Various Artists - Für Hilde

Four / Sony
VÖ: 18.12.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Wem Ehre gebührt

Am 28.12.2015 wäre Hildegard Knef 90 Jahre alt geworden. Die 2002 verstorbene Schauspielerin, Sängerin und Überlebenskünstlerin war ein außergewöhnliches Talent. Davon zeugen ihre Filme, ihre Lieder und auch ihre faszinierende Autobiographie "Der geschenkte Gaul". Die "größte Sängerin ohne Stimme", wie sie von Ella Fitzgerald genannt wurde, war zweifellos eine prägende Figur der Nachkriegszeit. Dass nun mit "Für Hilde" eine Compilation von Neuinterpretationen diverser Knef-Klassiker erscheint, ist wenig überraschend. Doch es kann Entwarnung gegeben werden: Diese Songsammlung ist überwiegend geschmack- und stilvoll, auch wenn manche Coverversionen schon seit geraumer Zeit bekannt sind.

Wenn etwa Cosma Shiva Hagen zu einem wunderbar reduzierten Arrangement "Der Mond hatte frei" singt, kann man den Geruch von Zigaretten, schwerem Rotwein und großstädtischem Spätsommer förmlich in der Nase spüren. Mit samtweicher Stimme haucht Hagen dem Stück neues Leben ein. Auch Cäthe steuert mit "In dieser Stadt" einen angemessenen Beitrag bei. Was sich wie ein roter Faden durch die Zusammenstellung zieht, ist die Erkenntnis, dass die Knef eine formidable Texterin war. Nur äußerst selten driften die Songs ins Schlagerhafte ab, indessen durchweht sie ein Hauch von zeitloser Eleganz.

Doch nicht alle Gäste liefern gute Arbeit ab: Nisses Version von "Doch drehst Du Dich um" erinnert in seinem übersteigertem Pathos an die Kollegen Naidoo und Bourani. Auch Mark Forster weiß "Halt mich fest" nur wenig Neues abzugewinnen. Das kaputtgenölte "Intrigen Intrigen" von Jupiter Jones setzt den Unnötigkeiten dann die Krone auf. Da hätten die Herren gerne einen Schritt weiter vom eigenen Schatten wegspringen können. Eine positive Überraschung stellt hingegen "Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen" dar, welches die erstaunlich zahme Mieze charmant ins 21. Jahrhundert hievt.

Besonders interessant sind jene Tracks, die sich weit vom Original wegbewegen: Samy Deluxe rekapituliert in "Von nun an ging's bergab" seine eigene Karriere, was zwar eine nette Idee darstellt, in der Präsentation jedoch nicht über Dünnbrettbohrertum hinaus kommt. Viel besser schlägt sich da Dendemann, der in "Insel meiner Angst" in unnachahmlichem Duktus über den Missstand der Dinge berichtet. Überragend ist "Wohin ich blicke": Bela B und Bonaparte rezitieren zurückhaltend, lediglich von Schlagzeug, Bass und Streichern begleitet. Großes Kino. Selbstverständlich regnen am Ende die Rosen herab, doch das muss so sein. Sinatra musste auch immer "My way" singen. Und in diese Liga kann man Hildegard Knef mit Fug und Recht einordnen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In dieser Stadt (Cäthe)
  • Der Mond hatte frei (Cosma Shiva Hagen)
  • Wohin ich blicke (Bela B & Bonaparte)
  • Für mich soll's rote Rosen regnen (Alina)

Tracklist

  1. Intro
  2. Halt mich fest (Mark Forster)
  3. Im 80. Stockwerk (Die Fantastischen Vier)
  4. In dieser Stadt (Cäthe)
  5. Von nun an ging's bergab (Samy Deluxe)
  6. Ich gebe alles auf (Nörd)
  7. Der Mond hatte frei (Cosma Shiva Hagen)
  8. Doch drehst Du Dich um (Nisse)
  9. So hat alles seinen Sinn (Lea)
  10. Eins und eins, das macht zwei (Johannes Oerding)
  11. Lass mich bei Dir sein (Salut Salon)
  12. Meine Lieder sind anders (Miss Platnum)
  13. Intrigen, Intrigen (Jupiter Jones)
  14. Ich bin zu müde um schlafen zu geh'n (Clueso)
  15. Ich hab noch einen Koffer in Berlin (Selig)
  16. Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen (Mieze)
  17. Wohin ich blicke (Bela B & Bonaparte)
  18. Wieviel Menschen waren glücklich, dass Du gelebt? (Flo Mega)
  19. Insel meiner Angst (Dendemann vs. Hildegard Knef)
  20. Für mich soll's rote Rosen regnen (Alina)
Gesamtspielzeit: 67:05 min

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Armin

2015-12-21 21:49:16

Frisch rezensiert!

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