Alex Mofa Gang - Die Reise zum Mittelmaß der Erde
People Like You / SonyVÖ: 29.01.2016
Trittbrettfahrer
Es ist schon hart wenn man als junge deutschsprachige Band Bock auf eingängige Gitarrenmusik hat. Weil die Felder alle doch schon längst bestellt sind, weil man sich an jeder Ecke mit irgendwelchen Beatsteaks-Vergleichen herumschlagen muss, weil neuerdings sogar die Donots auf Deutsch singen und manche richtig böse Zungen sogar Kraftklub als Referenz hervorkramen. Was macht man nun mit dieser bescheidenen Situation? Aus der Not eine Tugend. Zumindest im Falle von Alex Mofa Gang. Die Berliner nehmen alles mit, was irgendwie geht. Einen juvenil-doofen Bandnamen, um die Dorfjugend ins Boot zu holen, einen leidlich witzigen Albumtitel für den Anspruch und das Wörtchen "Garage", um bei der Beschreibung des eigenen Sounds voll kredibel zu klingen. Klingt erst mal verdächtig nach Futter für das Nachmittagsprogramm langweiliger Festivals.
Aber sei's drum: Was zählt, ist schließlich die Musik. Und die zeigt immer wieder, dass Alex Mofa Gang durchaus bemüht sind, den einen oder anderen guten Song auf die Reihe zu bekommen. "Nimm die Beine in die Hand" prescht als Opener beherzt voran und beschreitet souverän die Wege, auf denen auch die Beatsteaks einst gewandelt sind. "Herz über Kopf" gefällt trotz seines gruseligen Joris-Gedächnistitels mit flinkem Songwriting und auch der Closer "Alles wie es war" geht mehr als nur klar. Immer dann also, wenn Alex Mofa Gang das unbeschwerte Uptempo auspacken, funktioniert "Die Reise zum Mittelmaß der Erde" ganz vorzüglich. Allerdings säuft die Chose leider auch genauso zuverlässig ab, sobald die Band den Fuß mal ein wenig vom Gas nimmt. "Paris! Berlin! Schwerin" wird mit nervigen Synthies verschandelt, der Titeltrack erfüllt zwar brav alle gängigen Pop-Standards, fällt aber ansonsten nicht weiter auf. Und wenn "Wenn Du Dich umdrehst" anrollt, fragt sich der Hörer zwangsläufig, ob er sich noch im richtigen Album befindet.
Weil er sich recht unvermittelt mit einem Song konfrontiert sieht, für den sich vermutlich selbst Adel Tawil und Konsorten zu schade wären und der abwertende Adjektive geradezu magisch anzieht. Eklig, peinlich, schmerzhaft. Worte, die man auch für das direkt folgende "Nimm Deine Lügen mit" verwenden könnte. Zwei Songs, die kurz vor Toresschluss deutlich machen, wie bieder "Die Reise zum Mittelmaß der Erde" unterm Strich doch geraten ist. Bei Nummern wie "Unser Haus" oder "Lieber ganz alleine (als immer einsam sein)" hat man keine Sekunde gewartet. Und die Prima 5 hat man eigentlich auch schon vor Jahren verkauft. In bemitleidenswertem Zustand. So schaffen es Alex Mofa Gang mit ein paar okayen Songs dann auch nur kurz, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Da bleibt man doch lieber bei den Beatsteaks. Und überlässt Alex Mofa Gang den angesoffenen Besuchern im Nachmittagsprogramm langweiliger Festivals.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nimm die Beine in die Hand
- Alles wie es war
Tracklist
- Nimm die Beine in die Hand
- Paris! Berlin! Schwerin!
- Unser Haus
- Die Reise zum Mittelmaß der Erde
- Herz über Kopf
- Immer noch jung
- Lieber ganz alleine (als immer einsam sein)
- Viel zu viel
- Wenn Du Dich umdrehst
- Nimmer Deine Lügen mit
- Alles wie es war
Referenzen
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