Duran Duran - Paper gods

Warner
VÖ: 11.09.2015
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Falsche Götter

Diese abgefahrenen Akkordwechsel, dieser unfehlbare Beat, diese wunderbar androgyne Performance: Duran Duran haben den Sound und den Look der Achtzigerjahre so geprägt wie nur wenige andere Bands und es dabei immer geschafft, die Linie zwischen Massentauglichkeit und Avantgarde-Anspruch zu finden. Man denke nur an die Knaller "View to a kill", "Hungry like the wolf" und "Wild boys". Dann wurde es lange ruhig um Le Bon, Taylor und Rhodes. Ja, es gab da ein paar Alben zwischen 1990 und 2015, aber die erregten kein allzu großes Aufsehen oder versumpften in Beliebigkeit. Jetzt melden sie sich fünf Jahre nach ihrer letzten Platte "Paper gods" zurück und lassen ihren alten Stil damit endgültig hinter sich. Also wieder kein so dringlich erwünschtes Revival der gefeierten Frühwerke.

Zwar erinnert der Titeltrack an frühere Nummern, wartet mit hymnischem Gesang und verspielten Synthieklängen auf. Der angenehme erste Eindruck wird aber schnell aus dem Ohr geblasen vom darauffolgenden "Last night in the city", das dem Hörer den nervigen 08/15-Chart-Rhythmus so sacht in die Fresse schlägt wie jüngst Tayo Cruz und Konsorten. "You kill me with silence" klingt ein bisschen, als hätten 50 Cent und Lil Jon mit Adam Levine kollaboriert, finsterer Gangsta-Rap-Beat trifft Quäkgesang. Auch die Singleauskopplung "Pressure off" mit Janelle Monáe wirkt wie schon tausendmal gehört, genauso fade und ausgelutscht wie der Disko-Klopper "Danceophobia", bei dem Lindsay Lohan ins Studio bemüht wurde. Und so beschleicht den Musikfreund schnell der Verdacht, dass hier ein bisschen zu sehr auf Kaufhauskompatibilität geschielt wurde, Experimente erwartet man hier vergebens. Stattdessen jede Menge textliche "Hey hey, wir machen Party"-Klischees, seichte Melodien ohne große Brüche und ein paar aktuelle Pop-Interpreten als schmückendes Beiwerk. Und selbst auf so lichte Momente wie dem Einstieg von "What are the chances?", bei dem immerhin John Frusciante ein paar sehr nette E-Gitarren-Riffs beisteuern durfte, folgt Dunkelheit, wenn die unvermeidlichen Dosen-Drums wieder alles ertränken.

Lediglich "Sunset garage" schafft es, ein bisschen Achtzigerjahre-Nostalgie aufkommen zu lassen, gefällt mit Rhythmusspielerei und entrückter Melodie, und auch "The universe alone", ebenfalls mit Frusciante, erinnert noch einmal kurz an die Finesse von früher. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch: 30 Jahre nach ihrer Hochzeit schaffen es Duran Duran einfach nicht mehr, ihre Vorreiterrolle in Sachen Stil zu behaupten. Wer den Duran-Duran-Sound heute hören möchte, sollte lieber zu Everything Everything greifen. Die Originale jedenfalls beten mit ihrem neuen Album lieber den allmächtigen Chart-Gott an, der sich hauptsächlich mit Stampfbeats und Einheitsmelodien milde stimmen lässt. Dann doch lieber vom Glauben abfallen.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Paper gods
  • What are the chances
  • The universe alone

Tracklist

  1. Paper gods
  2. Last night in the city
  3. You kill me with silence
  4. Pressure off
  5. Face for today
  6. Danceophobia
  7. What are the chances?
  8. Sunset garage
  9. Change the skyline
  10. Butterfly girl
  11. Only in dreams
  12. The universe alone
  13. Planet roaring
  14. Valentine stones
  15. Northern lights
Gesamtspielzeit: 57:25 min

Im Forum kommentieren

schmusie

2015-09-20 19:49:20

Das neue Album ist mir zu sehr auf "tanzbar" getrimmt. Früher, als sie noch indie und unbekannt waren, da war das was anderes. Aber so sind das nicht mehr meine Jungs.

musie

2015-09-18 12:24:15

eigentlich mag ich ja Duran Duran. aber dieses album verursacht bei mir - abgesehen vom titeltrack und vielleicht noch the universe alone - brechreiz. eine solche anbiederung an die aktuellen trends haben Duran Duran doch wirklich nicht nötig. ist für mich vergleichbar mit dem neuen album von Giorgio Moroder, wo ebenfalls popsternchen von heute um die gunst buhlen.

Söze

2015-09-17 21:20:08

Im ersten Abschnitt der Rezension stimmt so einiges nicht. "Kein grosses Aufsehen zwischen 1990 und 2015"? Ähm, was ist mit dem Wedding Album? Ordinary World? Come Undone? Da gabs 1993 eine vielbeachtete und auch von der Kritik durchaus positiv besprochene Rückkehr in die vorderen Chartsränge. Und All You Need Is Now wurde 2010/11 sehr wohlwollend aufgenommen - übrigens auch hier - und vielerorts als ihr bestes Album seit Rio(!) bezeichnet. In Paper Gods ein Comeback- bzw. Neuanfangs-Album zu sehen, deckt sich also überhaupt nicht mit den Tatsachen. Und die Bezeichnung von Janelle Monaé als "R&B Sternchen" ist also auch sehr, ähm, gewagt.

Die Bewertung des Albums an sich kann man aber so stehen lassen. Der Autor bei laut weiss zwar offensichtlich besser über die Band und deren Geschichte Bescheid, aber 8/10 ist das nie und nimmer. Aber wenn einem schon die fürchterliche Red Carpet Massacre gefallen hat, dann wird einem die Paper Gods wohl auch zusagen.

Bulls**t

2015-09-17 20:40:45

Mies. Ganz mies. 2/10

nörtz

2015-09-17 18:26:23

laut gibt 8/10.

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