Neon Indian - Vega Intl. Night School
Transgressive / [PIAS] Cooperative / Rough TradeVÖ: 16.10.2015
Abgeebbt
Keine Flut ohne Ebbe, kein Hype ohne Backlash: Neon Indian waren zu Beginn der Zehnerjahre einer der prägendsten Acts im Grenzbereich zwischen Electronica und Pop. Wie man weiß, nannte sich das bunte Potpourri quietschfideler Sounds "Chillwave", was letztlich vielleicht eher Fluch denn Segen war. Schließlich wurde alsbald jeder Künstler, der ein paar Knöpfe drücken konnte, mit ebenjenem Label etikettiert, die Sättigung setzte jäh ein. Alan Palomo und seine Mitstreiter machten indes fleißig weiter und sind nun bei Album Nummer drei angekommen. "Vega Intl. Night School" sucht sein Heil nun im wildwüchsigen Durcheinander: Funk, Disco, Electronica und jede Menge Pop werden hier großzügig zusammen geschraubt, ohne dass das Resultat sonderlich davon profitiert.
Dabei kann man kaum von einer Enttäuschung sprechen, schließlich machen Neon Indian offensichtlich einiges richtig: Sie wagen den Schritt ins grelle Glitzerlicht, wo mit funkelnden Augen geschwoft und geschwelgt wird. Doch schlüssig ist das Ergebnis nicht. Was bei der ersten Single "Annie" noch halbwegs funktioniert, nämlich Electropop auf funkigem Reggae-Beat, wird im Laufe der gut 50 Minuten Spielzeit zunehmend anstrengend. So viel gute Laune, so viel Beschwingtheit, so viel Eskapismus hält doch niemand aus. "The glitzy hive" bekommt zum Beispiel ein kunterbuntes Blümchenkleid verpasst und tanzt gedankenverloren in den Sonnenuntergang, während "Bozo", ein instrumentales Intermezzo, vor lauter Funkyness einen funkensprühenden Kurzschluss verursacht.
Dass Neon Indian es eigentlich besser können, beweisen sie indes auch: Im abschließenden "News from the sun (Live bootleg)" bringen sie eingängige Songstrukturen und unendliche Verspieltheit in Einklang, klingen dabei frisch und konzentriert. In ihren besten Augenblicken verzichten die Texaner auf den sonst so omnipräsenten ADHS-Sound, der sich wie feine Adern durch einen Großteil der vierzehn Stücke zieht. "61 Cygni Ave" klingt beispielsweise viel zu überladen, wirkt letztlich wie eine hyperaktive Schlumpfparty unter den dichten Palmen Jamaikas.
"Vega Intl. Night School" baut leider zu oft auf solch abstruse Ideen, die den Kompositionen jedwede Luft rauben. "Street level" hätte eine coole Future-Funk-Nummer werden können, würden Neon Indian auf jenes unnötige Gequietsche verzichten, das dem Song eine unangenehm ulkige Note verleiht. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Texaner ihre Kräfte nicht so recht einteilen konnten und sich in einen nebeligen Rausch gespielt haben, aus dem es keinen offensichtlicheren Ausweg gab, als sich immer weiter dem Fanal hinzugeben. Dem Hörer wird dabei in erster Linie schwindelig, er sehnt sich letzten Endes nach Stille. Und das kann kaum als Lob missverstanden werden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- News from the sun (Live bootleg)
Tracklist
- Hit parade
- Annie
- Street level
- Smut!
- Bozo
- The glitzy hive
- Dear Skorpio Magazine
- Slumlord
- Slumlord's re-lease
- Techno clique
- Baby's eyes
- C'est la vie (Say the casualties!)
- 61 Cygni Ave
- News from the sun (Live bootleg)
Im Forum kommentieren
Mr. Orange
2015-11-16 20:41:23
Schon ziemlich eindeutig schwächer als die beiden Vorgänger, aber eine 5/10 find ich auch zu wenig, dafür ist dieser verspielte Sound einfach immer noch zu kreativ und erfrischend.
manukaefer
2015-11-13 15:31:19
Das sind schön die Ersteindrücke niedergeschrieben.
5/10???
2015-11-13 12:17:16
Grandiose Fehleinschätzung mal wieder. Kommt auf jeden Fall in die Jahres-Top-Ten.
Leute, ihr nehmt definitiv die falschen Drogen.
Armin
2015-11-11 21:08:30
Frisch rezensiert!
Meinungen?
Oh, schon die erste da!
Kevin
2015-11-11 21:06:38
Naja, das ist ja wie immer subjektiv. Richtig derbe Enttäuschung, das Album. Nur knapp an der 4/10 vorbeigeschrammt.
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