Zulus - II
Aagoo / CargoVÖ: 02.10.2015
21 wisch auf
Fleischwölfe, Schlachtschiffe, Kriegstänze, Artillerien. Drastische Begriffe mussten herhalten für das Getöse auf Zulus' gleichnamigen Debüt. Das war Hardcore. Wie viele Bands, die grob diesem Genre zuzurechnen sind, hatten die Brooklyner um Aleksander Prechtl nämlich keine Zeit. Es reichte gerade einmal für 22 Minuten und ein paar Zusatzsekunden – und der Zweitling fasst sich nun sogar noch ein bisschen kürzer. Wie es aussehen könnte, wenn dem entgeisterten Publikum ob das disziplinierten Lärms auf "II" erneut wenig zimperliche Begriffe aus dem Mund fallen, macht schon die Dame auf dem Cover-Gemälde klar, und auch musikalisch steht wieder jede Menge Gesudel auf dem Programm.
Wer das am Ende alles aufwischt, interessiert an dieser Stelle nicht so sehr wie die neuen Stücke, mit denen Zulus anfangs erst einmal die Spreu vom Weizen trennen. "Revolver III" und "Medications" machen ihren Titeln alle Ehre, ballern fuchsteufelswild um sich und flößen dem Hörer eine großzügige Dosis Krach ein – manchmal die beste Medizin. Eine Gitarre grollt abgrundtief, die andere quietscht panisch auf dem letzten Loch, kämpferisch bellende Vocals und rohes Tribal-Drumming kommen nur mit Mühe hinterher. Danach dürfte der Fall klar sein: Wer jetzt bereits Ohrensausen hat, steigt besser aus, auf alle anderen warten sieben weitere Granaten ähnlicher Sprengkraft.
Obwohl das Quartett nach diesem vernichtenden Beginn ein paar Gänge zurückschaltet und seine grundsätzliche Skepsis gegenüber Hardcore und den Folgen in schmatzende Noise-Eruptionen packt, die wiederholt mit industriellem Gecrunche mauscheln. Dem rüden Shuffle "Gemini" genügt sogar ein einziges, auf der weit über dem Durchschnitt liegenden Spielzeit von knappen fünf Minuten genüsslich ausgewalztes Riff, während Prechtl heiser Schlagworte über eine runtergerockte Tanzfläche keift. Und ob das weiße Rauschen, das den ähnlich gelagerten Brocken "White virgin" zerteilt, wohl aus verstimmten Stahlsaiten oder gepeinigten Schaltkreisen stammt? Oder aus beidem?
Eine Frage, die jedoch schnell wieder unter wunderbaren Monstrositäten von Songs begraben wird: Japsende Stimmfetzen und die waghalsigen Breaks des irren Tempo-Bolzens "Deep into the river" verweisen nicht zuletzt auf das immer noch markerschütternde "Locust abortion technician"-Album von Butthole Surfers – also auf einen Meilenstein des Noise-Rock, auch wenn Zulus mit diesen 21 Minuten aus kontrolliertem Chaos nicht ganz daran heranreichen. Dafür torkelt "The city's vein" zum Schluss auf einer Art psychoaktivem No-Age-Surf in den grünen Sonnenuntergang – das Sportgerät wandert anschließend sofort knirschend in den Häcksler. Und das klingt dann ungefähr so wie "II".
Highlights & Tracklist
Highlights
- Revolver III
- White virgin
- Gemini
Tracklist
- Revolver III
- Medications
- White virgin
- Gemini
- Set fire
- Chemicals
- Deep into the river
- Screens
- The city's vein
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Armin
2015-11-04 21:22:20
Frisch rezensiert!
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