Richard Hawley - Hollow Meadows
Parlophone / WarnerVÖ: 11.09.2015
Ins Körbchen
Richard Hawley hatte es noch nie leicht. Erst Gitarrist der bestenfalls mittelmäßigen Indie-Popper Longpigs, dann immerhin bei den ungleich bekannteren Pulp angestellt, die sich aber schon bald auflösten. Und auch auf seinen Soloplatten war der Brite meist schief gewickelt. Ob er beim "Late night final" einsam in der Ecke kauerte, mitsamt Blumenstrauß an "Coles corner" stand wie bestellt und nicht abgeholt oder darauf wartete, dass ihn jemand in "Truelove's gutter" mit dem Gesicht nach oben drehte. Und jetzt auch noch das: Studioalbum Nummer sieben musste er mit gebrochenem Bein und kaputtem Rücken schreiben. Trotzdem geht es dem Mann aus Sheffield gut, wie er in einem Interview bekräftigte – sein größtes Problem zu diesem Zeitpunkt sei der Nachbarshund gewesen, den die Besitzer den Hawleys in ihrer Abwesenheit anvertraut hatten und der ihm dann auch noch ausgebüchst sei. Die Marschroute ist also klar: Standpauke für das renitente Tier, elf croonige Songs zwischen Drama-Pop, Blues und Andeutungen von Swamp-Grobheiten für den Hörer. Fair enough.
Und obwohl es wie üblich gesetzt losgeht, hält "Hollow Meadows" deutlich mehr Zwischentöne bereit als das 2012 recht behäbig Richtung Piefigkeit schlurfende "Standing at the sky's edge". Hawleys so tief empfundene wie unspektakulär daherseufzende Songs gereichen ihm als Spezialisten in Sachen Bescheidenheit dabei durchaus zur Ehre. Andere würden Gäste wie Jarvis Cocker am Bass-Synthie oder Rebecca Taylor von Slow Club, die sich gelegentlich in einen Gospelchor einreiht, mit Getöse herausstreichen – Hawley genügt es vollkommen, dass seine Songs von der Expertise dieser Musiker profitieren. Und das tun "I still want you" oder "Nothing like a friend" zweifelsohne – auch wenn letzteres Stück als Single vermutlich wenig zugkräftig bleiben wird. Schon aufrührerischer: das ebenfalls ausgekoppelte "Heart of oak", das sich den Pelz an einer Rinde reibt, wo bereits The Velvet Underground und Echo & The Bunnymen ihre Marke hinterlassen haben. Und plötzlich rockt dieses Album sogar.
Was zugegebenermaßen eher sporadisch der Fall ist. Doch wenn es auf "Hollow Meadows" einmal rumpelt, dann bitte richtig – wie beim ungemütlich angestochenen Groover "Which way", in dem sich Hawley stimmlich als latenter Impersonator von Mark Lanegan präsentiert, seiner Gitarre aufgebrachtes Knurren entlockt und das Schlagzeug unaufhaltsam vorwärts donnern lässt, obwohl er den Weg womöglich selbst nicht kennt. Und landet "Long time down" dann nach gewitzt angetäuschtem "Mr. Sandman"-Intro wieder bei einem unwiderstehlichen Herzreißer mit sehnsuchtsvollem Refrain und tränenreichem Backgroundgesang, weiß man: Hawley mag nicht der originellste Songschreiber seiner Generation sein, versteht dafür aber sein Handwerk – und das so gut, dass zwischendurch immer mal wieder ein heimliches beziehungsweise unheimliches Lieblingslied vom Laster fällt. Ach, ein Hund war auch dabei? Dann steht ja alles zum Besten. Und jetzt: Husch, husch ins Körbchen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Which way
- Long time down
- Heart of oak
Tracklist
- I still want you
- The world looks down
- Which way
- Serenade of blue
- Long time down
- Nothing like a friend
- Sometimes I feel
- Tuesday PM
- Welcome the sun
- Heart of oak
- What love means
Im Forum kommentieren
ich
2015-09-26 15:51:57
ich finds super !
Armin
2015-09-23 21:22:40
Frisch rezensiert!
Meinungen?
Armin
2015-07-18 21:16:31
RICHARD HAWLEY
Neues Album „Hollow Meadows“
Parlophone Records / Warner
VÖ: 11.09.2015
Mit seinem hoch gelobten 2012er Album „Standing At The Sky`s Edge“ konnte Richard Hawley die britischen Longplay-Charts auf einem großartigen 3. Platz entern – mit „Hollow Meadows“ veröffentlicht der Sheffielder Singer/ Songwriter Mitte September sein achtes Studiowerk.
Auf dem im vergangenen Frühling im Sheffielder Yellow Arch Studio aufgenommenen Album kehrt Hawley heute zu dem zurück, wofür der Brite seit jeher bekannt ist und wofür er schon seit seinen Anfangstagen von seiner Fanbase verehrt wird: Klassisch-elegantes Songwriting, das er durch sein feines Gespür für zurückhaltende Arrangements und subtile Stimmungen veredelt. Mit inhaltlichen Themen wie dem Älterwerden, Fehlbarkeit und Beziehungen sowie einer nachdenklichen Grundstimmung zwischen Wehmut und Romantik erinnert „Hollow Meadows“ einerseits an frühe Alben wie „Late Night Final“ oder „Lowedges“, ruft jedoch auch Erinnerungen an sein 2009 veröffentlichtes „Truelove´s Gutter“ („Nothing Like A Friend“) und „Standing At The Sky`s Edge“ („Which Way“, „Welcome The Sun“) wach.
Erstmalig nahm Hawley seine Tracks als Demo-Versionen in seinem zum Homestudio ausgebauten Stall namens Disgracelands auf. Unterstützung bekam er dabei von seinem langjährigen Gitarristen und Vertrauten Shez Sheridan, der die Stücke ebenfalls zusammen mit Hawley und seinem bewährten Stamm-Producer Colin Elliot (Paul Weller, Jarvis Cocker, Pretenders) co-produzierte. Mit dem fast fertig vorproduzierten Material enterte man später das Studio; heute finden sich auf dem Album nicht wenige Songs, die zum großen Teil auf den Original-Demoaufnahmen basieren. So wie der Gesang auf dem packenden Opening-Track „I Still Want You“, auf dem sich Richard Hawley von seiner verletzlichsten und romantischsten Seite präsentiert. Gepaart mit einem Refrain, den nur Hawley in dieser Form zu komponieren in der Lage ist und der gleich einer funkelnden Discokugel in tausend Facetten erstrahlt.
Auf „Hollow Meadows“ lädt Richard Hawley wieder ein zu einem Trip in seine ganz eigene Welt – eine Welt, geprägt von seinem einzigartigen Sinn für Mystizismus und Symbolik, in der sich alle Wege an ein und demselben Ort kreuzen – auf den „Heiligen Wiesen“. Bereits die Titel seiner vorherigen Alben bezogen sich allesamt auf Orte in oder um seine Heimat Sheffield herum; auf „Hollow Meadows“ setzt der Singer/ Songwriter diese liebenswerte Tradition nun weiter fort: „Hollow Meadows“ bezeichnet nach alten Überlieferungen den Platz, an dem bis in die 1950er Jahre ein Krankenhaus stand. Während seiner Nachforschungen stellte sich heraus, dass das Gebiet früher als Auley Meadows bekannt war – ein Name, der sich möglicherweise von dem Namen der Hawley-Familie ableitet, die dort zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert ansässig war.
Als Special Guests hat sich Richard Hawley auf „Hollow Meadows“ hochkarätige Namen aus der britischen Folk-Szene ins Studio geladen: So findet sich sein Nachbar und guter Freund Martin Simpson, der Slide-Guitar und Banjo auf „Long Time Down“ spielt. Nancy Kerr ist an der Geige und der Viola auf „The World Looks Down“, „I Still Want You“ und „Nothing Like A Friend“ zu hören. Das Stück „Heart Of Oak“ dagegen wurde von Hawleys Freundschaft mit der Folk-Ikone Norma Waterson inspiriert, während mit Jarvis Cocker einer von Hawleys ältesten Freunden auf „Nothing Like A Friend“ vertreten ist. Außerdem sind noch die Hick Street Chip Shop Singers mit an Bord, die aus diversen Sheffielder Lokalgrößen wie Slow Club-Sängerin Rebecca Taylor bestehen.
Mit „Hollow Meadows“ legt Richard Hawley ein Album vor, das vor seinem außergewöhnlichen Songwriting, großartigen Melodien und den wohl besten Lyrics/ Vocals strotzt, die er jemals geschrieben und eingespielt hat. Ein Album, mit dem Hawley seinen Status als einer von Britains bemerkenswertesten Songwritern der letzten 15 Jahre weiter untermauert.
Tracklist „Hollow Meadows"
• I Still Want You
• The World Looks Down
• Which Way
• Serenade Of Blue
• Long Time Down
• Nothing Like A Friend
• Sometimes I Feel
• Tuesday PM
• Welcome The Sun
• Heart Of Oak
• What Love Means
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