Chemia - Let me

Rodeostar / SPV
VÖ: 18.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Alles im Plan

Chemie mag nicht unbedingt planbar sein, Chemia schon. Wer im kreativen Bereich vor allem nach Weltruhm trachtet, gehört jedoch erst mal nicht zu den Guten. Doch reiner Idealismus bezahlt bekanntlich keine Miete. Und die Motivation interessiert ohnehin nicht mehr, wenn das Ergebnis stimmt. Man kann ja schließlich auch das Richtige aus den falschen Gründen tun. Dass für seine Band Chemia nicht weniger als das internationale Format in Frage kommt, stand für Hauptsongschreiber Wojtek Balczun von Anfang außer Frage. Und offenbar sind die Polen auf dem besten Weg, ihr Ziel zu erreichen. Bereits das 2013 erschienene Debüt "The one inside" war mehr als nur ein Achtungserfolg – ein Live-Stelldichein mit Größen wie Deep Purple, Guns N' Roses oder Red Hot Chili Peppers können schließlich nicht viele Newcomer vorweisen. Prompt gelang es mit Mike Fraser einen namhaften Produzenten für die Aufnahme von "Let me" zu gewinnen, der schon mit so ziemlichen allen Rockbands von Weltrang zusammengearbeitet hat. Er war es dann auch, der in Absprache mit der Band entschied, die auf dem Debüt noch recht dominanten Keyboards konsequent zu reduzieren und auf balladeskes Gedöns gleich ganz zu verzichten. Dadurch ist "Let me" eine zwar kalkulierte, deswegen aber nicht weniger überzeugende Rockplatte geworden.

Als Appetizer wurde vorab "Fun gun" samt aufwändig produziertem Video veröffentlicht. Der Opener gibt die Stoßrichtung des Albums unmissverständlich vor. Bei allem Massenmarkt-Fokus vermeidet die Band es glücklicherweise, zu glatt zu klingen. Klar, auch unangepasst und rumpelig zu tönen, dürfte Teil des Konzepts sein, aber wen juckt das, solange es so überzeugend wie hier rüberkommt? Das Stück ist jedenfalls nur das erste von vielen Liedern, die sich sofort im Ohr festsetzen. "Let me" ist insgesamt eine dieser launigen Rockplatten, die man etwa dann einlegt, wenn man in Richtung Urlaub düst. Trotz einer gewissen, hier und da durchschimmernden Stoner-Rock-Schwere bleibt das Album nämlich im bestgemeinten Sinne leicht verdaulich – hier mag die gesamte Erfahrung Mike Frasers zum Tragen kommen. In der Tat zeigen Chemia mit ihrem Zweitwerk recht eindrucksvoll, dass auf Radiotauglichkeit getrimmter Alternative Rock zwar eingängig, aber nicht einfältig sein muss. Harmonien, die irgendwo zwischen Foo Fighters, Rival Sons und The Tea Party anzusiedeln sind, lassen "Let me" auch nach zahlreichen Durchgängen nicht durchhängen.

Dass Chemia keine nennenswerten Alleinstellungsmerkmale aufzubieten haben, fällt dabei nicht weiter ins Gewicht, da die zwölf Songs allesamt gleichermaßen überzeugen. Neben "Fun gun" seien hier vor allem das treibend-hymnenhafte "Grey" oder das mit einer griffigen Bridge versehene "The shadow" genannt. Dass die Band erklärtermaßen auf Balladen verzichtet, bedeutet nicht, dass Sänger Luke Drapala keine Gelegenheit bekommt, sich zu beweisen. Ruhigere Töne kommen wie etwa in "We toxic" auch zu ihrem Recht, wobei Drapala zeigt, dass seine Vocals zum Sound der Band wie Arsch auf Eimer passen. "Let me" mag also ein durch und durch auf den Massenmarkt schielendes Produkt nach einem bewährten Erfolgsplan sein, aber Chemia gehören trotzdem zu den Guten. In diesem Fall sogar zu den sehr Guten.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fun gun
  • The shadow
  • We toxic

Tracklist

  1. Fun gun
  2. She
  3. The luck
  4. Let me
  5. I love you so much
  6. Grey
  7. The shadow
  8. Done
  9. Don't kill the winner
  10. We toxic
  11. Gott love me
  12. Send me the raven
Gesamtspielzeit: 47:21 min

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Armin

2015-10-06 16:23:07

Frisch rezensiert!

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