Lily & Madeleine - Keep it together

New West / PIAS / Rough Trade
VÖ: 04.03.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Der Freak in uns

Das dritte Album von Lily & Madeleine, dem Schwestern-Duo aus Indiana, beginnt mit dem Schlagzeugtusch, der auch für Tocotronics "Hi freaks" so prägend ist. Zusammen mit der schönen Zeile "Everyone's expecting me to say I am sorry but I am not" ist damit der Ton auf "Keep it together" ganz gut beschrieben: Die ProtagonistInnen der zehn Songs stehen mit einem Fuß außerhalb der Gesellschaft und betrachten diese deshalb distanziert und mit einer leichten Melancholie.

Im schönsten Moll mit zarten Melodien bitten sie um Beistand für die Schwachen, vielleicht, weil sie solche Außenseiter-Momente selbst kennen. Das jedenfalls lassen die Geschichten in den Songs vermuten. Sie beschreiben Augenblicke, in denen wir uns freakig fühlen und uns am liebsten verkriechen würden: früh morgens im Auto neben dem Date ohne die passenden Worte; den Ex mit der Neuen wieder treffen – allein. Ganz selbstverständlich und fast jubilierend singen sie davon, abgewiesen zu werden. Die Texte zelebrieren das Unsouveräne in uns. Die Musik ist dabei erstaunlich zart und unprätentiös. Sanfte Gitarrenmelodien, leichtes Klatschen im Hintergrund oder die Untermalung mit Mandolinen und Streichern erinnern eher an klassische Songwriterinnen und Bands wie BOY oder Daughter.

Bei aller Verletzlichkeit, die sich in den Texten und Melodien widerspiegelt: Lily & Madeleine stehen zu diesen Gefühlen. Sie zeigen dem Perfektionismus, der einem viel zu oft abverlangt wird, den Stinkefinger. Die Sehnsucht wird so zur souveränen Forderung: "Don't stop until I am ready." Das zarte Verlangen schreien sie selbstbewusst in die Nacht: "Meet me at the swimmingpool". Umrahmt vom flirrenden Schlagzeugrhythmus, Rasseln und Gitarre wird der Refrain zu einer Hymne an das Unsouveräne und ist einer dieser wunderbaren Momente auf "Keep it together", an den wir uns erinnern dürfen, wenn wir uns mal wieder klein fühlen. Am Ende bleibt ja immer auch die Titelzeile des Albums: Reiß Dich zusammen.

(Kerstin Petermann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Not gonna
  • Hotel pool
  • Nothing

Tracklist

  1. Not gonna
  2. For the weak
  3. Westfield
  4. Chicago
  5. Hourglass
  6. Hotel pool
  7. Smoke tricks
  8. Midwest kid
  9. Small talk
  10. Nothing
Gesamtspielzeit: 37:10 min

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Armin

2016-02-26 21:56:38

Frisch rezensiert.

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