Vanden Plas - Chronicles of the immortals: Netherworld II
Frontiers / SoulfoodVÖ: 06.11.2015
Am Ende der Nacht
Stille Nacht, heilige Nacht? Von wegen! Kaum eine Gestalt ist unheiliger als ein Vampir, kaum ein Abenteuer packender als das des Untoten Andrej Delany. Die "Blutnacht" erzählt dessen Geschichte als Bühnenadaption des Wolfgang-Hohlbein-Epos "Die Chroniken der Unsterblichen", ein nicht weniger als 15 Bände umfassender Romanzyklus. Für dessen Umsetzung tat sich der Fantasypapst vor ein paar Jahren mit den deutschen Prog-Metal-Meistern Vanden Plas zusammen. Die wiederum veröffentlichen die dazugehörige Musik als Zweiteiler unter dem Titel "Chronicles of the immortals: Netherworld". Der Auftakt erschien Anfang 2014, mit etwas Verspätung wird die Vampirsaga nun zu ihrem musikalischen Abschluss gebracht.
Anders als in der zugrundeliegenden Erzählung sind hierbei keine großen Überraschungen zu erwarten. Eine epische Geschichte erfordert eine epische Ausdrucksform. Wie schon auf dem ersten Teil geht es also entsprechend wuchtig zur Sache, und wie schon der Auftakt ist auch der Abschluss nicht gerade eine Ausgeburt an Abwechslung. Es bestehe vorrangig für Nichteingeweihte "die Gefahr, das Konzeptalbum hinter dem Prog-Metal-Album aus den Augen und Ohren zu verlieren", hieß es damals – und heißt es auch heute. Bombast wird hier wieder mal so groß geschrieben, dass selbst die ähnlich gelagerte avantgardistische Metal-Riege um Rhapsody Of Fire & Co. zuweilen ins Staunen geraten dürfte. Natürlich verstehen es Vanden Plas dabei deutlich besser, die bei solchen Werken zahlreich lauernden Klippen des Kitsch gekonnt zu umschiffen.
Trotz aller Härte präsentiert sich nämlich auch "Netherworld II" als dramaturgisch durchaus ausgefeiltes Werk. Schon im eröffnenden "Vision 11even In my universe" ist der Spannungsaufbau vorbildlich, und nicht nur hier gilt: Wer die intensivere Auseinandersetzung mit Album und Abenteuer nicht scheut, wird mit der Entdeckung neuer Facetten belohnt. Besonders im viertelstündigen "Vision 14teen Blood of Eden", das statt auf Härte auf die teils mehrsprachige Darbietung von Andreas Kuntz und einer weiblichen Gesangspartnerin setzt. Das daran anschließende "Vision 15teen Monster" könnte kaum ein größerer Kontrast dazu sein. Der bedrohlich-düstere Touch, der die gesamte Geschichte durchzieht, kommt hier wohl am besten zur Geltung.
Wie schon auf dem Vorgänger gibt es aber auch hier Momente, die im Kontext der Geschichte absolut Sinn ergeben mögen, musikalisch aber kaum für sich selbst stehen können. Während "Vision 13teen Stone roses edge" sogar das Zeug zum Skip-Kandidaten hat, rauscht "Vision 16teen Diabolica comedia" nur unerkannt durch. Auch schleichen sich zum Ende hin doch langsam Abnutzungserscheinungen ein. "Vision 17teen Where have the children gone" etwa ist ein einziges Déjà-Vu-Erlebnis. Mit den beiden letzten Tracks gehen Vanden Plas dann aber doch noch mal in die Vollen: "Vision 18teen The last fight" ist den Pfälzern so mitreißend-heroisch gelungen, wie es sich für einen Showdown gehört. Und durch das feierliche "Vision 19teen Circle of the devil", das die Geschichte abschließt, dabei aber auch stilistisch an den ersten Teil anknüpft, kommt dann doch noch so etwas wie "Stille Nacht, heilige Nacht"-Feeling auf.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Vision 11even In my universe
- Vision 14teen Blood of Eden
- Vision 19teen Circle of the devil
Tracklist
- Vision 11even In my universe
- Vision 12elve Godmaker's temptation
- Vision 13teen Stone roses edge
- Vision 14teen Blood of Eden
- Vision 15teen Monster
- Vision 16teen Diabolica comedia
- Vision 17teen Where have the children gone
- Vision 18teen The last fight
- Vision 19teen Circle of the devil
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Armin
2015-11-30 23:29:08
Frisch rezensiert!
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