
Chris Walla - Tape loops
Trans / CargoVÖ: 16.10.2015
In ungewissen Kreisen
Viel ist seit dem Ausstieg von Chris Walla im Jahr 2014 bei Death Cab For Cutie geschrieben worden. Nach 17 Jahren hat der Gitarrist, Co-Songwriter und Produzent der Indie-Rock-Institution aus Washington das Handtuch geworfen, auch wenn er am aktuellen Album "Kintsugi" noch mitgewirkt hat. Wallas Begründung klang seinerzeit fast schon lapidar: Er sehne sich nach dem Ungewissen, so einfach könnte man es schon sagen. Und eines steht fest: Weiter als mit seinem zweiten Album "Tape loops" hätte sich der Soundtüftler kaum ins Ungewisse wagen können.
Nachdem sich sein Erstlingswerk "Field manual" noch deutlich am Stil der damaligen Hauptband orientierte, legt Walla nun ein lupenreines Ambient-Album vor, bei dem der Name Programm ist. Der Produzent, der schon bei großartigen Künstlern wie Someone Still Loves You Boris Yeltsin, Nada Surf, Tegan And Sara oder The Decemberists hinter den Reglern saß, hat die Klavier- und Keyboardklänge auf "Tape loops" erst analog auf Band aufgenommen und danach neu zusammengepuzzelt. Die fünf Songs starke Instrumental-LP ist dabei voll von ständig wiederkehrenden Pianofiguren, die einem so einiges an Geduld abverlangen, da sie selbst für Ambient-Verhältnisse sehr spannungsarm gehalten werden. Fast 40 Minuten lang wird hier zaghaft Note um Note plaziert und während man auf eine soundtechnische Wendung wartet, ist das Lied meistens wieder vorbei. Dabei wäre ein Song wie "I believe in the night" sicher ein schönes Intro für eine traurige und epische Ballade geworden, allerdings wird einem diese vorenthalten und so verpufft auch das kürzeste Stück der Platte in der Loop-Lethargie.
Dennoch merkt man dem Album die Liebe zum Detail an. Die warme und schüchterne Soundästhetik, die Walla hier durch den Einsatz von gezielten Rasierklingenschnitten kreiert hat, erzeugt beim Hören ein angenehm melancholisches Grundgefühl. Das ist zwar deutlich zu wenig für ein interessantes Ambient-Album, aber wer sich die Liste mit den bisherigen Großtaten des Tausendsassas ansieht, weiß, dass er zumindest in der Plattentests.de-relevanten Musikszene niemandem mehr etwas beweisen muss. Es bleibt zu hoffen, dass dem Selbstverwirklichungsdrang damit vorerst genüge getan wurde und Walla sich baldigst wieder aus der Ungewissheit zurückmeldet, um – solo oder als Produzent – weitere charmante Indie-Hits zu veröffentlichen. Warum in die Ferne schweifen?
Highlights & Tracklist
Highlights
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Tracklist
- Kanta's theme
- Introductions
- I believe in the night
- Goodbye
- Flytoget
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Armin
2015-10-21 22:19:51
Frisch rezensiert!
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