Anderson Paak - Malibu

Steel Wool / Membran / Sony
VÖ: 15.01.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Am Strand der Träume

Die Strände an Amerikas Westküste sammeln viel Krempel. Richtige Trödelfelder aus all dem, was anschwimmt oder hinterlassen wird. Sie sind der umgekehrte Sunshine-State, die offengelegte Schwäche des US-Sozialstaats, den es in Wirklichkeit nicht gibt, die Inversion des Amerikanischen Traums. Nachts streifen Obdachlose über die kleinen Sanddünen, lesen auf, was halbwegs wertvoll ist und tauschen es gegen Essen. Anderson Paak kennt diese Suche. Er verlor seine Arbeit auf einer Marihuana-Farm, war mit Frau und Kind obdachlos. Kleine Jobs für die Hip-Hop-Gruppe Sa-Ra brachten ihn wieder auf die Beine, auch dröselte er am Schlagzeug für ein American-Idol-Starlet. Doch eigentlich war Paak weiter suchend, nach der eigenen Stimme, den eigenen Songs und irgendwem, der zuhört.

Sein Debüt "Venice" in 2014, der Strand-Story erster Teil, wurde verhalten positiv wahrgenommen. Doch dies reichte aus, dass Dr. Dre den Afro-Koreaner einlud, mit auf dem Soundtrack zu "Compton" zu singen. Paak stahl allen die Schau, wurde zu einer Untergrund-Berühmtheit, auf einmal geachtet bei den personellen Institutionen des Rap. All diese Etappen münden in "Malibu", Paaks Lebensgeschichte als musikalischer Strand. Nur dass er auf diesem nicht Trödel zusammenklaubt, eher das gesamte Repertoire der Black Music. Das sind gefällige Funk-Gitarrenriffs eines Prince in "Put me thru", das wispernde Jazz-Saxophon eines Kamasi Washington in "The bird", der soulige Gospel einer Mavis Staples in "Silicon Valley" oder der solipsistische Übermut von Kanye West im Champagner-Reigen auf "Heart don't stand a chance".

In "Come down" torkelt der eingängige Bass zu Paaks kratzigem Rap. Auf der zweiten Albumhälfte wechselt er häufiger zum weichen Gesang und erinnert an einen schmächtigeren James Brown. Paak durchblättert die eigene Biographie wie einen Bildband, sinniert über die Kindheit, die er vor dem TV ausgesetzt überdauerte. "The dreamer" ist dann ein warmer, versöhnlicher Abschluss. Der Ausruf "Don't stop now / Keep dreaming", verstärkt von einem Hintergrundchor, ist keine Kampfansage, sondern fasst Paaks Parole zusammen. "Malibu" hätte, bei allem, was Paak widerfahren ist, ein verbittertes, übel-wütendes Werk, gar eine Abrechnung sein können. Doch diese hat Kendrick Lamar mit "To pimp a butterfly" bereits veröffentlicht.

Paak ist der verspieltere und geschmeidigere Gegenpol zu Lamar. Seine Geschichten werden im Plauderton erzählt. Er verführt lieber, als dass er schockiert. Und kommt um kleine Makel nicht herum: "Parking lot" ist schon zu süßlich, "Celebrate" hat so viel vom Neo-Soul-Aroma, dass es nicht sonderlich interessant daherkommt. Auch klar ist: Paak ist mit "Malibu" noch nicht fertig, die Suche ist nicht beendet. Denn am Strand gibt es viel zu träumen.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The season / Carry me
  • Come down
  • The dreamer (feat. Talib Kweli & Timan Family Choir)

Tracklist

  1. The bird
  2. Heart don't stand a chance
  3. The waters (feat. BJ the Chicago Kid)
  4. The season / Carry me
  5. Put me thru
  6. Am I wrong (feat. ScHoolboy Q)
  7. Without you (feat. Rapsody)
  8. Parking lot
  9. Lite weight (feat. The Free Nationals United Fellowship Choir)
  10. Room in here (feat. The Game & Sonyae Elise)
  11. Water fall (Interluuube)
  12. Your prime
  13. Come down
  14. Silicon Valley
  15. Celebrate
  16. The dreamer (feat. Talib Kweli & Timan Family Choir)
Gesamtspielzeit: 61:03 min

Im Forum kommentieren

Come on

2018-11-18 13:19:35

Toller Song schade das er nicht im Sommer raus kam.

edegeiler

2018-11-18 12:22:31

Tints ist einfach nur geil.

Armin

2016-02-03 21:54:48

Frisch rezensiert!

Meinungen?

Achim

2016-01-25 20:39:36

8.0-8.5/10. Teilweise geiler, mittelamerikanischer Flow.

Achim.

Armin

2016-01-25 20:37:11

Rezension folgt. Meinung schon mal?

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