Blackalicious - Imani, vol. 1
Caroline / UniversalVÖ: 16.10.2015
Glaube ist alles
Es ist 1987: Gift Of Gab trifft im Wirtschaftsunterricht auf Chief Xcel. Die beiden stellen fest, dass sie eine gemeinsame Leidenschaft haben und eine ähnliche Vision, wenn es um HipHop geht – besonders um jene Art, die sie selbst produzieren wollen. Die beiden gründen Blackalicious. Dass diese Version von HipHop anders aussehen würde, als das, was die allermeisten darunter verstehen, war klar. Welche Rap-Gruppe gründet sich schon im Klassenraum, und dann auch noch während des Erlernens von Wirtschaftswissenschaften?
Alternative-HipHop ist das Label, unter dem Blackalicious seitdem unterwegs sind. Engagierte Texte auf sparsame Beats und ngewöhnliche Samples sind die Markenzeichen. Bay-Area-Funk-Samples sind es dieses Mal, die "Imani, vol. 1" einen sehr außergewöhnlichen Sound geben. Dazu viele Boom-Bap-Drums, herausragende Basslines, Gitarrenriffs, minimalistische Piano-Arrangements. Und da ist Gift Of Gabs Rap, der technisch versiert, schnell und doch unkompliziert daherkommt. Viele Stücke sind allerdings im Midtempo-Rhythmus, was auf Dauer doch etwas träge wirkt. Doch immer, wenn der Funk-Faktor hoch ist, wird es faszinierend. Auf dem Album findet man keine harten Posen, keinen Materialismus, kein Gebalze. Gangsta-Rap ist in diesen Augenblicken unendlich weit weg, stattdessen geht es um Liebe, um Gemeinschaft, um die eigene (schwarze) Identität, Nostalgie und natürlich Glauben. Auf Suaheli: Imani.
Während der Begriff Alternative-HipHop in der Szene immer wieder zu Verwerfungen führt – hier die guten, klugen, engagierten MCs mit Verantwortungsgefühl und dort die Prolls, die Straßenräuber, Schürzenjäger, Felgenbesinger –, ist das Album offen, hell und freundlich. Keine Spur von einem Schisma in der Szene, was sehr angenehm ist. Niemand hält sich hier für was Besseres, kein "Unter uns die Straße", kein Elitismus. Im Gegenteil. Wenn er bei "Escape" erzählt, wie zehntausende Kids OxyCodon, dem Hillbilly-Heroin, und Vicodin verfallen, dann richtet er nicht. Ihn selbst euphorisiert kein Schmerzmittel, wie man im darauffolgenden musikalisch wie lyrisch großartigen "The sun" hören kann.
Zehn Jahre hat es jetzt gedauert, bis der Nachfolger zu "The craft" erschienen ist. Eigentlich wollte die Band schon 2012 zurückkommen. Doch bei den Aufnahmen versagte Gift Of Gab eine Niere, er musste jeden Tag an die Dialyse, das brachte ihn wieder zum Schreiben. 60 Songs entstanden, sie sollen jetzt in schneller Folge erscheinen, "Imani, vol. 1" ist der erste Teil einer geplanten Trilogie. Das Album hat daher auch etwas Drängendes, Welt– und Vorwärtsgewandtes, etwas Dankbares und Anti–zynisches, wie man es selten hört. Manches Mal springen dabei etwas peinliche Plattitüden heraus, in "Love's gonna save the day" heißt es: "Love's gonna save the day / Keep on believin' / Uh, keep risin' to the top." Aber dann erzählt er im gleichen Song liebevoll von seiner Nichte: "Got a niece about to graduate from college / Hope she's having a great journey / Learning lessons, how to build her future." Hier macht jemand aus seinem Schicksal ein Stück Kunst: "Never let life's troubles block your flow/ Have faith and get where you're trying to go." Ein eigenwilliges, herausragendes Stück Musik.
Highlights & Tracklist
Highlights
- On fire tonight
- The sun
- That night
- I like the way you talk
Tracklist
- Faith (feat. Amde of The Watts Prophets)
- Blacka
- Ashes to ashes
- On fire tonight (feat. Myron of Myron & E)
- Escape
- The sun (feat. Imani Coppola)
- That night (feat. Vursatyl and Jumbo of The LifeSavas)
- Inspired by (feat. Bosko)
- We did it again (feat. Danielle Flax)
- I like the way you talk
- Twist of time
- The blowup
- Loves gonna save the day (feat. Fantastic Negrito)
- Alpha and omega (feat. Lateef, Lyrics Born, Monophonics, & DJ D Sharp)
- The hour glass
- Imani (feat. Zap Mama)
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Armin
2015-11-12 22:35:55
6/10 bedeutet bei uns "gutes Album", insofern kann eine Rezension also durchaus rundum positiv ausfallen. Das Ende passt aber nicht 100%ig zur Bewertung, stimmt.
@Mainstream
2015-11-12 10:58:18
San mia noch mia?
Mainstream
2015-11-12 10:50:55
Ein eigenwilliges, herausragendes Stück Musik.
Kann zustimmen, aber die Wertung wird dem nicht gerecht.
Tolles Album, nur etwas lang.
Menikmati
2015-11-12 08:49:07
Die Rezi endet mit: "Ein eigenwilliges, herausragendes Stück Musik." Wieso dann nur 6/10?
Das neue Album habe ich noch nicht gehört. Aber The Craft war tatsächlich ein eigenwilliges, herausragenedes Stück Musik..
Empörter
2015-11-11 21:31:28
Wie können die es wagen?! Nur eines darf auf Erden auf -licious enden: bazilicious
mia san sowas von fuc.king mia!
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