The Dead Weather - Dodge and burn

Third Man / Warner
VÖ: 25.09.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Stilhalten

Dieser Jack White! Wenn er nicht gerade dabei ist, Dan Auerbach verbal zu verunglimpfen oder dessen Bandkollegen Partick Carney in eine Barschlägerei zu verwickeln, ist der zauselige Kauz vor allem damit beschäftigt, seine begabten Fingerchen in allerhand Projekte zu halten. Zur Abwechslung tauscht er dieses Mal seine Klampfe gegen das Schlagzeug und hat sich nach fünf Jahren wieder mit seiner Supergroup The Dead Weather, bestehend aus The-Kills-Frontfrau Alison Mosshart, QOTSA-Gitarrist Dean Fertita und The-Raconteurs-Bassist Jack Lawrence, ins Studio begeben. Herausgekommen ist die direkte Anknüpfung an ihre beiden ersten Alben "Horehound" und "Sea of cowards" – keine großen Stilexperimente und im Sound kompromisslos wie eh und je.

Diese Stiltreue ist nicht weiter verwunderlich, sind doch immerhin vier der zwölf Tracks Neuaufnahmen alter Nummern: "Buzzkill(er)", "Open up (That's enough)", "Rough detective" und "(It's just) too bad" wurden bereits im Vorfeld veröffentlich und haben für die neue Platte nochmal ein soundtechnisches Make-Over durchgemacht. So kommt "Buzzkiller" beispielsweise etwas basslastiger daher als die Ursprungsversion und "(It's just) too bad" wirkt etwas cleaner und voluminöser. Von den neuen Tracks besticht vor allem die erste Single-Auskopplung "I feel love (Every million miles)", ein schönes Brett mit Treble-Gitarren, Mossharts durch den Lof-Fi-Filter gejagter Stimme und schwerem Drumbeat. Oder das sinistre "Three dollar hat", bei dem White Mosshart am Mikro Gesellschaft leistet und seine Stimme wunderbar hysterisch überschlagen lässt, bevor das Tempo empfindlich anzieht und einem Fertitas Gitarre buchstäblich um die Ohren fliegt.

Überhaupt ist die Stimmung auf "Dodge and burn" eher düster bis verwegen, aber für ausgelassenen Frohsinn waren die vier ja noch nie bekannt. Die Texte oszillieren zwischen Herzschmerz, Rache, Enttäuschung und der ein oder anderen Anzüglichkeit. Mosshart trägt die Themen in ihrer typisch aggressiv-katzenhaften Art vor, faucht, grölt und raunzt sich über den wabernden Instrumentensumpf hinweg. Nur der Epilog "Impossible winner" zeigt die Band in ungewohnt pathetischem Gewand: So klingt der Refrain gar ein bisschen nach ABBA: Piano und Streicher verdrängen Gitarre und Bass und Mossharts Stimme kommt einmal ohne Verzerrer aus – und zeigt dabei eine ungewohnte Verletzlichkeit. Ein bisschen mehr derartige Abwechslung hätte dem Album durchaus gut zu Gesicht gestanden.

Gemäß dem Titel hinterlässt "Dodge and burn" reichlich verbrannte Erde, Verzeihung, Ohren und weckt nach gut 42 Minuten geballter Produktionswucht erst einmal den Wunsch, Kings Of Convenience oder etwas ähnlich Schlichtes anzuschmeißen. Für die Jack-White-Fangemeinde ist die Orgel-Orgie sicher nur ein weiterer Beweis für Whites Status als größtem Genie des zeitgenössischen Rock'n'Roll. Alle anderen sollten ihre Kritik lieber leise äußern. Oder sich schonmal einen Barhocker schnappen.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I feel love (Every million miles)
  • Three dollar hat
  • Impossible winner

Tracklist

  1. I feel love (Every million miles)
  2. Buzzkill(er)
  3. Let me through
  4. Three dollar hat
  5. Lose the right
  6. Rough detective
  7. Open up (That's enough)
  8. Be still
  9. Mile markers
  10. Cop and go
  11. It's just too bad
  12. Impossible winner
Gesamtspielzeit: 42:44 min

Im Forum kommentieren

bazilicious

2015-10-12 22:02:11

gutes Album! Nicht spektakulär, aber sehr gut!

Rote Arme Fraktion

2015-10-06 14:50:51

Tight bis in die Arschritze.

Besser als der starke Vorgänger.

Menikmati

2015-10-05 16:15:41

Sämtliche Zutaten dieser Band sagen mir eigentlich zu. Dennoch: Sie versteht es in meinen Ohren extrem aufdringlich zugleich aber monoton zu klingen. Ein ziemliches Künststück, wenn auch kein wirklich tolles. Spätestens nach dem zweiten Song beginnt mich die Musik zu langweilen - gerade weil alles so furchtbar übersteuert und aufgekratzt ist. Meine Einschätzung: Auf Platte No-Go, live bestimmt eine Wucht..

Thanksalot

2015-09-28 17:40:32

Die ersten paar Songs gehört und direkt heimisch gefühlt.
Same here.

Ansonsten auffällig:
- Three Dollar Hat: Wie herrlich schräg ist der denn bitte?
- Impossible Winner: Wirklich überraschend, der hat ja schon fast Chartkompatibilität.

Ich glaube, so eine schnörkellose, kompromisslose Platte habe ich einfach mal wieder gebraucht.

Rote Arme Fraktion

2015-09-28 10:57:20

Die ersten paar Songs gehört und direkt heimisch gefühlt. Wenn die Scheibe sich mit dem Vorgänger auf einem Niveau befindet, bin ich zufrieden.

Ach ja:
Horehound 8/10
Sea of Cowards 7,5/10

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