Silversun Pickups - Better nature

New Machine / ADA / Warner
VÖ: 09.10.2015
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Das Leiden des Brian

Teeniesein ist ganz schön scheiße. Die Hormone machen Remmidemmi, der Frontallappen versucht krampfhaft zusammenzuwachsen, während das Stammhirn eigentlich nur nackt vom Zehner springen will, und die Welt ist einfach furchtbar blöde und ungerecht. Keine Zeit also, in die man gern zurückkehren möchte. Eigentlich. "Better nature", das neue Album von Silversun Pickups, dessen Bandmitglieder allesamt die Pubertät weit hinter sich haben, transportiert das Gefühl des adoleszenten Unverstandenseins recht ausgiebig. Aber wir sind ja zum Glück da, um zuzuhören.

Schon beim Opener "Cradle (better nature)" möchte man Brian Aubert aufmunternd auf die Schulter klopfen, wenn er sich liebeskrank auf dem düsteren, zentimeterdicken Effektteppich wälzt. Wirklich schön ist das Glockenspiel-Outro, man wünscht sich fast, der ganze Song wäre in diesem reduzierten Stil gehalten. Aber dann versinkt man bei "Connection", "Pins and needles" und "Friendly fires" direkt weiter im Schichtsalat aus Bratgitarren und überlagerten Synthies. Auberts Stimme erinnert bisweilen irritierend an Chester Bennington, und bei "Friendly fires" hätten auch nur die eingestreuten HipHop-Scratches gefehlt, um sich den Linkin-Park-Vergleich gefallen lassen zu müssen. "Nightlight" weckt dafür direkt Assoziationen mit Black Rebel Motorcycle Club, verliert sich nach dem schönen Stoner-Intro dann aber wieder ein bisschen zu sehr in der generischen Chart-Emo-Ecke, wo schon My Chemical Romance lauern. Die Texte handeln von Liebeskummer, Einsamkeit und Weltschmerz im Allgemeinen.

Ein schöner Ausbrecher ist "Latchkey Kids", das The Cure und The Church beschwört und einen mit seiner eingängigen 80ies-Melodie direkt auf die Tanzfläche lockt: "Get on the floor if you're under the weather", na, da wollen wir mal nicht so sein. Von diesem gutgelaunten Ausbruch kehrt "Ragamuffin" aber schnell wieder zurück, "we have to bury our hope", lamentiert Aubert über den Elektrobeat. Der Schlussong macht dann doch nochmal ein bisschen Hoffnung, und irgendwie sieht man bei "The wild kind" vor seinem geistigen Auge diese typische Schlussszene sämtlicher Teenie-Serien, in der er das Mädel doch endlich für sich gewinnen kann. Geknutsche am Spind. Abspann.

So wirklich hängen bleibt "Better nature" leider nicht, zu sehr verlieren sich die Songs im Einheitsbrei aus Larmoyanz und glatten Melodien, und Zeilen wie "A spirit overflowing / The secret it stops growing / A world of whistle-blowing" wirken eher gewollt kryptisch als tatsächlich bedeutungsschwer. Vielleicht sollten sich Silversun Pickups doch nochmal auf ihr biologisches Alter besinnen und zu ihrem früheren Sound zurückkehren, "Carnavas" war um einiges erwachsener als ihr aktuelles Werk. Einen nölenden Teenie hat schließlich niemand gern im Haus.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cradle (Better nature)
  • Nightlight
  • Latchkey kids

Tracklist

  1. Cradle (Better nature)
  2. Connection
  3. Pins and needles
  4. Friendly fires
  5. Nightlight
  6. Circadian rhythm (Last dance)
  7. Tapedeck
  8. Latchkey kids
  9. Ragamuffin
  10. The wild kind
Gesamtspielzeit: 51:02 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2015-10-16 13:54:10

Oh, solche Gitarren such ich immer. Find ich sonst nur bei den mittleren Pumpkins und Yourcodenameis:milo.

Von daher: Danke!

eric

2015-10-16 13:50:13

Der Song ist auch großartig. Eine Band Namens "+/-" erinnert mich auch immer ein wenig an die und umgekehrt. Zumindest was die Gitarren angeht.

The MACHINA of God

2015-10-16 13:11:40

Ich hör eigentlich immer nur "Lazy eye". :)

eric

2015-10-16 13:01:50

Ja, stimmt. Schlimm nicht, aber naja, Gitarren in jedem Fall besser. Hab auf meinem alten MP3-Player noch ein paar Songs von denen, manchmal poppen die dann im Shuffle-Play auf. Nicht übel.

The MACHINA of God

2015-10-16 12:57:22

Fand die Gitarren immer geil, aber die Stimme schlimm.

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