Simple Plan - Taking one for the team
Atlantic / WarnerVÖ: 19.02.2016
Zwiebelsirup, Kartoffelwickel und ein Eukalyptusbad
Simple Plan sind schon seit jeher wie eine Erkältung: Nicht allzu schlimm, aber dafür musste man wenigstens nicht zur Schule und konnte sich im Bett mit Videospielen vergnügen. Wenn man es dann noch schaffte, am nächsten Tag vorzutäuschen, noch immer erkältet zu sein und zu Hause bleiben zu müssen, hatte man auch gleich alles geschafft, zu dem Simple Plan in der gesamten Bandgeschichte, begonnen mit der ersten Veröffentlichung "No pads, no helmets... just balls" aus dem Jahre 2002 bis zu "Taking one for the team" anno 2016, jemals aufgerufen haben. Und zwar eine schelmische Auflehnung gegen die Eltern und sonstige undefinierte Autoritäten, die einem sagen, was man zu tun hat, obwohl sie einen doch nicht verstehen. Selbst in "American pie" gab es mehr Entwicklung als im Repertoire von Simple Plan, das sich höchstens – wie im Falle des Hits "Summer paradise" – bestehenden Trends angepasst hat, im Kern aber immer gleich blieb. Der fehlende Fortschritt ist also vorweggenommen. Können die Mittdreißiger denn angesichts der Flut von neuen als Pop-Punk getarnten Boygroups noch ihren Status als die Besten unter den Schlechten aufrecht erhalten?
Mit dem Opener "Opinion overload" muss zunächst konstatiert werden, dass die alten Haudegen sich nicht weniger frisch als die jungen Genre-Kollegen von 5 Seconds Of Summer anhören, nur die noch immer quäkelnde Stimme des mittlerweile 36-jährigen Pierre Bouvier verrät überhaupt den Unterschied. Dieses zweifelhafte Kompliment wird weiter bestätigt durch den Großteil der neuen Tracks von Simple Plan, die allesamt aufgepumpt bis zum Gehtnichtmehr mit Mitträllergelegenheiten innerhalb von guten drei Minuten kurzweiliger und allereinfachster Songstrukturen nie mehr aussagen als ihre Titel. "I don't wanna be sad" und "Everything sucks" seien hier als Prototypen erwähnt. "Kiss me like nobody's watching" schlägt in dieselbe Kerbe, ist aber auch einer dieser Fälle, bei denen man sich wünscht, man wäre wieder acht Jahre alt, würde nicht mal einfachstes Englisch verstehen und hätte folglich keine Ahnung, was Simple Plan für einen belanglosen Blödsinn singen. Auf dieser unschuldigen Ebene könnten die flotten dreieinhalb Minuten, eingeleitet von einer recht feinen Basslinie, tatsächlich funktionieren und wie viele andere Songs ein gewisses Vergnügen versprühen.
Zu routiniert sind Bouvier und seine Mannen natürlich, um die obligatorischen Balladen zu vergessen, und so haben die Jungs mit "Perfectly perfect", "Problem child" und "I dream about you" noch ein paar weinerliche Momente aufs Album geklatscht. Vielleicht ist dies alles aber auch als Trash ironisch gemeint? Das Baywatch-Video mit einem Gastauftritt von David Hasselhoff zu "I don't wanna go to bed feat. Nelly" legt dies zumindest nahe, und so betrachtet kann man sich tatsächlich schön reden, dass man an manchen Nummern irgendwie doch Gefallen gefunden hat. Sonst unterscheidet Simple Plan allerdings nicht mehr viel von 5 Seconds Of Summer und Konsorten. So ist ihre Pole-Position im ohnehin streitbaren Genre nicht mehr sicher.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Kiss me like nobody's watching
- I don't wanna go to bed feat. Nelly
Tracklist
- Opinion overload
- Boom!
- Kiss me like nobody's watching
- Farewell
- Singing in the rain
- Everything sucks
- I refuse
- I don't wanna go to bed feat. Nelly
- Nostalgic
- Perfectly perfect
- I don't wanna be sad
- P.S. I hate you
- Problem child
- I dream about you
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kuchngeschmack
2016-06-16 13:34:56
der nelly song is ja mal mega!
Frank Drebin
2016-02-16 09:16:10
Noch so eine Band, die immer noch nicht gemerkt hat, dass wir schon lange nicht mehr 2001 haben...
Desare Nezitic
2016-02-11 16:40:23
I remember ev'ry suuunset... *sing*
*verschämt um die Ecke späh*
Desare Nezitic
2016-02-11 16:19:20
Die habe ich früher mal ne Zeit lang gerne gehört...brrrr.
Armin
2016-02-10 22:26:12
Frisch rezensiert!
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