Rihanna - Anti
Roc Nation / UniversalVÖ: 05.02.2016
Eile mit Weile
Es war spätestens klar, als Rihanna das Cover ihres kommenden Albums vorstellte: "Kunst!", lautete der einhellige Tenor. Statt wie bislang ein Foto von der aktuellen Version ihrer selbst vornan zu stellen, präsentierte die Sängerin aus Barbados ein Bild von Roy Nachum mit dem Titel "If they let us, part I", dass sie als kleines Kind zeigt, mit einer Krone vor den Augen hinter einem Schleier aus roter Farbe. Und alle dachten, jetzt käme endlich das neue Album. Ähnlich, wie man das bereits annahm, als im Januar 2015 "FourFiveSeconds" erschien, Rihannas Zusammenarbeit mit Kanye West und Paul McCartney, oder kurz darauf beim Release der Singles "Bitch better have my money" und "American oxygen".
Doch nichts passierte. Die Hit-Maschine war etwas ins Stocken geraten. Von 2009 bis 2012 gab es jedes Jahr im November ein Album, darauf einige Hits von den Mainstream-Produzenten der Stunde und viel Füllmaterial. Es folgte der Labelwechsel von Def Jam zu Jay-Zs Roc Nation – und dann war Stille. Von den 2015er-Singles ist schließlich keine auf "Anti" gelandet. Stattdessen eröffnet "Consideration" die Platte mit einem grollenden, schleppenden Beat. Ohne Hook, ohne Refrain. Spätestens jetzt ist klar, dass sich bei der 27-Jährigen einiges verändert hat, wohl verändern musste, nachdem Miley Cyrus mit den Flaming Lips rummacht und Beyoncé über Nacht ein fast schon experimentell zu nennendes selbstbetiteltes Album veröffentlichte. Auch die Single "Work" mit Drake als Gast weist keine hittauglichen Merkmale auf. Vom EDM der letzten Platte ist hier genauso wenig zu hören wie von großen Produzenten der Marke David Guetta oder Calvin Harris.
So schleppt sich "Anti" bis zur Mitte eher zäh dahin. Die Beats bewegen sich mit Ausnahme der Single maximal im Midtempo-Bereich. Dass es sich um Rihanna handelt, erkennt man höchstens an ihrer mechanischen Stimmfärbung. Ansonsten erinnert viel an erwähntes, selbstbetiteltes Album von Beyoncé: die Ad-hoc-Veröffentlichung, das herausgenommene Tempo, die Hit-Verweigerung. Letztere wird erst in der zweiten Hälfte gelockert mit dem Tame-Impala-Cover "Same ol‘ mistakes" und dem folgenden "Never ending". Auf der von Streichern begleiteten Ballade treibt sie ihre Stimme in die rauen Regionen von P!nk, bevor sie mit dem Klavierstück "Close to you" das Album beschließt.
"Anti" ist also anders. Und sollte anders veröffentlicht werden. Eines Morgens einfach auf Tidal zum Download bereit stehen, dem Portal von Jay-Z, an dem auch Rihanna beteiligt ist. Es kam aber anders: Ein Mitarbeiter lud statt der Single das Album hoch. Rihanna reagierte schnell und schickte einen Download-Code raus, mit dem es ihr nunmehr achtes Album kostenlos gab. Promotion für die anstehende Welttournee nochmal gerettet. Man kann nur spekulieren, wie "Anti" ohne die lange Pause vorher, ohne die hier nicht verwerteten Singles wirken würde. Und ohne die Erwartungshaltung, die sich aufgebaut hatte. So ist es ein Album ohne die Hits, die sie früher hatte, aber auch ohne das künstlerische Statement, mit dem andere einfach schneller waren.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Same ol' mistakes
- Never ending
- Close to you
Tracklist
- Consideration (feat. SZA)
- James Joint
- Kiss it better
- Work (feat. Drake)
- Desperado
- Woo
- Needed
- Yeah, I said it
- Same ol' mistakes
- Never ending
- Love on the brain
- Higher
- Close to you
Im Forum kommentieren
Edrol
2019-11-28 13:54:34
Für mich tatsächlich ihr allerbester.
hideout
2019-11-28 11:38:00
"Consideration" hätte es verdient gehabt ein Highlight zu sein, eines ihrer besten Songs überhaupt, wenn nicht sogar der beste.
Der Untergeher
2016-02-19 18:17:25
https://www.youtube.com/watch?v=C50kKFageEw
Passt vielleicht ganz gut zu der Diskussion, die sich hier abgespielt hat, auch wenn es Kanye als Startpunkt nimmt und nicht Rihanna.
Demon Cleaner
2016-02-17 08:36:20
So, um mal wieder zurückzukommen, das Album hat sich (irgendwie unerwartet) doch noch gebessert in meiner Wahrnehmung.
Gerade die ersten drei Tracks zum Einstieg funktionieren immer besser, "Consideration" ist gerade durch seine Hooklosigkeit irgendwie passend, "James Joint" erinnert auch schon an die kurzen Interludes vom letzten Tame-Impala-Album und "Kiss It Better" hat mich an der "What are you willing to do?"-Stelle.
Ein paar Kröten sind dennoch auf dem Weg: "Work" bleibt ziemlicher Müll, "Desperado" auch zumindest uninteressant und das Cover weiterhin maximal unkreativ. Zu vergessen sind auch alle Bonustracks. Dafür toll: das Power-Balladen-Doppel "Love On The Brain" und "Higher".
6.5/10
Leatherface
2016-02-09 22:28:31
Nö. Ich frage nur nach, weil wie sieht es denn aus deiner Sicht mit Schwarzen und/oder "Funktionalmusikern" wie Scooter aus, die keine Botschaft oder Haltung in ihre Musik packen?
Verstehe die Frage immer noch nicht. Nur weil keine Botschaft in der Musik steckt, heißt das doch nicht, dass die Musik nicht irgendwelche stilistischen Wurzeln in irgendeiner Kultur hat. Rihanna hat auch keine "schwarzen" Botschaften in ihrer Musik. Und Scooter? Das ist doch absichtlich blöde Musik, die sich nicht sonderlich ernst nimmt. Wer sich da über die Blödheit ereifert, beweißt eigentlich nur, dass er sich mal locker machen sollte.
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