Eagles Of Death Metal - Zipper down
T-Boy / UniversalVÖ: 02.10.2015
Rettung naht
Sieben Jahre sind vergangen, als Eagles of Death Metal mit einer Weltenformel zurückkehren, die alles und jedes Problem beenden wird: "Man sollte den Reißverschluss eben nicht hochziehen, sondern ihn stattdessen runterziehen und einfach alles raushängen lassen." Verkünder dieses Gnadentums ist Jesse Hughes, der zusätzlich nüchtern bekannt gab, dass "Zipper down" noch die globale Erwärmung und den Welthunger beheben würde. In aller Nüchternheit dieses Vortrags kann das nur stimmen.
Schuld an der längeren Abstinenz dieser Band, die zwischen 2004 und 2008 alle zwei Jahre Neues veröffentlicht hat, ist Josh Homme. Malträtiert von seinen emotionalen Aufwallungen, einer Knie-OP inklusive Atemstillstand und angesammelten Drogennachwehen, war für ihn ein Innehalten vonnöten. Ein Innehalten, das nichts Minderes als sein bisheriges Opus summum "...Like clockwork" mit Queens Of The Stone Age herbeibrachte. Und "Zipper down" hat an einigen wenigen Stellen etwas hiervon intus, eine bisher für das Spaßprojekt der Eagles Of Death Metal nicht vorgesehene Ernsthaftigkeit. Diese blitzt kurz im Tohuwabohu um die erlösende Kraft der Vulva in "Oh girl" auf. Der Chorus ist banduntypisch gravierend gespielt, es geht nicht mehr (nur) um die Fleischeslust, dahingegen fleht Hughes, erbittet geradezu: "You gotta save me, baby." Ist die Errettung etwa zum Subjekt erwachsen?
Sonst ist das gewohnter, unwiderstehlicher Rock-Nonsens, im countryesken "I love you all the time" mit fremdsprachlichen Kauderwelsch oder purer lächerlicher Laszivität in "Skin tight boogie". War bei diesem Titel zu erwarten. Weil es auch einfacher ist ohne Komplexität, das weiß und kennt "Complexity". Daher wurde "Zipper down" so lange entschlackt, bis gerade mal 34 Minuten übrig blieben. Das vierte ist damit das kürzeste Album der Bandgeschichte. "Save a prayer" ist ein Duran-Duran-Cover mit neuartiger Läuterung, was amüsiert, da sich jene Duran Duran im Jahr 2015 maßgeblich selbst karikieren und lachhafter wirken als eine Band wie Eagles Of Death Metal, deren Parodiewert stets hoch lag. Zum Abschluss kann Gott laut "The reverend" nicht tanzen, und Hughes als Konträr (Künstleralias "The Devil") empfiehlt in wuchtigsten Powerchords, das mit einem Boogie zu korrigieren.
Zu Konzertanfängen rennt Hughes gerne als entgeisterter Verkünder über die Bühne, predigt von Dingen, die niemand versteht und trotzdem, oder deswegen, megatoll findet. Die Menge giert nach dergleichen und wenn der 43-Jährige dann ein Amen einfordert, erhält er es dutzendmal zurück. Man möchte diese perfide Welt eben gerne erklärt bekommen. Von Planken geleitet werden. Wenn Eagles Of Death Metal das tun und hierfür nur einen offenen Hosenstall und verminderte Komplexität verlangen, dann gibt es weitaus unsinnigere neureligiöse Gemeinschaften. Amen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Oh girl
- Save a prayer
- The reverend
Tracklist
- Complexity
- Silverlake (K.S.O.F.M.)
- Got a woman
- I love you all the time
- Oh girl
- Got the power
- Skin tight boogie
- Got a woman (Slight return)
- The deuce
- Save a prayer
- The reverend
Im Forum kommentieren
captain kidd
2015-11-14 14:41:53
ich glaube, die aussage findet er heute auch nicht mehr so witzig wie sie damals schon nicht war.
HELVETE II
2015-11-14 14:14:26
Als es um die Frage ging, warum die Band nach sieben Jahren mit „Zipper Down“ wieder ein Album herausgebracht habe, sagte Joshua Homme, der auch Gründungsmitglied der Rockband „Queens of the Stone Age“ ist: „Die Abwesenheit von Musik der Eagels of Death Metal hatte eine wirklich schlechte Nebenwirkung. Da war der ganze Ärger im Mittleren Osten und diese ganzen anderen Dinge, und das tat uns leid. Wir wollten das nicht dadurch verursachen, dass wir keine Musik herausbringen.“ Und auf die Nachfrage des Reporters, ob das neue Album im Kern also eine Antwort auf den Terrorismus sei, sagte Homme: „Ja. Wir bringen eine Platte heraus und die Menschenrechte sind besser, der Welt geht es besser, die Leute verdienen mehr Geld, es gibt weniger Wut, die Menschen gehen respektvoller mit Frauen und Homosexuellen um und sind überhaupt freundlicher zueinander.“
http://www.faz.net/aktuell/politik/terror-in-paris/eagles-of-death-metal-band-ueberlebt-anschlag-in-paris-13912194.html
Rote Arme Fraktion
2015-11-14 01:27:23
Ca. 100 Tote bei dem Konzert. Das ist unglaublich :(
bazilicious
2015-11-14 01:27:11
Ich hab Tickets für das das EODM Konzert in München nächste Woche. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich an die Konzertbesucher, Band, Venue-Mitarbeiter etc. denke... grauenvoll und schrecklich, ein reiner Alptraum...
Demon Cleaner
2015-11-14 01:15:13
Habe ich auch so verstanden. Unfassbar ist das.
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