Battles - La di da di
Warp / Rough TradeVÖ: 18.09.2015
La ri fa ri
Eilig hatten es Battles noch nie. Schon für "Gloss drop", den Nachfolger des umjubelten Debüts "Mirrored", hatte sich die Band eine Menge Zeit gelassen. Wobei nach dem Ausstieg von Tyondai Braxton auch erstmal ein neuer Ansatz gefunden werden musste. Der Vakanz am Mikrophon wurde damals teilweise mit Gastsängern begegnet – durchaus gewagt, doch im Großen und Ganzen erfolgreich. Dass Battles auf ihrem dritten Album nun vollständig auf Gesang verzichten, erscheint dennoch konsequent: Eine Band, die sich aus herausragenden Instrumentalisten zusammensetzt, ist nicht zwingend auf einen Vokalisten angewiesen. Zudem erlaubt die Stimmlosigkeit, strukturell völlig neue Wege einzuschlagen. Die Reise geht endgültig weg vom Song und hin zum Track
"La di da di" heißt Version 3.0 des Battles-Programms. Ein Titel, der Leichtigkeit und Verspieltheit suggeriert, jedoch auch als Schritt in Richtung Banalität interpretiert werden könnte. Hört man das Album, wird schnell klar, dass die Wahrheit genau in der Mitte liegt: Battles waren noch nie so vertrackt, allerdings auch noch nie so beliebig. Während die Stücke der älteren Alben meist einer Leitidee folgten, sind die Kompositionen nun ausgefranster und weitaus weniger eingängig geraten. Mehr denn je stehen die polyrhythmischen Exzesse eines John Stanier im Vordergrund: "Dot net" ist beispielsweise ein mitreißender Groover, in welchem der Drummer alle Register seines Könnens zieht. Auch "Tricentennial" ist primär eine Lehrstunde der Trommelkunst, hinterlässt jedoch darüber hinaus keinen bleibenden Eindruck.
In vielerlei Hinsicht funktionieren Battles im Jahr 2015 wie Tortoise: Motive werden angedeutet, zerlegt und möglichst verquer wieder zusammengefügt. Nur selten bleibt das Trio auf direktem Kurs. Leider. Denn Stücke wie "FF bada" und der ausufernde Opener "The yabba" zeigen eindrucksvoll, wie unverschämt tanzbar experimentelle Musik sein kann. Besonders die zwischen Atonalität und Funk scharwenzelnden Gitarrenlicks sorgen für zuckende Gliedmaßen. Der Großteil der Nummern verweigert sich jedoch dem unmittelbaren Nachvollzug. Besonders die kurzen Interludes "Tyne wear" und "Flora > fauna" wirken uninspiriert und deplatziert.
Dass Battles augenzwinkernd an das Musizieren herangehen, ist kein Geheimnis. Es ist daher auch keine Überraschung, dass die stärksten Augenblicke jene sind, in denen die Band krumme Ideen gerade sein lässt. Nachzuhören in dem verpeilten Rummelplatz-Reggae von "Megatouch" oder dem fast schon rockigen "Dot com". Doch auch hier offenbaren sich unüberhörbare Schwächen: Trotz aller Spielfreude und Spinnerei will der Funke nie so recht überspringen. Präzise und versiert ist quasi alles auf "La di da di", sonderlich überraschend oder gar umwerfend jedoch fast nichts. Auf allen Ebenen regiert Indifferenz. "La ri fa ri" wäre daher ein ebenso passender Titel gewesen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The yabba
- FF bada
- Dot com
Tracklist
- The yabba
- Dot net
- FF bada
- Summer simmer
- Cacio e pepe
- Non-violence
- Dot com
- Tyne wear
- Tricentennial
- Megatouch
- Flora > fauna
- Luu le
Im Forum kommentieren
Quirm
2015-10-08 16:13:33
Sehr cooles Album. Braucht aber ein paar Durchgänge. Favoriten im Moment: "Summer simmer" und "dot com".
bazilicious
2015-10-04 23:12:50
Habs jetzt endich geholt und geschafft zu hören... gefällt mir schon ganz gut, aber etwas eintönig und abwechslungsarm ist es ja schon, deswegen ist die Kritik verständlich... stört mich aber jetzt nicht so, auch wenn es sicher nicht mit den beiden Vorgängern mithalten kann...
Demon Cleaner
2015-10-04 16:33:24
Wenn es gerade sonst wenig gäbe, würde ich mir es auch noch öfter anhören. Aber gerade jetzt erscheinen so viele Alben, dass es wenig Chancen hat.
The MACHINA of God
2015-10-04 16:19:29
Seit Durchgang 4 auf Kopfhörern find ich das Album doch ganz brauchbar. Aber mal etwas abgedrehteres bzw. ein Song mit Gesang wäre schon ab und zu mal gut gewesen.
vheissu1
2015-10-04 15:11:39
OK, dann hab ichs falsch verstanden.
Ich hab bis jetzt nur einen Song gehört, den fand ich aber gut. Insofern bin ich aufs ganze Album gespannt.
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