Kurt Cobain - Montage of heck: The home recordings (Deluxe edition)

Universal
VÖ: 13.11.2015
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Ekel

Ohne Umschweife: "Montage of heck: The home recordings" ist eine unverschämte, pietätlose Frechheit. Das als Soundtrack zur gleichnamigen Dokumentation ausgegebene Machwerk spuckt auf all das, was der Künstler Kurt Cobain zu verkörpern versuchte. Es enthält minderwertige Versionen halbfertiger Songs, krude Experimente und obskure Spoken-Word-Passagen, ohne dabei Stringenz oder gar einen Mehrwert zu besitzen. Anstatt Einblicke in den kreativen Prozess Cobains zu offenbaren, suhlt sich die Zusammenstellung in ekelhaftem Voyeurismus.

Das "Album" am Stück zu hören, ist eine leidvolle Erfahrung. Schon "The yodel song" lässt Sehnsucht nach plötzlicher Taubheit aufkeimen. Cobain tut das, was der Titel verspricht und erzeugt mitleidserregende Geräusche. Dass sein Gitarrenspiel alles andere als filigran daherkommt, macht die Sache nicht besser. Es gibt Gründe, weshalb Schlafzimmeraufnahmen in der Regel nicht veröffentlicht werden. Sehr gute Gründe. Auch lustlos dahingeschrammelte Nichtigkeiten wie "Desire" oder das müde Beatles-Cover "And I love her" braucht niemand. Und dann ist da plötzlich "Beans", in der Schlumpfhausen-Version. Fehlt eigentlich nur noch ein Track mit Pupsgeräuschen, um das Gesamtbild zu vervollständigen.

In seltenen Momenten erinnern die Klangschnipsel an John Frusciantes psychotisches Solowerk der Neunziger, ohne jedoch deren urtümlichen Irrsinn zu transportieren. Cobain klingt so, wie man eben klingt, wenn man daheim ein bisschen herumschrammelt und sich keine große Mühe gibt. Wenn er in "Aberdeen" einen Selbstmordversuch literarisch verarbeitet, ist das zwar auf morbide Weise faszinierend, aber wirkt im Kontext völlig deplatziert. Wobei im Kontext der Leichenfledderei so ziemlich alles deplatziert wirken muss. Traurig ist das, auf vielen Ebenen. Selbst dem fanatischsten Anhänger wird hier der Magen flau.

Die interessantesten Augenblicke auf "Montage of heck: The home recordings" stellen die Klangcollagen des Nirvana-Frontmannes dar. Sie sind zwar dilettantisch, aber nicht ohne Charme. Besonders "Reverb experiment" erinnert an Live-Exzesse seiner Band. Einsam und verlassen thront allerdings eine intime Aufnahme von "Sappy" über dem planlosen Rest, und selbst diese kann nicht im Ansatz die Magie der Band-Version von 1993 transportieren. Man fühlt sich beim Hören, als würde man stehlen. Im Vergleich hierzu sind selbst die kaputtesten Lieder auf "With the lights out" das reinste Grammy-Material. "Ain't it a shame", fragte Cobain dereinst per Leadbelly-Cover. Hier ist die Antwort.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sappy (Early demo)

Tracklist

  1. The yodel song
  2. Been a son (Early demo)
  3. What more can I say
  4. 1988 Capitol Lake Jam commercial
  5. The happy guitar
  6. Montage of Kurt
  7. Beans
  8. Burn the rain
  9. Clean up before she comes (Early demo)
  10. Reverb experiment
  11. Montage of Kurt II
  12. Rehash
  13. You can't change me / Burn my britches / Something in the way (Early demo)
  14. Scoff (Early demo)
  15. Aberdeen
  16. Bright smile
  17. Underground celebritism
  18. Retreat
  19. Desire
  20. And I love her
  21. Sea monkeys
  22. Sappy (Early demo)
  23. Letters to Frances
  24. Scream
  25. Frances Farmer will have her revenge on Seattle (Demo)
  26. Kurt ambiance
  27. She only lies
  28. Kurt audio collage
  29. Poison's gone
  30. Rhesus monkey
  31. Do re mi (Medley)
Gesamtspielzeit: 71:22 min

Im Forum kommentieren

frances loves daddy

2015-12-30 12:27:06

frances cobain sieht hammer aus.

http://www.ok-magazin.de/frances-bean-cobain-freund-isaiah-silva-sieht-aus-wie-kurt-cobain-31574.html

oliver

2015-12-30 09:52:01

schwachsinn. das ist genau das, was ich mir von diesem release erwartet habe. allein mit kurt zuhause.
nur dieses happy guitar, das hat er nie im leben gespielt

Motörhead

2015-12-29 11:26:02

...und Lemmy Kilmister wird der nächste sein, dem das blüht.

Demon Cleaner

2015-12-29 11:14:26

Grohl und Novoselic dürften über die privaten Aufnahmen von Cobain nichts zu verfügen haben. Das können nur die Erben - die leider offensichtlich alles zu Geld machen wollen.

The MACHINA of God

2015-12-29 11:11:02

Ich denke, er hat überhaupt keine Handhabe. Kurts Songs. Nur von Kurt aufgenommen.

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