A Tale Of Golden Keys - Everything went down as planned

Trickser / Broken Silence
VÖ: 23.10.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Turnbeutelvergesser

Fast überall kann man sie lesen, fast nirgends werden sie so furios formuliert wie im Forum von Plattentests.de: Sätze, die mit den Worten "Musik für" beginnen. Sätze, in denen fast immer ein mehr oder weniger versteckter bissiger Unterton mitschwingt. Klar, die Möglichkeit, in einem Satz sowohl eine Band als auch ihre potentiellen Hörer elegant und humorig zu diskreditieren, ist schon ein wenig verlockend. Manchmal sogar alternativlos. A Tale Of Golden Keys aus Nürnberg evozieren auf den ersten Blick dann auch gleich eine Menge solcher Sätze. Dass der so gerne angefeindete Thees Uhlmann die Band scheinbar gut findet, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Weil der ganze Habitus dieses Trios zunächst suggeriert, dass man schon "Gymsack" zum guten alten Turnbeutel sagen und einen eben solchen in vollem Ernst durch die Straßen einer mindestens angesagten Stadt tragen muss, um auf das Ganze klar zu kommen. Das Ganze meint dabei den leidlich ironischen Gestus inklusive Dino auf dem Cover, bis in den letzten Winkel durchgestylte Pressefotos und den als "Progressive Pop" verkauften, in wohliger Melancholie schwimmenden Indiepop, den die Band auf ihrem Debüt "Everything went down as planned" zu spielen pflegt. Dem dann aber glücklicherweise genügend Klasse zugrunde liegt, um all die kindischen Oberflächlichkeiten mit einem ganz ironiefreien Handstreich beiseite zu wischen. Weil schon der Opener "All of this" nachdrücklich deutlich macht, dass hier eine ganze Menge Substanz im Spiel ist. Ein in sich ruhendes Klavier führt da nach und nach die restliche Instrumentierung durch den Song, der dann schließlich gemächlich aber merklich die Lautstärke erhöht und in einem Finale mündet, das man dem Stück anfangs nun wirklich nicht angesehen hätte.

Ähnlich funktioniert "Travelling lights", das mit verträumten Gitarrenpicking beginnt und sich mehr und mehr an sich selbst berauscht, um zwischendurch richtiggehend Krach zu schlagen. Ansonsten aber dominiert dieses Album der Hang zum Wohlklang. Was beileibe keine negativen Konsequenzen nach sich zieht, kommen doch bei der Übung Songs wie der Titeltrack zustande. Ein Stück voller harmonischer Ideen, das trotzdem vor Kraft strotzt und vor allem auch auf Dauer nicht langweilig wird. Auch das minimalistisch gehaltene "In the end" und das beherzt nach vorne gehende "Waves" wissen nachhaltig zu gefallen. Und ehe man sich versieht, ist "Everything went down as planned" ein Album geworden, das man guten Gewissens als runde Sache bezeichnen kann. Nur die ein oder andere kurze Länge und der arg aufdringlich produzierte Gesang trüben das Gesamtbild ein wenig. Aber das sind Schönheitsfehler. Ansonsten werden hier jedwede Gedanken an irgendwelche Turnbeutel spielend vergessen macht.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • All of this
  • Everything went down as planned
  • Waves

Tracklist

  1. All of this
  2. Everything went down as planned
  3. Writings on the wall
  4. Another chapter
  5. In the end
  6. Three weeks
  7. Waves
  8. Travelling lights
  9. All I am / Reflections
  10. It begins
Gesamtspielzeit: 42:43 min

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