die Protagonistin Esther Greenwood eingeliefert wird, Belsize ist die höhere Ebene, wo die Patienten hinverlegt werden, die sich gebessert haben. Ja, es ist schon vieles besser geworden, was Frauenrechte und Gleichstellung anbelangt, aber es gibt noch einiges zu tun: Das ist die klare Botschaft, die Muncie Girls ihren Hörern senden. Und so rotzig, ironisch und charmant wie sie diese Botschaft rüberbringen, kann man auch nicht anders als zu nicken – ob aus politischer Überzeugung oder weil die Songs einfach so verdammt mitreißend sind, sei jedem selbst überlassen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Gone with the wind
- Balloon
- Social side
- Pet cemetary
Tracklist
- Learn in school
- Gone with the wind
- Respect
- Balloon
- Social side
- Nervous
- Gas mark 4
- I don't wanna talk about it
- Committee
- No recording
- Pet cemetary
Im Forum kommentieren
Armin
2020-11-27 21:58:11
"From caplan to belsize" von Muncie Girls aktuell für 3,90 Euro hier auf Vinyl:
https://shop.uncle-m.com/muncie-girls.html
Armin
2016-08-16 18:30:21
MUNCIE GIRLS kommen im Oktober auf Tour
Auf Punk-Shows und in ranzigen Spelunken zu drei rastlosen Teenagern herangewachsen, verkörpern die MUNCIE GIRLS aus Exeter eine klassische Punkrock-Geschichte und bringen sie in einen zeitgemäßen Kontext. Angetrieben von Unzufriedenheit und Unruhe nimmt sich das Trio die Umstände modernen Lebens auf eloquente Art und Weise vor. Das Ergebnis ist eine ambitionierte und ergreifende Rebellion gegen soziale Normen, welche alles einschließt, von politischen Konflikten bis hin zu zwischenmenschlichen Beziehungen. Im März erschien endlich, nach etlichen EPs und Split-Singles, ihr lang erwartetes Debüt. Bereits im Titel werden die Themen des Albums, Bewältigung und Heilung, perfekt aufgegriffen: „From Caplan To Belsize“ ist ein Verweis auf Sylvia Plaths Roman „Die Glasglocke“, der die Schriftstellerin zu einer Symbolfigur der Frauenbewegung werden ließ. Musikalisch ist das Album eine dynamische und emotionale Expedition durch Punk und Indie-Rock voller Catchiness. Was MUNCIE GIRLS unter anderem ausmacht ist Bassistin und Frontsängerin Lande Hekts Perspektive auf Situationen in ihren Songtexten. Ihr trockener, schnörkelloser Schreibstil erinnert in vielerlei Hinsicht an klassische amerikanische Literatur. Neben ihren Support-Auftritten für APOLOGIES, I HAVE NONE und TWIN RED und dem bereits angekündigten Konzert in Hannover haben MUNCIE GIRLS jetzt eine weitere Show in Bremen bestätigt.
08.10.2016 Karlsruhe - Alte Hackerei (Support für Apologies, I Have None)
10.10.2016 Berlin - Cassiopeia (Support für Twin Red)
11.10.2016 Hannover - Lux
12.10.2016 Bremen - Lagerhaus
Präsentiert werden die Headline-Shows von FUZE und Nerdcore.
Tickets für die beiden Shows in Hannover und Bremen gibt es für 12 Euro zzgl. Gebühren an allen bekannten CTS–VVK-Stellen sowie unter der Hotline 01806 – 853653 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf), auf fkpscorpio.com und eventim.de.
Mehr Infos und Musik unter munciegirls.co.uk, facebook.com/munciegirls, twitter.com/munciegirls, instagram.com/munciegirls und youtube.com/user/munciegirls.
Armin
2016-03-10 20:05:45
MUNCIE GIRLS + SANDLOTKIDS
Liebe Medienpartner,
das Münchner Konzert der britischen Muncie Girls am 19. April wurde vom Strom ins Unter Deck verlegt. Bereits im Vorfeld erstandene Tickets behalten auch dort ihre Gültigkeit. Geändert hat sich zudem die Einlasszeit: diese ist nun 20 Uhr und nicht erst 20:30 Uhr.
Saliva Platt
2016-02-26 22:51:35
Wahnsinnig schwache Rezension. Bähring fällt generell eher negativ auf.
Erklärbär
2016-02-26 22:45:49
Schade, dass die Rezension die ganze Feministinnen-Propaganda so unreflektiert nachbetet.
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