Porches - Pool

Domino / GoodToGo
VÖ: 05.02.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Das Erinnerungsalboum

Jetzt mal bitte ehrlich die Hand heben: Jeder hier hat ein paar Leichen im Keller, wenn es um vermeintlich peinliche Lieblinge geht. Oder? Den einen Song, bei dem man heimlich den Scrobbler deaktiviert. Die eine Band, die man verleugnet, wenn man in großer Expertenrunde aufeinander trifft. Und den einen Film, den im Nachhinein niemand gesehen haben will. "La boum – Die Fete" etwa, jenes geradezu klebrig-süße Zuckerstück aus Frankreich von 1980, in dem Sophie Marceau als 13-jährige Vic die ganze Zeit dem treulosen Mathieu hinterherschmachtet, um sich am Ende – der Megahit "Reality" ist vergangen und Mathieu längst mit seinen Kumpels beim Saufen – dem viel besseren Marc hinzugeben. Da wird dann auf der Mattscheibe zu Richard Sandersons weniger bekannten Ballade "Go on forever" getanzt und geschmust, davor hingegen ein bisschen geschmachtet und geseufzt. Hach ja.

Manchmal braucht es eben gar nicht viel, um alte Erinnerungen aufzufrischen. Der New Yorker Musiker Aaron Maine alias Porches hat sich neben "La boum – Die Fete" wohl auch gleich noch ein paar Klassiker von John Hughes reingezogen. Sein neues Album "Pool" unterscheidet sich nämlich nicht nur deutlich von seinem bisherigen schrammeligen Output, die zwölf lupenreinen und synthiegeschwängerten Pop-Perlen könnten auch ohne Probleme auf den Soundtracks sämtlicher Teenie-Filme aus den Achtzigern vertreten sein. Es lädt zudem gleichermaßen zum Tanzen wie zum Träumen ein: Wenn man sich zu "Mood" gemeinsam im Nachsitzraum mit Emilio Estevez, Judd Nelson, Ally Sheedy und Co. befindet, im Rhythmus auf die Tische klopft und überlegt, wie man ohne viel Aufhebens am Rektor vorbeikommt, ist der "Breakfast club" gar nicht mehr fern. Zum übersprudelnden Pop von "Car" könnte man hingegen mit Jon Cryers Duckie-Figur eine heiße Sohle aufs Parkett legen. Danach heult man dann eine Runde mit Molly Ringwald, weil alle ihren 16. Geburtstag vergessen haben, während "Glow" mit viel Pathos auf dem Plattenteller rotiert.

Es geht aber auch weniger dramatisch: "Braid" schubst sogar Alan Ruck als neurotischen Cameron auf die Tanzfläche, auf der sich Matthew Broderick alias Ferris und Mia Saras Sloane längst ausgelassen dem Beat hingeben. Lounge-Feeling wie in St. Elmo's Bar gibt es im schwermütigen "Shaver", das zudem mit einer kleinen Bläsereinlage aufwartet, während sich die Emotionen im düsteren "Shape" nur langsam ausbreiten, der nächste Kampf zwischen den verfeindeten Gangs Greasers und Socs aber bereits anzustehen droht. Am Ende bleiben vor allem die Erinnerungen an viele tolle, gar nicht peinliche Film-Minuten, die zum wunderbar-luftigen "Security" noch einmal vorm inneren Auge vorbeiziehen. Und die Hoffnung, dass Lloyd Dobler doch noch unter dem heimischen Fenster auftaucht. Ohne Diane, versteht sich.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Braid
  • Mood
  • Glow
  • Car

Tracklist

  1. Underwater
  2. Braid
  3. Be apart
  4. Mood
  5. Hour
  6. Even the shadow
  7. Pool
  8. Glow
  9. Car
  10. Shaver
  11. Shape
  12. Security
Gesamtspielzeit: 38:20 min

Im Forum kommentieren

saihttam

2016-12-13 02:18:18

Ist soweit ganz ok. Schöne, schmachtende, verträumte Synthpop-Songs! Der Gesang gefällt mir teilweise nicht so gut, wenn er zu schief klingt oder zu viel Autotune verwendet wird. Insgesamt ist das auf jeden Fall grundsolide, ohne jetzt wirklich zu begeistern. Aber das braucht es ja auch nicht immer.

musie

2016-05-20 10:30:33

ein feines Album!

saihttam

2016-02-04 01:34:38

Ich werde hier auf jeden Fall mal reinhören. Frankie Cosmos spielt doch auch auf dem Album mit, oder? Und die ist schon klasse.

Armin

2016-02-03 21:57:44

Frisch rezensiert!

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