Anthrax - For all kings
Nuclear Blast / WarnerVÖ: 26.02.2016
Altlust
Manchmal ist es ganz einfach, den Rahmen einer Rezension zu sprengen. Zum Beispiel, indem man detailliert die diversen Umbesetzungen auf dem Sängerposten bei Anthrax erhellen möchte. Denn, nun ja, der Job unterlag in den letzten Jahren einer gewissen Fluktuation. Oder anders formuliert: Schneller rein und raus als der Immer-mal-wieder-Sänger Joey Belladonna ist eigentlich nur ein Kaninchengenital beim Kopulationsakt. Nun ist der Hauptzweck einer Band allerdings nicht zwingend Frontmann-Casting, sondern eher das Produzieren von Musik. Und da hielten sich die Amerikaner aus besagten Gründen eher dezent zurück. Der Output im neuen Jahrtausend bestand bis dato aus dem feinen "We've come for you all", einer ziemlich diskutablen Compilation und dem ziemlich indiskutablen "Worship music" – einer Platte, die aufgrund der seifenoperesken Vokalistenquerelen gleich mehrfach eingespielt wurde.
Nun macht es allerdings ein Umstand schwer, die New Yorker als vollendete Lachnummer abzustempeln. Denn als Mitglied der legendären "Big 4" des Thrash gilt es allemal, einen Ruf zu verteidigen. Und dies ist Anthrax, diesmal offenbar endgültig mit Joey Belladonna als Sänger, Einpeitscher und formvollendeter Rampensau, auf den letzten Touren schon einmal höchst eindrucksvoll gelungen. Was die Zweckgemeinschaft um das Songschreiberduo Scott Ian und Charlie Benante jedoch gleich zu Beginn des endlich wirklich neuen Albums "For all kings" abliefert, hinterlässt verbrannte Erde und ausgerenkte Unterkiefer. Kurzes Intro, dann semmelt mit "You gotta believe" eine Abrissbirne vom feinsten aus den Boxen. Beinharte Stakkato-Riffs wechseln sich mit einer großartigen Hook im Refrain ab: Das sind Anthrax in der Form, die ihnen vollkommen zu Recht den Platz im Genre-Olymp einbrachte.
Doch anders als in der jüngeren Vergangenheit können die Amerikaner plötzlich auch mit feiner Klinge kämpfen. Florett statt Dampfhammer, sozusagen. Denn Hand aufs Herz: Wann gab es zuletzt derart mächtige Melodien zu hören wie in der faustreckenden Dreieinigkeit von "Monster at the end", dem von der letzten Tour bereits bekannten "For all kings" und der Hookmaschine "Breathing lightning"? Um es ganz deutlich zu sagen: Jeder einzelne dieser Songs stellt für sich bereits das komplette Album "Worship music" lässig in den Schatten. Erst spät in der zweiten Hälfte der Platte verlässt das Quintett ein klein wenig die Kraft. Denn "Suzerain" versäumt es, das starke Riff in einen adäquaten Refrain münden zu lassen, während "Defend / avenge" oder "All of them thieves" eher konventionell daherkommen. Aber bevor sich das Bedauern um den starken ersten Teil breit machen kann, zeigt "Zero tolerance" exakt das, was der Titel verspricht, nämlich eine nach allen Regeln der Kunst ausrastende Band, gepaart mit dem Versuch, sich den dazugehörigen tosenden Moshpit vorzustellen.
Die Binsenweisheit sagt: Superlative sind immer gefährlich. Insbesondere bei einer Formation, deren Gründung mittlerweile 35 Jahre zurückliegt. Und offen gestanden bleiben so manche Frühwerke wie "Spreading the disease" und erst recht das vor Hits nur so strotzendende "Among the living" unerreicht. Doch "For all kings" darf sich in mehrfacher Hinsicht rühmen lassen. Denn zum einen zeigt die Platte, wozu Anthrax auch nach dieser langen Zeit fähig sind, wenn sie sich denn auf die Musik statt auf interne Streitigkeiten konzentrieren. Zum anderen ist "For all kings" ein Beispiel dafür, dass die alten Genre-Hasen noch nicht einmal im Ansatz bereit sind, das Feld für jüngere Akteure zu räumen. Und was die alten Thrash-Kämpen der "Big 4" angeht: Slayer, Megadeth und nun Anthrax haben innerhalb der letzten sechs Monate überaus hochklassige Alben produziert. Man darf gespannt sein, wie die vierte, die größte Band dieser illustren Runde darauf reagiert. Metallica, it's your turn.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You gotta believe
- Breathing lightning
- Zero tolerance
Tracklist
- Impaled
- You gotta believe
- Monster at the end
- For all kings
- Breathing lightning
- Breathing out
- Suzerain
- Evil twin
- Blood eagle wings
- Defend / avenge
- All of them thieves
- This battle chose us
- Zero tolerance
Im Forum kommentieren
christiall
2016-03-06 02:22:27
oh ok
hatt grad wida bissel lust auf metal
aber ok :/
ich find sound of white noise abre seht satark, kennst das?
auch random acts ist recht gut, hatte ich auf ner audio kasetta im sony walkman damals im sepztember 1996...
*schnief*
damls noch ncih depri u harschtz 4
Günther
2016-03-06 02:01:27
Nein.
"Among The Living" ist ihr Album.
Rest verzichtbar.
christiall
2016-03-06 01:57:07
o hab früher sound of white noise gehört
das war schulzeit 1995/96
boah, hör mehr indie jetzt. hmm?
soll ida reinhören?
embele
2016-03-01 18:48:16
Ein gutes, langes und arbeitsreiches Wochenende liegt hinter mir und die Platte hat mich die ganze Zeit begleitet. Mittlerweile kanne ich die Songs schon recht gut und muß sagen, das sich die "Jungs" echt ins Zeug gelegt haben. Selbst die "loweren" Songs haben eine gute Heavyness, da kommt es ja meiner Meinung nach auch nicht immer auf Geschwindigkeit an. Die Platte bietet die ganze Bandbreite Anthrax. Favoriten sind bei mir: "Evil Twin", "All of them thieves", der Rest ist natürlich auch super, aber die beiden sind bisher richtig hängengeblieben.
Bin auf die langfristige Wirkung gespannt, später also mehr...
embele
2016-02-26 23:57:57
Ja, ziemlich fett !
Macht im ersten Eindruck sofort Spaß.
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