RDGLDGRN - Red gold green LP 2

Virgin / Universal
VÖ: 09.10.2015
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Obama gefällt das

Werter Leser, haben Sie beim Überfliegen der Bandnamen-Zeile auch das dringende Bedürfnis, die acht Großbuchstaben als zusammenhängenden Begriff zu lesen? Dann wünschen wir viel Spaß beim Zunge verdrehen, Stottern und wieder von vorn anfangen. Ok, ok, bevor Sie jetzt entnervt wegklicken, wollen wir das Rätsel eben lüften: Red: Marcus Parham in roter Kluft an der Gitarre. Gold: Andrei Busuioceanu am Bass und jederzeit gülden gewandet. Green: Pierre Desrosiers schwingt sein Mikro in grüner Montur im Takt, wenn er nicht gerade rappt oder singt. Weil die drei zudem äußert witzige und sympathische Kerlchen sind und auch live gern die Schelme vom Dienst geben, haben sie zu ihrem hitverdächtigen Groove-Popper "Won't last" ein ziemliches Brüller-Video gedreht, mit dem sie Richard Donners Kult-Action-Komödie "Die Goonies" die Ehre erweisen.

RDGLDGRN kommen aus Reston, Virginia, nordwestlich von Washington D.C. – also genau aus der Ecke, die eine bedeutende Hardcore-Szene hervorgebracht hat: Bad Brains, Minor Threat und Fugazi. Zudem das legendäre Dischord Label. Was alle eint: der leidenschaftliche Hang zum Groove, unabhängig von der musikalischen Ausrichtung, und eine unwiderstehliche Tanzbarkeit in der Grundnote. Es gibt noch eine weitere spezielle Eigenheit aus Washington D.C.: den Go-Go. Charakteristisch für diese Unterart des Funk sind punktgenaue Beats, ein viertel- und achtelgepeitschter Rhythmus, wohlgetaktete Schlagzeugarbeit. RDGLDGRN haben ebenjenen, heimatlichen Go-Go in ihren Sound verwoben. Das Energiebündel "No pixar" kommt zum Auftakt von "Red gold green LP 2" zunächst zwar noch recht gefährlich daher, doch schon "Doing the most" lässt zu sonnigem Beat und flirrender Funk-Gitarre die weiten Hosen fallen, wobei man hier ganz klar den Einfluss von Pharell Williams hört, der als Co-Produzent am Track mitwirte, während Dave Grohl – wie bei der Vorgänger-EP "Red gold green" insgesamt – die Sticks schwang. Auch die zweite Single "Runnin' away" mixt beste Zutaten aus HipHop, Funk und Indie-Rock, sodass jeder Raum, in dem der Track laut aus den Boxen dröhnt, zu einer schwitzenden Tanzfläche wandelt. "Chop u down" schunkelt und hip-poppt sich ohrwurmig in den Sonnenuntergang hinein, dass es eine wahre Freude ist.

Als wäre es das einfachste Rezept der Welt, gleich sieben oder acht perfekte Popsongs auf ein Album zu packen, geizen RDGLDGRN zu keiner Sekunde mit ihrem Talent. "When I'm alone" eröffnet die nachdenklich-kritische Seite dieser Gute-Laune-Band: Das Stück fußt zunächst auf zurückgelehntem Sprechgesang und einer schüchtern flirrenden Gitarre, schaukelt sich aber schließlich auf einem Klartext-Rap-Part hinein in den melancholischen, aber zugleich weltumarmenden Refrain. Zurücklehnen oder gar einschlafen ist aber keinesfalls drin, denn "Trouble punk" fegt gleich mal quer durch den RDGLDGRN-Gewürzschrank und wirft zu tanzbarem HipHop- und Funk-Beat ein bisschen Punk und verzerrte E-Gitarren in den Thermo-Mix. Und während "Turn" sich, abgesehen von den Rap-Parts, ein bisschen Foals-Stimmung borgt, groovt der funky "Elevator" auch schon wieder entspannt in den Feierabend. Derart ausgeprägte Kreativität, Raffinesse und Spielfreude ist auch US-Präsident Barack Obama nicht verborgen geblieben, er ist bereits bekennender Fan des Trios, folgt den Jungs bei Twitter und Facebook. Der baldigen Weltherrschaft sollte also nichts mehr im Wege stehen. Spätestens dann klappt es auch mit diesem verdammten Zungenbrecher.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Doing the most
  • When I'm alone
  • Runnin' away
  • Won't last

Tracklist

  1. No pixar
  2. Chop u down
  3. Doing the most
  4. Hangout
  5. When I'm alone
  6. Runnin' away
  7. Trouble punk
  8. Turn
  9. Spiderman
  10. Elevator
  11. Won't last
Gesamtspielzeit: 43:17 min

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Erstaunlich ...

2015-11-10 09:57:36

...dass ausgerechnet ihr das Potenzial der Platte erkannt habt.

Armin

2015-11-04 21:20:50

Frisch rezensiert!

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