Little May - For the company

Dew Process / Capitol / Universal
VÖ: 09.10.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Wärme aus Kirche und Garage

Draußen wird es kälter. Fahlbraunes Laub tänzelt wehrlos im dummen Wind, und was auch immer sich da anbahnt, es verheißt nichts Gutes. Man möchte sich dem entziehen, entweder wohltemperiert einnisten oder den Winterschlaf vorziehen. Doch dann taucht das australische Damentrio Little May auf, denen es vor acht Jahren zu blöd wurde, ständig nur mittelmäßige Covers live zu spielen. Die selbstbetitelte EP war schnell aufgenommen, aber wurde erst 2014 veröffentlicht. Und von der dauerlechzenden Hypemaschinerie gefeiert. Wer auch immer über Musik schreibt, war verzaubert. Hörer in Millionenscharen auf Streaming-Dingsbums und Slots als Vorab-Band bei Mumford & Sons und weiteren folgten. Alles drehte sich um die drei Australierinnen, die sich dann mitdrehten und in New York landeten. In einer kleinen Kirche aus dem 19. Jahrhundert. Mit Aaron Dessner, dem federführenden Songwriter von The National, als Produzent.

Mit Kirchenmusik hat "For the company" so viel gemein wie die Musik von The National: Häufig verhallen Klaviere, gut und gerne Streicher und Gitarren, sofern diese Wärme und Beschaulichkeit ausstrahlen. Daher wartet man, natürlich vergebens, darauf, dass Matt Berningers Bariton bei "Sold" um die Ecke grummelt. Dabei sind die elf Lieder, zwei weitere von der Alt-EP, eher an Sia angelehnt, als diese noch gut war, also die Zeit um "Colour the small one". Midtempo-Nummern wie "Oh my my" klingen gedämpft und verhuscht. Hannah Field ist Hauptsängerin, wobei sie immer wieder von ihren Kolleginnen ergänzt wird. Im Opener "Cicadas" als geisterhafter Chor, der für das Lied wesentlicher ist als die Instrumente. Das Komponierte ist eine Ganzheit, eine, in der es nicht mehr auf einzelne Töne ankommt. Die filigrane Atmosphäre und punktgenaue Produktion des Albums lässt sich nicht auf einzelne Lieder herunterbrechen, sonst würde das alles an Wirkkraft verlieren.

Auch sollten die Songtexte nicht allzu genau gehört und interpretiert werden. "Home" ist hierbei leicht pathetisch und kitschig, das Beispiel: "You're keeping me behind you / All I wanna do is find you." Besser ist der assoziative Beginn in "Seven hours". Sanft wirbeln die Gitarren in "Sinks", bevor sie anziehen und davor gewarnt wird, dass irgendwann irgendetwas Schlechtes anschwellen wird. Geborgenheit und Düsternis sind zwei Saiten desselben Instruments bei Little May, eines Instruments, das auch wüten kann. "Remind me" ist die lauteste Nummer, ein vorwurfsvoller Garagen-Rock, der dann nicht mehr in kirchlichem Umfeld, sondern in Dessners eigenem Garagenstudio aufgenommen wurde. Seit ihrem zweiten Album haben The National keine Platte mehr im Herbst veröffentlicht. Eher musste man deren Melodien von Frühjahr an in die Kältefront wiegen. "For the company" ist hingegen der Wärmespender zum passenden Jahreszyklus.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cicadas
  • Oh my my
  • Sinks
  • Remind me

Tracklist

  1. Cicadas
  2. Sold
  3. Home
  4. Oh my my
  5. Bow & arrow
  6. Seven hours
  7. Chemicals
  8. Sinks
  9. Remind me
  10. Where do you sleep
  11. The shine is brighter at night
  12. Hide (Bonus)
  13. Boardwalks (Bonus)
Gesamtspielzeit: 47:17 min

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Er muß es wissen

2015-10-22 15:24:51

Tolle Referenzen:

John Father Misty
Isobel CampbellBat For Lashes
Aime Mann

Armin

2015-10-21 22:17:50

Frisch rezensiert!

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