Radiation City - Animals in the median

Tender Loving Empire / Cargo
VÖ: 18.09.2015
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Freunde der Sonne

Portland, Oregon, ist ja im Allgemeinen vor allem für zwei Dinge bekannt: Hipster und Bier. Wer schon einmal in der windigen Stadt im Nordwesten der USA weilte, weiß: Dort gibt es nicht nur ausgezeichnete Lokalgebräue, hier sind auch knallenge Neonleggins, Shirts mit Bauchnabelausschnitt und wirre Hochsteckfrisuren Teil des urbanen Dresscodes – und von den Frauen wollen wir gar nicht erst sprechen. Zum Glück kommen aber auch geschmacklich weniger streitbare Dinge aus Beertown. Zum Beispiel der (gar nicht mehr so) aktuelle Langspieler von Radiation City, der heuer, ganze zwei Jahre nach US-Release, zu uns rüberschwappt, einem wie ein frisches Lüftchen um die Ohren weht und damit der perfekte Soundtrack ist, um den Sommer noch ein bisschen verweilen zu lassen.

Die Combo aus Cameron Spies, Elisabeth Ellison, Randy Bemrose, Dasha Shley und Patti King hat schon auf ihren beiden ersten Alben "Cool nightmare" und "The hands that take you" mit ihren verspielten Klangteppichen die Indie-Pop-Fanherzen höher schlagen lassen. Auf "Animals in the median" führen Radiation City genau diesen Stil weiter, ein bisschen Hippie, ein bisschen posh und ganz viel Strandfeeling – ob Rhein, Tegernsee oder Pazifik sei da mal egal. Und diese illustre Strandparty strotzt nur so vor klanglichen Referenzen: Da winken einem Morcheeba auf "Wash of noise" lässig von der Promenade herüber, Edward Sharpe und seine Magnetic Zeros tanzen zu "L A beach" barfuß durch den Sand, und bei "Entropia" und "Wary eyes" liefern sich Pink Floyd und The Zombies eine vergnügte Poolnudel-Schlacht. Schon beim Einstiegssong "Zombie", der so gar nicht gruselig klingt, sondern eher angenehm 60s-mäßig, zieht das Album den Hörer in seine zeitlos-sorgenfreie Atmosphäre.

Erzeugt wird diese Atmosphäre durch eine üppige Produktion à la Arcade Fire aus Keyboards, Synthies und wohldosierten Gitarren, über denen Ellisons durch den Lo-Fi-Filter gesiebte Stimme schwebt, die ein bisschen an den zerbrechlichen Gesang von Leslie Feist erinnert. Diese Stimme kommt vor allem auf dem bombastischen "Lark" zum Tragen: Dramatische Filmmusik-Streicher leiten den Song ein, der sich langsam aufbaut und dann nach einem kurzen Crescendo aus Background-Chören wieder ganz leise endet. "Sleep away the night and day", singt Ellison, und man muss sich schon arg zusammenreißen, diesem Appell nicht zu folgen und spätestens beim Schlusssong "Call me" vollends in Tagträumerei versunken zu sein.

"Animals in the median" ist die perfekte Mischung aus unaufdringlich und einnehmend und driftet trotz seiner Leichtigkeit niemals in die seichten Gefilde ab, in denen leider schon so viele Indie-Pop-Bands vor sich hin dümpeln. Damit ist Radiation City ein großartiges Sommeralbum gelungen, das sich auch nach dem zwölften Repeat so wenig abnutzt wie der Geschmack des eigenen Lieblingsbiers. Das muss allerdings nicht zwingend aus Portland kommen.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Zombies
  • Foreign Bodies
  • Lark

Tracklist

  1. Zombies
  2. So long
  3. Wash of noise
  4. Food
  5. Foreign bodies
  6. Wary eyes
  7. L A beach
  8. Entropia
  9. Buckminsterfullerene
  10. Summer rain
  11. Lark
  12. Call me
Gesamtspielzeit: 41:54 min

Im Forum kommentieren

Coco Lores

2015-09-27 14:08:32

ups, ok. Ja, soweit kam ich nicht mit dem lesen. Wer das Album schon kennt, muss ja keine Rezis mehr lesen ^^

lego

2015-09-26 23:24:44

hat einer die rezi nicht gelesen...

Coco Lores

2015-09-26 22:56:11

Wie kommt ihr auf das VÖ-Datum?? Genau jenes Album liegt bereits seit ca. 2 Jahren auf meiner Festplatte...

matzenberg

2015-09-25 12:04:16

Tolles Album! Die Rezension trifft es ziemlich gut. Kann (und sollte) man sich komplett anhören unter:
https://radiationcity.bandcamp.com/

Armin

2015-09-23 21:23:46

Frisch rezensiert!

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