Foals - What went down

Warner
VÖ: 28.08.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das vierte Element

Wie ein loderndes Feuer schien sich das Foals-Debüt "Antidotes" damals in die Herzen seiner Hörer zu brennen. 2008 waren die Herren aus Oxford genau das, was ihr Name aussagte: Junge, scheinbar unzähmbare Fohlen, die sich ihres nächsten Schrittes noch nicht immer bewusst zu sein schienen. Das zwei Jahre später veröffentlichte "Total life forever" löschte den Brand, erfrischte, kühlte ab und sorgte mit stellenweise heftigem Wellengang für den einen oder anderen Ausflug unter den Meeresspiegel. Was sollte mit so einer Band noch schiefgehen, fragte man sich da nicht zu Unrecht. Zwei fantastische Alben in einer noch jungen Karriere, dazu Übersongs wie das Live-Feuerwerk "Red socks pugie" oder das gar himmlische "Spanish Sahara" – Foals konnten eigentlich nichts mehr falsch machen.

Das machte das Drittlingswerk "Holy fire" dann schließlich auch nicht wirklich. Es hatte aber eine undankbare Aufgabe: Was hätten Foals nach den hervorragenden Vorgängern denn tun können? Den Erwartungen, die man an sie und ihr neues Werk hatte, konnten sie so oder so kaum gerecht werden. Dementsprechend und nur allzu verständlich gingen sie 2013 zum ersten Mal in ihrer musikalischen Laufbahn auf Nummer sicher: "Holy fire" war nie schwach, aber doch schwächer. Wie der Wind schienen einige der Stücke zu sein, waren in dem einen Moment präsent und brachten mitunter auch ein wenig Durcheinander mit sich – zogen dann aber schließlich weiter und hinterließen nur noch eine leichte Brise. "What went down", der vierte Streich von Yannis Philippakis & Co., geht nicht den sicheren Weg. Im Gegenteil: Der vorab veröffentlichte Titeltrack drückt gleich zu Beginn ordentlich aufs Gas.

"I fell for a girl with a port wine stain / I knew her initials but never her name / I tried and I tried and I was never the same / So no longer felt love and I'm forever changed" – der Leadsänger schreit sich hier die Seele aus dem Leib, zu oft scheint er selbst die Diskussion um das Lieblingsalbum der Band, das meistens zwischen den ersten beiden ausgemacht wird, schon miterlebt zu haben. Man habe die erste aufgenomme Studioversion für das Stück behalten und nur den Gesang erneut aufgenommen, heißt es aus dem Foals-Lager. Das vermittelt Selbstsicherheit, es klingt roh und mutig – und auch ein bisschen gefährlich. "Mountain at my gates", der zweite Vorgeschmack auf das Album, geht in die entgegengesetzte Richtung und bringt scheinbar nebenbei alle drei bisherigen Alben zusammen: Das verkopft-kluge Schlagzeugspiel von "Antidotes", die großartigen Melodien von "Total life forever" und die nach hinten immer opulenter werdende Songstruktur von "Holy fire" finden hier zeitgleich statt, während Philippakis mit seinen Worten ein weiteres interessantes Bild vor dem inneren Auge malt: "I see a darkness in my fate / I'll drive my car without the brakes."

Foals stehen auf "What went down" mit allen vier Beinen auf der Erde und gehen entschlossen ihren Weg. Ihrer Stärken sind sie sich längst bewusst, verlassen sich aber nicht nur darauf. Das von James Ford (Simian Mobile Disco) produzierte Werk verlässt hier und da auch mal das gewohnte Terrain: So braucht es ein wenig Zeit, bis die in "Night swimmers" gebotene Kombination aus Afrobeat und verhalltem Gesang zu gefallen weiß. Ähnlich verhält es sich mit dem minimalistisch startenden "Albatross", das den normalerweise angestrebten Höhepunkt einfach überspielt und ihn ab der zweiten Hälfte des Songs immer nur wieder andeutet, aber nie wirklich erreicht. In dem polternden Krautrock von "Snake oil" hingegen toben sich Foals aus, wirken dabei auch ungewohnt schwermütig – der Einfluss von Ford, den er in dieser Form auch auf dem letzten Arctic-Monkeys-Album "AM" deutlich gemacht hat, schwingt hier in jeder Note mit.

So gefällig wie einst auf "Antidotes" und "Total life forever" geben sich Foals auf "What went down" nicht. Der Viertling will ein Stück weit auch erarbeitet werden – eine Mühe, die sich lohnt. Das verspielte "Birch tree" ist auf dem besten Weg, sich in die Reihe der Lieblingssongs zu spielen, was nicht zuletzt an dem trickreichen Drumsound liegt, an der vertonten Leichtigkeit und an Philippakis' Lyrics: "My heart's an opal dancer / A troubled romancer." Das sich nur langsam steigernde "Give it all", quasi das "Late night" des Albums, entfaltet seine Stärke nicht geballt, sondern in Schüben – und das vor Einsamkeit und Unsicherheit immer schwerer werdende "London thunder" lässt auch den Hörer mitleiden. Eines der größten Highlights heben sich Foals aber für den Schluss auf: Das sphärische "A knife in the ocean" profitiert davon, dass es der letzte Song war, den die Band aufgenommen hat, als "What went down" bereits fertig war. Die Stärke resultiert aus der Entspannung, wie sie einst bei "Spanish Sahara" vorzufinden war. Ob sich das Stück oder das Album auch so lange halten können, wird die Zukunft zeigen. Für den Moment aber sieht es so aus, als wären die erdnahen und bodenständigen Foals gekommen, um endgültig zu bleiben.

(Jennifer Depner)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • What went down
  • Birch tree
  • A knife in the ocean

Tracklist

  1. What went down
  2. Mountain at my gates
  3. Birch tree
  4. Give it all
  5. Albatross
  6. Snake oil
  7. Night swimmers
  8. London thunder
  9. Lonely hunter
  10. A knife in the ocean
Gesamtspielzeit: 48:27 min

Im Forum kommentieren

MopedTobias (Marvin)

2019-02-19 18:13:33

Wär auch so bei ner guten 7. Besser als der Vorgänger, klar schwächer als die ersten beiden.

Nun

2019-02-19 17:13:45

Ja hat schon paar Filler.
Leider...
ne starke 7/10 für mich.

Voyage 34

2019-02-19 13:06:29

Naja gigantisch würde ich es persönlich nicht nennen. Ist ne gute Platte. Aber ich bin mittlerweile auch der Meinung, dass "Total life forever" ihr mit Abstand stärkstes ALbum ist. Höre aber alle immer wieder gerne, das Debüt etwas seltener.

Live sind sie dagegen wirklich gigantisch. Hat jedes Mal mehr als überzeugt! :)

Ituri

2019-02-19 12:28:01

Gerade wieder im Zuge des baldigen neuen Albums gehört. Gigantisch!

Burn me alive

2017-10-20 17:09:29

Haben den Namen ihres neuen Album veröffentlicht!

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum