Kid Cudi - Speedin' bullet 2 Heaven

Republic / Universal
VÖ: 04.12.2015
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Experiment Wiederbelebung

Was Kid Cudi als "Man on the moon" in den letzten Jahren ablieferte, glich einem Höhenflug Richtung Rap-Avantgarde-Himmel. Er startete, nur mit ein paar Mixtapes beladen, mitten ins unbekannte Blaue hinein. Sogar in der Umlaufbahn von leuchtenden Fix-Sternen wie Jay Z und Kanye West zog er seine Kreise, berauscht von Lichtgeschwindigkeit und Sternenstaub. Immer mehr entfernte er sich vom Mutterschiff HipHop, was zunächst kein schlechtes Zeichen war. Den Höhepunkt erreichte Kid Cudi auf dem bisher unerforschten Planeten und Seitenprojekt namens WZRD.

Dort untersuchte er die ihm bis dahin fremde Lebensform "Rock / Alternative", die er mit spitzen Fingern auseinander klaubte und so zusammensetzte, wie es ihm gerade passte. Sensationell: Das Experiment funktionierte. Irgendetwas muss Captain Kid Cudi alias Scott Ramon Seguro Mescudi jedoch auf diesem Planeten widerfahren sein, was seine Kreativität nachhaltig beschädigte. Die beiden Single-Auskopplungen "Confused!" und "Speedin' bullet 2 Heaven" ließen es bereits vorausahnen. Denn "Speedin' bullet 2 Heaven", Kid Cudis fünftes Studio-Album, ist die Bruchlandung nach diesem Höhenflug.

Bis zur Schmerzgrenze sind die 26 (!) Tracks auf der Doppel-CD in die Länge gedehnt – wie Kaugummi, der schon lange seine frisch-fruchtige Note verloren hat. Es ist nicht leicht, das ganze Werk am Stück zu hören, denn es ist durchdrungen von schlecht intonierter und drogensumpfiger Depressivität und mit minimalen Mitteln produziert: Die klappernden Drums und monoton wabernden Grunge-Gitarren hat Kid Cudi selbst eingespielt, und zwar ohne Clicktrack. Dadurch wirkt das Album jedoch keinesfalls organisch, sondern schlicht lieblos. Auf der zweiten CD hat der 31-Jährige auch noch – als könnte es nicht noch schlimmer werden – Demos und Song-Skizzen geklatscht, welche den seltsamen Nachgeschmack dieses Valium-Kaugummis noch verstärken.

Nach eigener Aussage widmete Kid Cudi das Album all denen, die mit geistigen Störungen zu kämpfen haben. Die konsequente Umsetzung davon, das muss man ihm zugute halten, schlägt sich in den undurchschaubaren und manischen Lyric-Fragmenten nieder: "No more chicken sandwiches / Yes, I'll pay for the damages." Leider wird jedoch der künstlerische Ansatz von Realitätsflucht und innerer Zerrissenheit vom emotionslos-unterkühlten Gesamtpaket nicht ausreichend abgedeckt.

An den Nerven zehren auch die eigenwilligen Einspieler der Comic-Proleten-Rocker Beavis & Butthead am Ende mancher Tracks, zum Beispiel in "Man in the night". Diese unnötigen Elemente töten letztlich jede gutgemeinte Interpretation ab. 90er-Grunge, Post-Punk und Null-Bock-Generation in allen Ehren, aber wieso musste Kid Cudi die beiden grässlichsten Zombies dieser Dekade wiederbeleben? "Beavis, punk rock is not dead", grunzt Butthead. Das mag zwar stimmen, aber die 90er sind es nun mal. Und das Experiment "Wiederbelebung" ist in diesem Fall missglückt.

(Felix Mildner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Confused!
  • Wedding tux
  • Speedin' bullet 2 Heaven

Tracklist

  • CD 1
    1. Edge of the Earth / Post mortem boredom
    2. Confused!
    3. Man in the night
    4. Screwed
    5. Fade 2 red
    6. Adventures
    7. The nothing
    8. Amen
    9. Handle with care
    10. Judgemental cunt
    11. Séance chaos
    12. Fairy tale remains
    13. Wedding tux
    14. Angered kids
    15. Red sabbath
    16. Fuchsia butterflies
    17. Speedin' bullet 2 Heaven
    18. Embers
  • CD 2
    1. Anomaly (Rehearsal demo)
    2. The return of Chip Douglas (Demo)
    3. Trauma
    4. Wait! (Rehearsal demo)
    5. Insides Out
    6. Speedin' bullet 2 Heaven (Acoustic demo)
    7. Worth
    8. Melting
Gesamtspielzeit: 91:22 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2022-03-01 13:39:24

Der Titeltrack ist wirklich gut. Wunderbar trippige Atmosphäre.

Mondwaffel

2019-08-05 19:34:28

Kämpfe mich gerade noch einmal durch und es bleibt einfach eine Skurrilität. Die Tatsache, dass das von den Produzenten, Soundtechnikern und Labelbossen durchgewunken wurde ist direkt unheimlich. Lässt aber erahnen wie kaputt Cudi zu der Zeit gewesen sein muss. Breche immer noch in Gelächter aus, wenn ich sein Gekreische in "Judgmental Cunt" höre, dazu diese Over-the-Top-Borderline-lyrics.

Dabei hätte es durchaus für ein kleines Projekt gereicht: Runtergetrimmt auf die 7-8 hörbaren Tracks, dazu dann noch sämtliche B&B-Skits streichen und man erhält ein halbwegs brauchbares Album. Wäre sicherlich auch leichter verdaulich gewesen, wenn er das Teil nach Kids See Ghost rausgebracht hätte.

Anonymität

2019-04-21 20:16:31

Ja Fantano Review ist gut.
Auch lustig das Cudi ne 0 hat und ne 10/10.

maxlivno

2019-04-21 15:00:29

Gerne auch die Fantano Review schauen. Hat mich gut unterhalten

Anonymität

2019-04-21 12:51:54

Finde die echt skurril obwohl ich so rockigen Nummern wie Condused! durchaus was abgewinnen kann.

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