Devin Dawn - Candy for the masses

Deshima / Zomba
VÖ: 23.09.2002

Chinesischer Zahnersatz

Hat sich schon einmal jemand gefragt, wie wohl die meistgehörten Redewendungen in deutschen Zahnartpraxen lauten? Nun, an den folgenden beiden Sätzen kommt man wohl kaum vorbei: 1.) "Nein, zahlt die Krankenkasse nicht!" 2.) "Zuviel Süßes ist schlecht für die Zähne." Woraus sich schlußfolgern läßt, daß die jungen Männer, die unter dem Namen Devin Dawn zusammen in die Saiten greifen, sich alles andere als vorbildlich an die "dreimal jährlich zum Zahnarzt gehen"-Regel gehalten haben. Entgegen aller Vernunft nennen sie nämlich ihr erstes Album "Candy for the masses" und Tischen auch noch einen kariösen Sound auf, der für löchrige Zähne und verstimmte Mägen sorgt.

Dabei schmecken die süßlichen Leckerlies des Quartetts aus Karlsruhe zunächst gar nicht mal schlecht. Nach dem punktgenau daherrockenden Opener "Trust in your religion" stibitzt die Mass Appeal-Single "All about this life" schamlos das Beste aus dem Ofen der weltberühmten Nickelbäcker. Ein fürwahr gelungener Coup, der Devin Dawn sogar die Pole Position der SWR 3-Hörercharts bescherte und dennoch nicht verhindern kann, daß es am Ende so kommt, wie es immer kommt, wenn man zuviel Süßes genascht hat: Magenschmerzen. Ganz, ganz schlimme.

Bereits beim stumpfgeschlagenen Punk-Knüppel "Perfect face" brodelt es unter der Bauchdecke. Die Cleverness der ersten beiden Stücke weicht unbeholfenen Hard-Rock-Tunes von der Stange, zu denen sich auch noch ganz besonders schlechte Ideen wie eine Coverversion von Nik Kershaws "Wouldn't it be good" gesellen. Solche Schmerzen hat man seit der Ziehung der eigenen Weisheitszähne nicht mehr erlebt. Wenn man sich die Beißerchen dann erstmal ruiniert hat, ist es natürlich auch kein Wunder mehr, daß es einem schon beim bloßen Gedanken an die restlichen Sweets auf "Candy for the masses" schlecht wird. Fragen Sie Ihren Zahnarzt!

(Daniel Gerhardt)