TesseracT - Polaris

Kscope / Edel
VÖ: 18.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Alles Djent, oder was?

Mit der allmählichen Resozialisierung des Progressive Rocks zu Beginn des Jahrtausends kamen auch erste Gegenbewegungen auf. Allen, die die wiedergewonnene Akzeptanz des Genres mit einer Reintegration in den Mainstream als weitreichende Aufgabe des vermeintlich elitären, gehobenen technischen Anspruchs begriffen, war die Kopfgeburt des sogenannten Djent-Stiles vermutlich höchst willkommen. Angesichts dessen, dass mathematische Präzision schon immer ein oft mit überzeugter Verachtung wahrgenommenes progressives Prädikat darstellte, war die neue Kategorie zumindest aus Otto-Normalhörer-Perspektive wohl nicht nur wegen ihres komischen Ausdrucks jedoch eher als Kuriosität einzuordnen. Djent-Vorreiter wie TesseracT unterließen es dann auch, den ursprünglich von Meshuggah vorgegebenen, buchstäblichen Irrweg blind zu beschreiten, sondern die entsprechenden Elemente sinnvoll mit der eigenen Orientierung zu verbinden. Mit ihrem dritten Album gelingt der Band nun erstmals uneingeschränkt die verblüffend transparente Darstellung technischer Perfektion.

Letzteres lässt vor allem an ein zwar ziemlich cooles, aber auch eher anstrengendes Werk denken. Am Ende der Anstrengung offenbart sich dann zwar oft Gewaltiges, wie das Willige zuletzt unter anderem beim Karnivool-Monstrum "Asymmetry" erfahren durften, aber das menschliche Gehirn schätzt nun mal die Einfachheit. Im Falle von "Polaris" tut das eröffnende "Dystopia" mit seinem polternden Stakkatoriffs leider erst mal wenig dafür, es dem Hörer leicht zu machen. Es ist ein Auftakt, der noch nichts über die Schönheit des bevorstehenden Albums verrät, sondern eher die Assoziation eines chronisch gewordenen Zustands nervöser Anspannung hervorruft, auch wenn die Gesangslinien des wiedergekehrten Sängers Daniel Tompkins bereits erste Andeutungen enthalten. Mit dem sich nahtlos anschließenden "Hexes" wird es dann um die meisten Hörer sogleich geschehen sein. Derart stilvolle Erhabenheit kennt man sonst nur von den frühen Dredg. Ähnlich milde Töne schlägt "Tourniquet" an, das unter allen Songs wohl die wenigsten Djent-Charakteristika aufweist. Der an anderer Stelle zu lesende Vergleich mit Porcupine Tree erscheint zutreffend. Bei den schüchtern vorgetragen, sich stetig steigernden Vocals könnte man ohne weiteres auch Steven Wilson am Mikrofon vermuten. Der würde auf den Überschwang im zweiten Teil des Liedes allerdings eher verzichten.

Nicht nur hier wird deutlich, dass "Polaris" ganz klar das bisher zugänglichste TesseracT-Album ist und wohl auch eines der konsumentenfreundlichsten Werke des eingangs genannten Substils. Selbst bei Nu-Metal-ähnlichen Eskapaden wie in "Utopia" bleibt stets die Verständlichkeit gewahrt. Gerade in solchen Momenten, wie sie auch in "Messenger" anzutreffen sind, zeigt sich aber, dass TesseracT keinesfalls idiotensicher geworden sind und sich keinesfalls von ihren technischen Ansprüchen verabschieden, sondern sie vielmehr als ein Mittel zum Zweck zu nutzen verstehen. Dem Zweck nämlich, ein enorm ausgereiftes Erlebnis anzubieten. Ein Erlebnis, das klare Einordnungen erkennbar geringschätzt, das unmissverständliche Vergnügen des geneigten Hörers dafür umso höher.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hexes
  • Tourniquet
  • Utopia

Tracklist

  1. Dystopia
  2. Hexes
  3. Survival
  4. Tourniquet
  5. Utopia
  6. Phoenix
  7. Messenger
  8. Cages
  9. Seven names
Gesamtspielzeit: 46:44 min

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hos

2018-07-24 23:15:18

dann halt so

https://www.youtube.com/watch?v=oaI5lQmSGYo

hos

2018-07-24 23:14:56

album seit wochen draussen und pt wieder mal am pennen.


geht datt?

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hos

2018-03-26 13:15:36

so übel ist der Sänger nu auch wieder nich ;)

The MACHINA of God

2018-03-25 10:58:20

Ich will mal wieder ne Instrumental-Version.

hos

2018-03-21 18:48:57

Neues Album "Sonder" erscheint zeitgleich mit der neuen APC am 20.4. :)

Videosingle "King"
https://www.youtube.com/watch?v=nwW1d_KtkJw

und ein dritter Outtake mit "Luminary"
https://www.youtube.com/watch?v=jJKsmaGtrjo

(erster Outtake "Smile" erschien ja bereits ein wenig verfrüht im letzten Sommer)

Keine Frage auf welches Album ich mich aufgrund Vorabtracks mehr freue..

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