Fettes Brot - Teenager vom Mars
Fettes Brot Schallplatten / Groove AttackVÖ: 04.09.2015
Jein
Fettes Brot haben sich im Laufe ihrer 23-jährigen Karriere fast so oft neu erfunden wie Madonna. Nachdem sie schon als Hüter des nordischen Dialekts und als schwule Mädchen unterwegs waren, haben sie sich nun in Teenager vom Mars verwandelt, wie sie im gleichnamigen Opener des ebenso gleichnamigen neuen Albums kundtun. Der Songs selbst klingt dann auch mindestens so pubertär, wie es der Name vermuten lässt, geht als Partytrack dennoch völlig in Ordnung und nimmt dabei auch die unbekümmerte Herangehensweise an das achte Studioalbum der Bandhistorie vorweg. Die wiedergewonnene Spielfreude konnte man schon beim Vorgänger "3 is ne Party" deutlich erkennen, und so haben die drei sympathischen Jungs wohl den Schwung genutzt, um nach zwei Jahren – für ihre Verhältnisse recht schnell – nachzulegen. Das hat zwar den Vorteil, dass man König Boris, Doktor Renz und Björn Beton auch über die komplette LP-Distanz die Lust an Soundtüfteleien und Wortspielen anmerkt, führt aber auch dazu, dass hier einiges wie ein Schnellschuss klingt.
Auf der Habenseite kann neben dem bereits erwähnten Titeltrack auch "Mein Haus" verbucht werden, das eine ähnliche Aufzähl-Struktur aufweist wie "Immer für immer" auf der vorherigen LP. Anstatt "Ich liebte ein Mädchen ..." benutzen Fettes Brot hier die Anfangszeilen "Ich bau mir ein Haus aus ..." und feuern dabei einige der besten Reime des Albums ab. Auch die zweite Single "Von der Liebe" ist ein Ohrwurm erster Güte und schielt produktionstechnisch in Richtung Radio. Mit "Ganz schön low" gelingt der Band ihr bester Diss-Track seit "Krankenhausreif" von ihrem dritten Album. Hier wird mit viel Verve ein musikalischer Rundumschlag gegen den Rap-Nachwuchs, AfD-Sympathisanten und Frauenschläger zelebriert. "Emelly" gerät dann gegen Ende zu einer schönen Aufarbeitung der Pfandbon-Affaire um Supermarktkassiererin Barbara Emme, die vor einigen Jahren die Schlagzeilen beherrschte.
Seine Schattenseiten offenbart das Album unter anderem in dem von König Boris gesungenen "Alle hörn jetzt Schlager", das den aktuellen Helene-Fischer-Hype aufs Korn nehmen will, mit seiner "Alle hörn jetzt Schlager / Da wird man ja zum Schläger / Haken auf die Leber"-Hook allerdings noch debiler als ein ganzes Album der blonden Erfolgs-Sirene klingt. Auch "K.L.A.R.O.", das im Prince-Gewand daher kommt, will genauso wenig zünden wie das seltsame "Eure Autos". Das auf Krawall gebürstete "Meine Stimme", das zusammen mit Fatoni, Felix Brummer und Kryptik Joe aufgenommen wurde, ist zwar inhaltlich gut, passt aber nicht so recht zum Bandsound.
Damit bleibt "Teenager vom Mars" leider irgendwo im Mittelmaß kleben, und man hätte sich gewünscht, dass an der einen oder anderen Idee vielleicht doch etwas länger gefeilt worden wäre. Es bleibt trotzdem zu hoffen, dass die drei Hamburger mit dem Monster-Knacks sich auch für die kommenden Alben diese kindliche Spielfreude erhalten und sie mit etwas besserem Songwriting kombinieren. Man nimmt ihnen im Gegensatz zu Madonna schließlich auch in gesetzterem Alter noch die Teenie-Flausen ab.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Teenager vom Mars
- Von der Liebe
- Emelly
Tracklist
- Teenager vom Mars
- K.L.A.R.O.
- Mein Haus
- Von der Liebe
- Gegenmodell
- Du bist the shit
- Alle hörn jetzt Schlager
- Eure Autos
- Boyfriend
- Meine Stimme
- Ganz schön low
- Emelly
- Das letzte Lied auf der Welt
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Einspruch
2015-09-03 17:33:53
"Eure Autos" ist das einzig wirkliche gelungene Lied auf dem Album. Das ist wirklich sehr lustig. Übrigens, es hat mal jemand ein Flugzeug gefressen.
Kabelitz
2015-09-02 19:02:42
Mit 5/10 noch gut weggekommen. Schlechteste Platte der drei Hamburger. Geht weg wie schimmeliges Brot.
Audio88 & Yassin
2015-09-02 18:48:57
"Studentenrap für Hauptschulhöfe, Fettes Brot in gut."
Armin
2015-09-02 18:37:51
Frisch rezensiert!
Meinungen?
glenn
2015-08-07 22:03:06
https://www.youtube.com/watch?v=yZTXFCanDx0
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