Zombi - Shape shift

Relapse / Rough Trade
VÖ: 16.10.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Das neue Hypnosemedikament

Genau wie das Coverartwork widersetzt sich auch die Musik von Zombi einer genauen Zuordnung von Höhe und Tiefe. Das begründet auch, warum man auf so wackligen Beinen steht, sobald sich einem "Shape shift" selbstvergessen ins Ohr gießt. Zumindest bringt die Genre-Verortung der Band auf der hauseigenen Facebook-Seite Licht in die Dunkelheit, in der man bereits mehrfach Orientierung und den Boden unter den Füßen verloren hat: "Zombi, n. the world's state-of-the art synth/prog/post-rock band." Aha, Neutrum! Und nur weil das nun in der Form eines Rechtschreibwörterbuch-Eintrags verfasst worden ist, soll man ihnen das nun glauben?

Der Keyboard-Einstieg von "Total breakthrough" schielt zunächst müde in den Progressive Rock, bevor Zombi wie beiläufig andeuten, dass es dem Duo auch auf "Shape shift" in leichtfüßigen Sequenzen gelingt, eine anhaltende, druckvolle Spannung rein instrumental zu erzeugen, die allein auf Sci-Fi-Synthies und Bassgitarre sowie auf A.E. Paterras akzentuiertes Schlagzeugspiel vertraut. Über "Shape shift" zieht ein Überdruckgebiet aus sperrigen Beatbasteleien auf, dem Steve Moore ein besonnenes Ineinanderfließen von Bassgitarre und vielfältigen Synthesizer-Strudeln entgegensetzt. Letztere sind mal flächig und richten sich wie in "Interstellar package" trotz sprödem Moog-Synthesizer gen Tangerine Dream. In "Diffraction zone" hingegen zelebriert er mit stotternden, hektischen Keyboardmelodien und dringlichem Basslauf die cineastischen Qualitäten, die Zombi noch in jedes ihrer Alben einpflanzen konnten.

Aus dem Material von stundenlangen, gemeinsamen Improvisationen destillierten Zombi die prägnanten Stellen heraus, die zumeist auf drei bis fünf Minuten heruntergebrochen wurden. Im Studio formten Paterra und Moore dann die Essenz dieser Jam-Sessions zu massiv durchstrukturierten und dennoch natürlich gewachsenen Stücken. Der Schlusspunkt ihres sechsten Albums, "Siberia II", allerdings bestreitet einen anderen Weg: Eine Viertelstunde lang fügen sich Zombis rhythmische Extravaganzen einem trägen Tempo, dessen Mit- und Gegeneinander von Bass und Schlagzeug Auflösungstendenzen innewohnen. Davon befeuert macht sich ein gewittriger Synthesizer-Flächenbrand breit, der mit ölig-entzündlicher Hypnoseflüssigkeit entfacht wurde, wodurch "Siberia II" sich zu einem uferlosen, sphärischen Brett entwickelt. Wenn man dann noch versehentlich einen Tick zu lange auf das Frontcover gestarrt hat, kommt einem das Gespür für Oben und Unten vollständig abhanden. Selbigen Effekt löst auch die Musik auf "Shape shift" für sich allein genommen aus: Besser zunächst nicht zu hoch dosieren, ansonsten kann man erstens eventuell nicht mehr wieder damit aufhören, und lassen sich zweitens chronische Gleichgewichtsstörungen nicht vollständig ausschließen. Und, ach ja, das mit dem Genre, das glauben wir ihnen, wenn's nur bald mehr davon gibt!

(Henrik Beeke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Diffraction zone
  • Toroidal vortices
  • Siberia II

Tracklist

  1. Pillars of the dawn
  2. Total breakthrough
  3. Mission creep
  4. Interstellar package
  5. Diffraction zone
  6. Toroidal vortices
  7. Shadow hand
  8. Metaverse
  9. Siberia II
Gesamtspielzeit: 55:51 min

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Escape Velocity

2015-11-27 15:39:45

Für mich ein absoluter Pflichtkauf. Alleine das Artwork enttäuscht ein wenig. Das von Escape Velocity gehört für mich in die Top 5 der besten Artworks ever!

Armin

2015-11-24 21:16:46

Frisch rezensiert!

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