Fools Garden - Flashback

Sony
VÖ: 27.11.2015
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Play it again, Sam

24 Jahre Bandgeschichte und was bleibt ist nur dieser eine Song? Das darf doch nicht wahr sein! Vor 20 Jahren genau, im Jahre 1995 landeten Fools Garden mit "Lemon tree" einen Nummer-1-Hit in Deutschland, der sogar in Großbritannien auf Platz 26 chartete. Einer der besten Oasis-Songs, die nicht nicht von Oasis stammen, mauschelt so manch einer noch heute. Der Rezensent, seinerseits teilweise in Pforzheim – der Heimatstadt der mittlerweile zum Quartett geschrumpften Truppe – aufgewachsen, wurde quasi jährlich, wenn es im wohl hässlichsten Städtchen Deutschlands etwas zu feiern gab, damit gequält, zuzusehen, wie Fools Garden sich auf der Bühne einen abgniedelten, ohne dass es jemanden zu interessieren schien. Bis, naja, bis eben "Lemon tree" angestimmt wurde und die Menge ins große Schunkeln geriet: "I wonder how / I wonder why..."

Was also tun als Band, die seit fast einem Vierteljahrhundert irgendwie nie weg war, aber doch immer nur an diesem einen Song gemessen wird? Ganz klar: Den alten Hit neu auflegen und den restlichen Platz auf der CD mit Coverversionen füllen. Damit in Zukunft immer geschunkelt wird. So ergibt man sich fachmännisch seinem Schicksal als One-Hit-Wonder. Auf "Flashback" findet sich ein seltsames Allerlei von Welthits aus den Neunzigerjahren: "Enjoy the silence", "Streets of Philadelphia" oder auch "Don't speak" werden da neuverpackt. Letzteres ist dabei noch das herausstechendste Stück, denn der Ukulele-Sound kommt derart entrückt daher, dass unumwunden vom verfehlten Thema gesprochen werden darf, während die beiden erstgenannten insgesamt sehr blass und wenig neuartig daherkommen.

"Frozen" von Madonna ist ein weiterer Klassiker, der mit Synthie-Rauschen, Akustikgitarre und überdramatischem Hall auf den Vocals verschandelt wird. Spätestens wenn sich die Badener an das Erbe der Backstreet Boys wagen und "I want it that way" noch schlechter darbieten als das Original es ohnehin schon ist, gilt es ein lautes "Auweia" loszuwerden. Der neue Anstrich als Blues-Rock-Stück im Uptempo bröckelt viel zu schnell. Danach immerhin folgen noch sieben eigene Songs, die alle insgesamt originärer daherkommen als Vorheriges. Es sind sympathische Titel, die zwar allesamt kein Hit-Potenzial entfalten, aber immerhin in ihrer Ausdrucksweise zu Fools Garden passen. "Wild days" könnte der geneigte Radio-Hörer wohl noch kennen.

"Lemon tree" indes findet sich gleich zweimal auf "Flashback": Als Opener in der Version 2.0 sowie als Closer in der bekannten Machart. Ersterer wurde mit Synthie-Gefiepse untermalt und Sänger Peter Freudenthaler gibt sein Bestes, um den Track zu modifizieren, der im Refrain ganz unerwartet ausbricht und einen auf Coldplay macht. Es ist wie wenn Muttern dem Kinde im Bette das bekannte Schlaflied mit falscher Melodie darbietet: Ab dem Zeitpunkt, wenn beiden auffällt, dass da was schiefläuft, wird es unangenehm. Und so bleibt am Ende von "Flashback" wieder einmal genau eines: "Lemon tree". So wie man es kennt, und, auch wenn man es abstreiten mag, immer irgendwie geliebt hat.

(Pascal Bremmer)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lemon tree

Tracklist

  1. Lemon tree (2.0 version)
  2. Enjoy the silence
  3. Sailing on the seven seas
  4. Why
  5. Ordinary world
  6. Streets of Philadelphia
  7. One of us
  8. Don't speak
  9. Frozen
  10. I want it that way
  11. Wild days (Studio version 2009)
  12. Suzy (Studio version 2009)
  13. Welcome sun (Studio version)
  14. High time (Studio version)
  15. Innocence (Radio edit)
  16. Maybe (Radio edit)
  17. Lemon tree
Gesamtspielzeit: 53:29 min

Im Forum kommentieren

Soissesdoch

2017-04-29 16:04:33

"Lemon Tree" war zwar bisschen braver Gymnasiallehrer-Pop, aber weitaus nicht so schlecht, wie er oft gemacht wurde.

Einer der schlimmsten Machwerke aller Zeiten

Hol Stöckchen

2017-04-29 15:42:16

Sänger Peter Freudenthaler saß in der Jury des litauischen Vorentscheids zum Eurovision Song Contest.

War der Sitz denn bequem für ihn?
Sitzen wird ja auch unterschätzt. Immer wenn schlimmes Radio läüft, muss ich mich auf den Pott setzen.

mispel

2017-04-29 13:54:55

muß man sich nur mal die Kommentare auf YouTube ansehen

Haha sehr geil. Sogar in Kasachstan. Aber der Song ist schon gut. Damals wie heute.

Zuzu

2017-04-29 08:17:24

"Lemon Tree" war zwar bisschen braver Gymnasiallehrer-Pop, aber weitaus nicht so schlecht, wie er oft gemacht wurde. Eigentlich ein ganz nettes Britpop-Lied.

Hartmut Drängler

2017-04-28 23:28:25

i dochte des is a Schwob

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum