
Planks - Perished bodies
Golden Antenna / Broken SilenceVÖ: 11.09.2015
Grabwanderung
Nicht nur eine Trilogie kommt mit "Perished bodies" zu einem Abschluss. Auch Planks verkündeten im Dezember 2014 das Ende ihrer Band, allerdings nicht ohne vorher das Album fertigzustellen. Auf dem Infosheet zum aktuellen Werk nahm man die stetige Entwicklung von Planks zum Anlass, Analogien zwischen ihrer Diskographie und der von The Cure zusammenzutragen: Die Düsternis von "The darkest of grays" stelle sich an die Seite von "Pornography". "Funeral mouth" steuere den Facettenreichtum von "Kiss me, kiss me, kiss me" an. "Perished bodies" nun stünde "Disintegration" in nichts nach; es sei genauso "düster, melancholisch, eingängig, abwechslungsreich und fesselnd".
Während die zitierten Adjektive nicht treffender gewählt werden konnten, spürt man den Dark Wave von The Cure nur in Nuancen. Man begegnet dieser Ehrerweisung eher in Sachen Stimmung und Atmosphäre als im Songwriting von Ralph Schmidt. Planks nämlich erweisen sich weiterhin mit den Mitteln des Post Metal als Gestalter von existenzieller Intensität. Schmidts Gitarrenspiel ist von demselben Drang geprägt, der auch im Post Metal alles Positive im Ansatz erstickt, es ist dabei aber von einer flächigen, tiefen Melodiösität durchsetzt.
Spuren von Wave-Anklängen finden sich bei genauerer Betrachtung in der Mitte von "Perished bodies", wobei zwei Werke erklären könnten, aus welchem Verständnis von besagter Wave-Musik heraus das Trio aus Mannheim/Köln agiert: Aus den verhallenden Gitarrenklängen funkelt immer wieder eine ausweglose Trauer, aus welcher sich auch der Meilenstein "Desideratum" von Planning For Burial in demütiger Ästhetik speist. Gitarrenschicht um Gitarrenschicht bauen sich zu tiefer Tristesse auf, um sodann Planks-üblich von treibendem Schlagzeug und Metal-Eruptionen wieder zersetzt zu werden. Planks streben die gleichförmige Schwermut einer Platte wie True Widows "Circambulation" zwar gar nicht erst an, aber die ruhigeren Stellen weisen ein ähnliches Drehmoment auf.
Vor allem im ruppigen "Bliss in all sorrows found" blitzt oben Geschildertes auf. Auch der sich langsam entfaltende, instrumentale Abschluss "The sacrifist, pt. II (What does walking away leave us)" wandelt auf ähnlichen Pfaden. "Nothing will ever change" wiederum vereinnahmt die gewaltigen Post-Metal-Strukturen. Wobei auf "Perished bodies" nur Tendenzen hinsichtlich der Genre-Zugehörigkeit ausgemacht werden können. Denn wo das Titelstück in den metallenen Postrock von Russian Circles lugt, schlägt "The sacrifist, pt. I (Through dirge and death)" gleich zu Beginn eine heftige Kerbe und vermittelt sowohl die Urgewalt des Black Metal als auch die Wut von finsterstem Hardcore. Der Begriff "Blackened Hardcore" wurde für diese Art von Ausbrüchen kreiiert. Mit dem selbstbewusst-röhrenden Wispern Schmidts nimmt "Into lifeless embrace" am Ende für einen Moment den Wind aus den Segeln. Im nachfolgenden "She is alone" kommt diese Form des Sprechgesangs zu größerer Entfaltung. Darin nehmen sich Planks zum ersten Mal an ihren Instrumenten zurück und nehmen sich Zeit für einen gemächlicheren Aufbau. Über den Dialog mit Leonie Löllinger, der Sängerin von Svffer aus Münster/Bielefeld, entspannt sich ein beruhigter Basslauf, der zum Ende hin fatalistischem Gebrüll den Weg ebnet.
Man könnte die Trilogie ob der stilistischen Ähnlichkeit einfach "Celestial", "Oceanic" und "Panopticon" nennen und Vergleiche zu den Bostonern Isis um Aaron Turner anstellen und abschließend eine ähnliche Analogie herstellen wie oben: "Celestial" verhält sich mit seinen wenigen, melodischen Spurenelementen zu "The darkest of grays" wie die Homogenität von "Oceanic" zu "Funeral mouth". Letzteres explodierte nicht allein vor Dynamik, es bildete nicht allein Planks' Entschlossenheit und hingebungsvolle Versenkung ab. Zu etwas Besonderem wurde es, weil es puren Ausdruck mit derartig ausgefeilten Songstrukturen kombiniert, dass es ein ähnliches Erweckungserlebnis artikulierte, welches auch Isis im Entstehungsprozess von "Oceanic" erfahren haben könnten. "Perished bodies" entspricht schließlich Isis' "Panopticon": Dem rohen Sound der Anfänge entwachsen, drängen Planks hinein in bemerkenswerte Sphären, schöpfen dabei aus einem Ideenreichtum, aus dessen Fundus heraus sie sich einer ausformulierten Perfektion annähern. Und tragen die Band im Anschluss zu Grabe. Was hätte da jetzt noch kommen können, könnte man nun einwenden, und behaupten, dass es keinen besseren Zeitpunkt für einen Schlussstrich geben würde. Das hatte man aber bei Veröffentlichung von "Funeral mouth" auch schon gedacht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The sacrifist, pt. I (Through dirge and death)
- Nothing will ever change
- Bliss in all sorrows found
- Perished bodies
Tracklist
- The sacrifist, pt. I (Through dirge and death)
- Nothing will ever change
- Into lifeless embrace
- She is alone
- Bliss in all sorrows found
- Only now
- Perished bodies
- Sadness in our ignorance
- The sacrifist, pt. II (What does walking away leave us)
Im Forum kommentieren
Given To The Rising
2020-06-19 00:25:22
Die ganze Diskographie gibt es übrigens zum NYP auf Bandcamp.
https://planks.bandcamp.com/album/perished-bodies
quante
2015-09-05 20:35:32
sondern?
ultha
2015-09-04 01:11:15
Referenzen - lol
Armin
2015-09-02 18:38:39
Frisch rezensiert!
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- Planks - Perished bodies (4 Beiträge / Letzter am 19.06.2020 - 00:25 Uhr)