
Helen - The original faces
Kranky / CargoVÖ: 04.09.2015
Verschrammlungsgeschehen
In der eigenen Vorstellung läuft es doch so ab: Liz Harris, die als Grouper seit mehreren Alben dem Soundtrack für "Also sprach Zarathustra" nachspürt, sitzt in ihrer freien Zeit zu Hause rum, isst nur die Popcornstücke, an denen die Maishülle noch klebt, um sich die Laune weiter zu verderben und hat überhaupt ein ganz schweres Gemüt. Der Mensch, das Lastentier der Welt. Aber so unvorstellbar das bei ihrer Musik auch sein mag – Harris hat auch mal gute Laune. Ja, manchmal sitzt ihr sogar der Schalk im Nacken. Denn schon vor Jahren veröffentlichte sie gemeinsam mit Jed Bindeman, Scott Simmons und einer Background-Sängerin namens Helen die Singles "Felt his way" und "Dying all the time". Der Name der Band? Helen. Wer diese namensgebende Künstlerin nun genau ist? Keine Ahnung. Aber fairerweise sei gesagt: Über Liz Harris ist auch nicht viel mehr bekannt als über jene Helen. Die ja fiktiv ist. Zumindest stellt man sich das so vor.
Über die Jahre traf sich Band immer wieder in Portland und spielte so das gemeinsame Album "The original faces" ein. Thrash, das wollten Helen machen. Am Ende haben sie hier Shoegaze und Dream-Pop zusammengeschustert, ein wenig No Wave mit drin, das verriet ja schon "Dying all the time" vor geraumer Zeit. Die Verstärker stehen permanent auf Anschlag, die Lyrics versinken vollständig im Sound. "Motorcycle" komprimiert in knapp 120 Sekunden Dinge, für die My Bloody Valentine ganze Alben brauchten. In "Allison" kommt dann noch ein markanter Rhythmus dazu, der den Track schleppend über die drei Minuten bringt. Doch Helen zerstören ihren Sound nie wirklich, der Weg geht hier klar in Richtung blauer Himmel und brennender Sonnenschein. Auch wenn Songs wie "Pass me by" eher im Schatten hausen. Allerdings strebt die Band nie die ganz großen Melodien an, hier tropft Schweiß statt Zuckerwasser. Und das auch nicht aufgrund der Anstrengung, sondern wegen der drückenden Macht dieses Albums.
Die schrammelige Produktion muss natürlich erst einmal so sitzen wie hier, ein Song wie "Violet" erstmal so in seiner funkelnden Melancholie abtauchen. Dass Harris das kann, hat sie als Grouper schon oft genug bewiesen, hier geht sie die Sache eben nur von der anderen, der helleren Seite an. Vielleicht gäbe "Grace" sogar einen ganz passablen Song für den Sommer ab. Oder eben für einen Traum vom Sommer. Denn Helen verzerren jeden Track, knipsen ihn von der Welt ab, packen ihn in nostalgische Gitarren ein, um ihn dann flimmernd über den heißen Asphalt rollen zu lassen. Und am Ende bleibt einem nicht viel mehr übrig, als sich zu fragen: Was hat Helen nun eigentlich mit diesem Album zu tun? Ist es ein Alter Ego von Harris? Ein Scherz? Aber vielleicht ist Helen auch etwas ganz anderes. Eventuell ist sie wirklich Sängerin. Nur geht auch ihre Stimme in diesem Sound unter, den nur Harris so richtig zähmen kann, in dem auch jeder andere Mensch so wunderschön verloren dahintreibt. Ja, vielleicht ist es so. Zumindest kann man sich das sehr gut vorstellen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Felt this way
- Allison
- City breathing
Tracklist
- Ryder
- Motorcycle
- Covered in shade
- Felt this way
- Pass me by
- Right outside
- Allison
- Dying all the time
- Grace
- City breathing
- Violet
- The original faces
Im Forum kommentieren
The MACHINA of God
2015-09-08 10:34:17
Gefällt mir auf Anhieb. Mochte aber Grouper auch schon sehr.
Herder
2015-09-04 18:16:05
Also "Violet" ist jedenfalls ein hübscher Song. Ordentlich verhallt und zerdengelt, mit säuselndem Gesang und sehr flauschig-flächigen Gitarrenteppichen.
Kommt auf meine To-Hear-Liste.
Armin
2015-09-02 18:38:02
Frisch rezensiert!
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