Madrugada - Grit

Virgin / EMI
VÖ: 28.10.2002
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwarzer Kater

Wer sich nach dem betörend verfinsterten Vorgänger "The nightly disease" in die Norweger von Madrugada als leise tretende Halbdunkel-Romantiker verliebt hat, könnte schon nach den ersten Tönen von "Grit" einen mittelschweren Schock erleiden. Zornig sind sie geworden und laut. Krachig und herzhaft. Und immer noch düster wie die Nacht. Doch anstatt sich im Dunkel mit sanften Fingern vorzutasten, reckt der rumpelnde Rock der Männer aus Stokmarkes seine Nase zur Witterung in die Luft. "Piss running down the inside of your leg." Dreck. Schweiß. Blut. Sex.

Der Zynismus des Openers "Blood shot adult commitment" oder die kaltgeschulterte Lust der Vorabsingle "Ready" haben mit dezent verruchter Schwärmerei nur noch wenig zu tun. Sivert Høyem krächzt wie der junge Iggy Pop, und zügellose Gitarren leben ihre Libido aus. Es ist mit Sicherheit keine zuckerschleckende Verführung, welche uns die Norweger aus ihrem zwischenzeitlichen Berliner Exil mitgebracht haben. Viel eher schon ein ausgestreckter Mittelfinger an all jene, die sie gestern noch für Weicheier gehalten hatten. Denn "Grit" hat Eier. Kein Scheiß.

Was "Grit" aber leider nicht durchgängig hat, ist Magie. Zwar beben manche Songs noch immer voller Leidenschaft, zwar kann man noch immer den kalten Zigarettenrauch schmecken, den der kehlige Klang von Høyems Stimme in die Luft legt. Dem Zauber jedoch, der das staubtrockene letzte Album noch ausdauernd umweht hatte, geht diesmal vor lauter Aufbegehren gelegentlich die Puste aus. Der beseelte Vortrag von Tracks wie "Get back in line" oder "Come back Billy Pilgrim" allein ist nicht alles. Zwischen Feedback und Psychosen ertrinkt mancher Moment im Lärm.

Da braucht es schon das trefflich betitelte "Majesty", um das Können der nordischen Dunkelmänner wieder strahlen zu lassen wie den bleichen Vollmond. "But in my mind / I could still climb inside your bed / And I could be victorious." Liebe? Nicht wirklich. Gleiches gilt für das trocken scheppernde "Try", in dem sich dreckiger Soul und derber Blues miteinander in den Laken wälzen. Was bleibt, ist kalter, aggressiver, leidenschaftsloser Sex, verschleppt bis in die Morgenstunden. Auch die Dämmerung verspricht bringt keine Spiritualität. I can't get no satisfaction.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Blood shot adult commitment
  • Ready
  • Majesty

Tracklist

  1. Blood shot adult commitment
  2. Ready
  3. I don't fit
  4. Madrugada
  5. 7 seconds
  6. Proxy
  7. Come back Billy Pilgrim
  8. Get back in line
  9. Majesty
  10. Try
  11. Got you
Gesamtspielzeit: 53:09 min

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