Den Sorte Skole - Indians & cowboys

Den Sorte Skole
VÖ: 26.10.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Schwarze Platten mit tiefen Riefen

Es ist verwirrend. Wo befinde ich mich gerade? Ist es das Deutschland der frühen Achtzigerjahre, ist es Indien in den Siebzigern, ist es die anatolische Jazz-Szene? Französische Avantgarde? Welcher Kontinent? Welches Jahrzehnt? Nicht sicher, keine Ahnung, hier verliert sich jede Spur. Irre. Ein paar Four-to-the-Floor-Beats, dann sofort ein paar Akkorde auf der Sitar – welcher Track ist das gerade? Ach, ja "Humani". Alles fahren gelassen. Der Kosmos von Den Sorte Skole in "Indians & cowboys" ist undurchschaubar. Die DJs aus Kopenhagen haben ein Album zusammengetragen, gesampelt. 350 Vinyl-Platten aus 75 Ländern und sechs Kontinenten, veröffentlicht zwischen 1956 und 1996 haben sie verwendet. Völlig unzählbar sind ohnehin die Anzahl der Passagen, die sie dort herausgenommen haben. Es ist der Sound der Welt, ein Sound aus 40 Jahren.

Den Sorte Skole ist "Die schwarze Schule". Sicher, denn ihr Medium ist Vinyl. Nicht so sicher ist allerdings die rechtliche Grundlage, auf der sie operieren, wie sollen zehntausende Samples denn auch lizenziert werden. Schwarz ist auch die Illegalität und so bleibt man beim Vertrieb lieber rechtlich grau, die DJs verschenken ihr Album auf ihrer Webseite, wer möchte, kann spenden. Schwarz ist aber auch das Album, düster und schwer und symphonisch und doch heiter, offen, sehr offen, keine Grenzen, ob Raum oder Zeit, ob kulturell oder juristisch, klassisch oder avantgardistisch, Harmonie oder Chaos. Den Sorte Skole legen einen Beat zugrunde, darüber knüpfen sie Schicht um Schicht, Sound um Sound. Manisch. Schnell. Aber nie willkürlich. Immer ist da das Gefühl, dass das hier gerade sehr viel Sinn macht und die einzig mögliche Kombination aus allem ist. Hier zeigen die DJs ihren Platz in der Welt. Um einen herum ist es scheußlich, laut, durcheinander, schön, unruhig, klar. Dabei sieht alles, was Den Sorten Skolen hier geschaffen haben, kinderleicht aus, ein Kinderspiel wie Cowboy und Indianer.

In einem Interview sagte die Band, es sei doch verwunderlich, dass immer die Cowboys diejenigen seien, die zuerst genannt werden, deswegen hielten sie es im Albumtitel andersherum. Unsere Weltsicht sei auf uns selbst, auf westliche Musik beschränkt, dabei lauert Schönheit überall. Die Indianer, so sagen sie, hatten kein Konzept von Privatbesitz, alles sei geliehen von dieser Welt. So funktioniert ihr Sampling auch.

Doch kein Konzept ohne Skills, nichts klingt hier ausgedacht. Und so muss meist archäologisch gearbeitet werden, die Abgrabungen des Duos müssen heraufbefördert werden. "Lowmax" beginnt mit sanften Gitarrenspiel, "Make way for me" sagt das Vocal, das nach Blues klingt, bevor alles abdriftet, massive Bässe, Hammerschläge, verzerrtes. Mit dem nächsten Track, "Osian", sortiert sich die Musik völlig neu, alles ist wieder ruhig. Die Rille ist schwarz, die Musik ist hell.

(Philipp Sommer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stone
  • Humani
  • Lowmax
  • Osian
  • Heli yosa

Tracklist

  1. Stone
  2. Kalaidon
  3. El chark
  4. Humani
  5. No more
  6. Lowmax
  7. Osian
  8. Tunchi
  9. Heli yosa
  10. Borders
  11. Anima
  12. The caucus
  13. Trouillet
Gesamtspielzeit: 77:30 min

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