Kelvin Jones - Stop the moment

Four / Sony
VÖ: 16.10.2015
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Wider die Homöopathie

Labels müssen neue Talente nicht mehr suchen, der Schwarm des Internets schwemmt, was ihm gefällt, rüber. So wie Kelvin Jones, dessen "Call you home" 2014 millionenfach geklickt wurde und Klicks sind ja bekanntlich die neue Währung für alles. Umgarnt von zig Offerten, entschied sich der heute 19-jährige Brite mit simbabwischen Wurzeln für Four Music bei Sony. In Berlin, der Stadt, die Jones etwas illusioniert als Ort der träumenden Hipster belobhudelt, wurde der eine Hit auf ein 16-Lieder-Debüt großgeklont. Tobias Kuhn, der hatte schon mal Besseres mit Tomte und Udo Lindenberg, weniger Gutes mit Adel Tawil von Ich + Ich zu tun, verantwortet die Produktion.

Drum klingt das alles nach markloser Harmlosigkeit. "Stop the moment" ist der überraschungsfreie Soundtrack fürs fetzige Abwaschen und übermotivierte Hausarbeiten oder eher den leicht ernüchterten Moment danach. Dabei hat sich Jones eigentlich ein Grundgerüst kreiert, das nicht allzu verkehrt ist: karges Songwriting um akustische Instrumente, dazu seine samtene Soul-Stimme. "Good together" ist noch fröhlicher Surfer-Pop à la Jack Johnson mit steppendem Schlagzeug und viel Wohligkeit. Aber dann verabreicht Jones nach und nach, was sonst nur bei Homöopathen zu erwarten ist. Er lindert (Herz-)Schmerz, indem man sich nicht tiefer damit auseinandersetzt, sondern schön oberflächlich umschreibt und mit trivialen Binsen auflöst. Oder eben nicht auflöst. Von wegen, dass er immer noch in die eine verliebt sei, wäre sie nur ehrlich, denn nur so könne sie auch wahrhaftig sein. Aber bedeutet Wahrhaftigkeit nicht, dass man immer ehrlich ist und die Wahrheit sagt?

Anhand von "Closer", jetzt schon von allen künftigen Radioplaylisten einverleibt, lässt sich die Logik der Jones-Lieder erkennen: Das Klavier ist immer dramatischer als die Gitarre, am dramatischsten ist aber ein Chor. Als Einflüsse hat Jones die Großen um B.B. King, Buddy Guy und Michael Jackson ausgerufen. Zu verwechseln ähnliche Lieder wie "Track 19", "I wouldn't change you" oder "Even now" klingen eher nach besserem Mark Forster, dessen Konzertabende der Jungspund bei der anstehenden Tour eröffnen wird. "Words" ist sicherlich der stärkste Song, weil er auslässt und etwas vom Charme der Erstaufnahme von "Call you home" hat: Schmachtendes E-Piano, das in den letzten 30 Sekunden gar aussetzt und Jones singt verschüchtert in dieser simplen Melodie. "In your place" ist auch nett, beginnt mit Gitarrenslides, die an Dire Straits erinnern und wie auch in deren "Brothers in arms" werden gefallene Soldaten besungen. Das Talent von Kelvin Jones tritt über 50 Minuten häufig hervor, wurde allerdings homöopathisch dosiert, dass er geradezu wie verramscht wirkt.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In your place
  • Words

Tracklist

  1. Good together
  2. Closer
  3. As you wake up
  4. We are more
  5. In your place
  6. Call you home
  7. No more lies
  8. Stop the moment
  9. Follow you down
  10. Track 19
  11. I wouldn't change you
  12. Even now
  13. Good together (Slight return)
  14. New York City
  15. I've fallen for you
  16. Words
Gesamtspielzeit: 50:14 min

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Armin

2015-10-28 21:18:39

Frisch rezensiert!

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