Alfahanne - Blod eld alfa

Dark Essence / Soulfood
VÖ: 25.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwere Jungs, leichte Mädchen

Fredrik Sööberg zuckt mit den Schultern: "Wir stellen bloß klar, dass die Welt ein grässlicher Ort ist." Und nimmt vermutlich einen tiefen Schluck aus der Pulle. Der Gitarrist der etwas anderen schwedischen Black Metaller Alfahanne weiß nämlich, wo er und seine Band hingehören. Nicht in eine schwarze Messe, sondern in schummrige Läden, wo es die härtesten Getränke und die leichtesten Mädchen gibt – siehe den phänomenal stumpfen Kracher "Indiehora" vom Debüt "Alfapokalyps". Und nein, mit dem Titel waren nicht jene DJs gemeint, die lediglich pseudo-alternative Ballermann-Hits auflegen, sondern vielmehr die Damen der Schöpfung, die sich keineswegs wie solche benehmen. Doch auch die spaßige Party-Mitgrölnummer mit Familienanschluss an Turbonegro oder Kvelertak konnte nicht verhehlen, dass Alfahanne finstere Gestalten sein wollen.

Ob sie das auch schaffen? Explizit furchteinflößend wirkt der kehlige Klargesang von Frontmann Pehr Skioldhammer zugegebenermaßen zwar nicht, doch dafür kennen die Alphamännchen – so der Bandname übersetzt – in der skandinavischen Hartwurst-Szene die richtigen Leute. Das war schon auf "Alfapokalyps" so, wo Shining-Mastermind Niklas Kvarforth, Taake-Shouter Ørjan Stedjeberg und V’gandr von den norwegischen Viking-Metallern Helheim die geeigneten Brüllwürfel gaben – und auch die Gästeliste von "Blod eld alfa" ist lang. Die Herren Nattfursth und Spellgoth klingen hier jedenfalls genauso, wie sie sich lesen beziehungsweise aussehen, auch Kvarforth lässt sich erneut nicht lumpen, und selbst Erlend Hjelvik von Kvelertak gibt sich beim wunschgemäß toxischen Riffmonster "Skallerormsgift" die gutturale Ehre. Mahlzeit.

Und dieses Album liefert zweifelsohne den passenden Rahmen für vereinzelte vokalistische Extremfälle, wenn der Vierer monoton tosende Heavy-Bretter ablässt, die mit Black Metal, Stoner und Death-Punk gleichermaßen knochenhart feiern. Das in der Tat obsessive "Besatt" gibt einen ähnlich vernichtend überrollenden Widerpart zu Motörheads "Orgasmatron" ab wie "Såld på mörkret" vom Vorgänger, während der Opener "Alfa kropp alfa blod" in feuerspeiendem Duett lauthals das Glaubensbekenntnis der Band absingt oder vielmehr -röhrt. "Vänd inte ryggen till" und "Arkeologen" hingegen beschwören die Beschissenheit der Dinge sowie die Vergänglichkeit allen Seins und verrichten dabei annähernd Feinarbeit an den Instrumenten. Da nickt sogar die tollwütige Zombie-Sau, denn Alfahanne fahren hier tatsächlich einmal Songs im besten Wortsinne auf.

Spätestens beim Speed-Bolzen "Hora (tills du dör) / Huora kuolemaansa" herrscht großes Hallo – oder haben wir es hier etwa mit einer Parabel auf die Negation der Existenz durch das Hineingeworfensein in eine versklavende Welt zu tun? Okay, war ein Scherz. Das weiß man spätestens am Ende, wo das leicht mit New Wave und Post-Punk infizierte "Slutdestination Eskilstuna" keinen Zweifel an der Begeisterung der Band für Körper- und andere Flüssigkeiten lässt. Und darum sind Alfahanne selbst in ihren härtesten Momenten: Pop. Vier Kajal auftragende Jungs in Lederklamotten, die von Tod, Teufel und Schlimmerem halluzinieren und dann mit großem Bier in der Hand und jungem Mütterchen im Arm auf das Leben anstoßen – so schrecklich es auch sein mag. Derben Spaß haben kann man schließlich trotzdem. Vor allem mit diesem Album.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Besatt
  • Arkeologen
  • Slutdestination Eskilstuna

Tracklist

  1. Alfa kropp alfa blod (with Nattfursth)
  2. Besatt
  3. Skallerormsgift (with Erlend Hjelvik)
  4. Vänd inte ryggen till
  5. Blodad tand
  6. Hora (tills du dör) / Huora kuolemaansa (with Spellgoth)
  7. Arkeologen
  8. Berserk
  9. Slutdestination Eskilstuna (with Niklas Kvarforth)
Gesamtspielzeit: 37:43 min

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Armin

2015-09-16 22:02:12

Frisch rezensiert!

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