Charles Pasi - Sometimes awake

Believe / Soulfood
VÖ: 13.11.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Faible für Nostalgie

Der junge Tom Waits, der mittlere Bob Dylan, der ewige Randy Newman: Es sind große Namen, mit denen Charles Pasi verglichen wird. Und keine Frage: Parallelen zu diesen Giganten sind deutlich zu erkennen. Aber es braucht sie gar nicht, denn Pasi hat genügend Individualität, um für sich selbst zu stehen. "Sometimes awake" ist sein drittes Album, und es sollte ihn aus dem Schatten seiner musikalischen Referenzen befördern und über die Grenzen seiner Heimat Frankreich hinaus bekannt machen.

Pasi fängt da an, wo andere aufhören: "A man I know" ist eine stilvolle, elegante Piano-Nummer und der sanfte Einstieg in eine vielseitige und ambitionierte Platte, die Elemente aus Blues, Jazz, Rock und Piano-Pop vereint. Pasis Stimme ist kratzig und voll, Violinen werden gestrichen und gezupft, die Akkorde kippen ins Moll. Ganz anders "No company", das vom Yacht-Rock der Seventies und vom weißen Slow-Motion-Funk beeinflusst ist. Es gibt geschmackvolle Gitarrenlicks, heulende Orgeln und eine Mundharmonika, die Pasi spielt wie einst Stevie Wonder. Bei "Too many friends", in dem sich der Franzose bittersüße Gedanken über die Anzahl der Ex-Freunde seiner Geliebten macht, vereinigen sich Reggae-Elemente mit Slide-Gitarren. Und so geht es weiter: Jeder Song variiert in Atmosphäre und Instrumentierung, in Ausdruck und Farbe. "Fading picture" ist ein düsterer Klageblues, "Little love" bietet Piano-Pop mit ausgeprägter Soul-Note. Dieser Ritt durch die Genres hält die Aufmerksamkeit durchgängig hoch.

Es ist offensichtlich, warum Pasi diesen Albumtitel gewählt hat. Dies ist keine Musik für Wachgeister und Analytiker, für Realisten oder Logiker. Sondern für Träumer und Spinner. Pasi spielt und singt sich durch die Rollen und Epochen, die ihn faszinieren. Durch jede Note schimmert sein Faible für Nostalgie und die Zeiten, in denen er nie gelebt hat. Zwar wirkt nicht jede Sequenz gleichermaßen glaubwürdig, doch das ist bei einer so großen Vielfalt auch nicht weiter verwunderlich. Aber das Niveau bleibt ausnahmslos hoch. Richtig gut wird es noch einmal in "A sleeping scene", einer simplen Lagerfeuer-Komposition für die Akustikgitarre, die zu ihrem Ende hin mit Geigen vergoldet wird. Für "Sometimes awake" hat Pasi mit Filmregisseur und Schauspieler Jean-Philippe Verdin zusammengearbeitet, und beide haben das Album wie einen Film gedacht und arrangiert. Den Schlusspunkt setzt mit "Nonna" ein Mundharmonika-Instrumental, das wie ein Film-Abspann aus den 30er Jahren klingt. Ein Schlitzohr, dieser Pasi. Und ein begabter Darsteller, der sich mit diesen Songs aus dem Schatten seiner Referenzen gestohlen hat.

(Sebastian Meißner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • No company
  • A sleeping scene

Tracklist

  1. A man I know
  2. No company
  3. Too many friends
  4. Fading picture
  5. Little love
  6. Mama song
  7. Song for Etta
  8. Lazy lady
  9. End of the world
  10. A sleeping scene
  11. Nonna
Gesamtspielzeit: 44:12 min

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Armin

2015-11-24 21:13:57

Frisch rezensiert!

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