Radkey - Dark black makeup
Strange Loop / Kobalt / Rough TradeVÖ: 21.08.2015
Brüder Bleifuß
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: "Plattentests.de wird 16 – jetzt dürfen wir Bier trinken." Endlich! Der Satzteil nach dem Gedankenstrich hätte überdies bei Darrion, Isaiah und Solomon Radke zu Beginn ihrer Musikerlaufbahn im Jahr 2010 für neidische Blicke und großes Rabäh gesorgt. Den Brüdern aus Missouri blieb da nämlich noch nichts anderes übrig, als zur Limoflasche zu greifen. Darren war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal nach hiesigen Maßstäben volljährig, Isaiah erst 15, und Solomon dürfte sogar noch leichten Muskelkater gehabt haben, da es noch gar nicht so lange her war, dass er mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gerannt ist. Dennoch verblüfft es einigermaßen, dass die drei unter leicht modifiziertem Familiennamen erst jetzt mit ihrem Debüt rausrücken, wenn man berücksichtigt, wie viele schwitzige Rock-Bühnen Radkey Zeit ihres Bestehens schon mit viel Getöse zerlegt haben. Drei Mann beziehungsweise Jungs, dazu Gitarre, Bass und Drums – mehr benötigt auch "Dark black makeup" nicht.
Selbst für Rezensionsseiten, die den Kinderschuhen längst entwachsen sind, also nicht ganz einfach, den müffelnden Vergleich mit den alten Hasen zu vermeiden, wenn ein Album so souverän mit dem Bleifuß auf dem Gaspedal durch die Garage flitzt wie dieses. Einigen wir uns am besten hierauf: Radkey können es mühelos mit Bands bereits etwas gesetzteren Alters wie The Black Keys, Wolfmother oder The Raconteurs aufnehmen, stehen aber immer noch erst am Anfang. Da könnte demnächst Großes zukommen auf alle Freunde traditionell orientierter Gitarrenmusik. Ohne Rücksicht auf Begriffe wie Indie oder Hipster glühen auf "Dark black makeup" die Saiten und poltern die geschwind rollenden Drums, während die Brüder am Mikro wahlweise überschwänglich johlen oder leidend säuseln wie Kojoten mit gelber Leber. Ersteres gilt vor allem für den rasant auf munteren Riffs und Handclaps abzischenden Brecher "Romance dawn", der atemlos skandiert: "Hey hey now, things are burning up." Und Radkey halten das Streichholz.
Ein Licht geht den Radkes ebenso inhaltlich auf, denn trotz ihrer jungen Jahre erweisen sie sich nicht etwa als Rüpel mit ausgesucht schlechtem Benehmen, sondern sprechen erstaunlich weise Worte: Das breitbeinig loskickende Titelstück ermahnt erloschene, düster geschminkte Teenager, "Sank" erörtert Sinn und Unsinn von Saufen, Kiffen und Fremdvögeln, und "Feed my brain" trägt sogar dem in der Rockmusik sonst eher verteufelten Lehrkörper die Aktentasche hinterher. Oder ist dieses Stück nur eine Parabel auf die harte Schule des Lebens oder vielmehr auf die "School of rock"? Möglich, aber zweitrangig: Solange Radkey in "Love spills" und "Parade it" lärmig ihren Herzschmerz exorzieren, mit "Hunger pain" ihr vorläufiges Meisterstück in Sachen brillantes Blues-Songwriting vorlegen oder bei "Best friends" die Wüsten-Inkarnation der Arctic Monkeys ehren, haben sie ohnehin alles richtig gemacht. So gut wie "Dark black makeup" kam jedenfalls seit Längerem kein staubiges Rockalbum mehr zusammen. Und so jung sowieso nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dark black makeup
- Romance dawn
- Parade it
- Hunger pain
Tracklist
- Dark black makeup
- Romance dawn
- Love spills
- Parade it
- Best friends
- Le song
- Hunger pain
- Feed my brain
- Sank
- Song of Solomon
- Evil doer
- Glore
- Feel
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diggo
2015-09-10 06:49:19
grossartiges debütalbum. und da dürfte noch mehr kommen... tolle band!
Armin
2015-09-09 22:10:59
Frisch rezensiert!
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- Radkey - Dark black makeup (2 Beiträge / Letzter am 10.09.2015 - 06:49 Uhr)