Namika - Nador
Jive / SonyVÖ: 24.07.2015
Marraca$h
Namika trifft Abdi: der Auftakt einer Interviewreihe zur Veröffentlichung von "Nador" – vom Label inszeniert. Auch wenn beide in Frankfurt am Main geboren und Kinder marokkanischer Einwanderer sind, kommen beide doch aus sehr verschiedenen Welten. Das offenbart das stellenweise doch arg gestellte Gespräch nicht nur anhand der Sprache der beiden Protagonisten. Abdi, der gemeinsam mit Celo auf Haftbefehls Azzlackz-Label erst im Juni 2015 mit "Bonchance" ein Top10-Album veröffentlicht hat, scheint sich nur wenig für das Debüt seiner Gesprächspartnerin zu interessieren. Das könnte daran liegen, dass er es nicht gehört hat. Vielleicht aber auch daran, dass Abdis eigener, stämmiger Rap voller Straßen-, Gewalt- und Drogengeschichten meilenweit vom Blitzblank-Pop Namikas entfernt ist.
Nur die Interkulturalität haben beide gemein. Während sie auf "Bonchance" zwangsläufig als Stilmittel in der Sprache einfließt, liegt das Augenmerk auf "Nador" zielgerichtet auf der Exotik der nordafrikanischen Herkunft Namikas. Die im Titeltrack besungene Zerrissenheit zwischen den Kulturen ist selbstverständlich ein reizvolles Thema und auch der gemeinsame Track mit Ali As über einen Straßenjungen ist durchaus gelungen. Stücke wie dieses, vielleicht auch "Coole Katze" oder "Broke" zeigen, dass noch immer etwas von ihrem bisherigen Deutschrap-Alias Hän Violett in Namika steckt. Trotzdem bleibt "Nador" zumeist an der lyrischen Oberfläche und verliert sich gerade in den thematisch weiter gefassten Stücken in "Lebe den Moment"- und "Feel good"-Allgemeinplätzen: "Du bist broke aber jung und schön – hey!" Das sieht die Marketingmaschine offenbar ähnlich und charakterisiert Namika in Werbetexten zuallererst immer mit "jung" und "schön", bevor dann doch noch "wortgewandt" fällt.
Neben den homöopathischen Sprechgesangs-Einlagen wird "Nador" vor allem aus einer unaufdringlichen Mischung aus erzählerischem Pop und R'n'B-artigen Refrains dominiert. Gerade "Lieblingsmensch" könnte kaum mehr für die Autoradios dieser Nation gedacht sein und bedenkt neben diesem Publikum: "Selbst der Stau auf der A2 ist mit Dir blitzschnell vorbei" auch die allgemeine Wagenburg Zweisamkeit: "Manchmal wiegt der Alltag schwer wie Blei / Doch sind wir zu zweit scheint alles so leicht." Hervorzuheben bleibt lediglich noch die gelungene Gesamtproduktion des Albums, das mit seinen Beats und Soundideen zumindest immer auf der Höhe der Zeit ist. "Gut so" beginnt mit lebhaft strömenden Synthies, "Wenn sie kommen" spielt perkussiv und feinjustiert mit marokkanischen Klängen.
Vielleicht hätte das eingangs besprochene Interview einfach mit Fabian Römer statt Abdi stattfinden sollen. Das hätte auch den entscheidenen Vorteil gehabt, dass er die Songs allesamt schon gut gekannt hätte, ist er doch an elf der 14 Texte auf "Nador" beteiligt. Und wenn man seinen Ausführungen in eigenen Interviews Glauben schenkt, ist sein Anteil an den Texten kein geringer. Das wiederum lässt die Frage im Raum stehen, ob Namikas Anteil an "Nador" über ihre Stimme und die Herkunft ihrer Großeltern hinausgeht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nador
- Wenn sie kommen (feat. Ali As)
Tracklist
- Nador
- Lieblingsmensch
- Gut so
- Wenn sie kommen (feat. Ali As)
- 90s Kids
- Kompliziert
- Egal
- Broke
- Stoptaste
- Hellwach
- Herzrasen
- Meine Schuld
- Coole Katze
- Wo immer das Licht brennt
Im Forum kommentieren
Was ist schon ein Name?
2015-08-29 12:01:33
Hier vielleicht nicht unbedingt, aber allgemein schon. ;) Jedenfalls werden diese Bands und Sänger trotzdem als cool und Indie angesehen, wenn sie solche Texte machen, bei anderen hingegen wird es gleich verrissen.
Demon Cleaner
2015-08-22 13:03:26
Stimmt, Sportfreunde Stiller, Madsen und Bosse werden hier ja auch nur gelobt. ;-)
Was ist schon ein Name?
2015-08-21 15:22:57
Ich finde "Lieblingsmensch" durchaus hörbar und einen der besseren Deutschpop-Songs der letzten Zeit. Klar ist der Text etwas aufdringlich, aber Hand aufs Herz - der Text könnte auch von den Sportfreunden Stiller, Madsen oder Bosse stammen, nur dass diese trotzdem hochgelobt werden.
Armin
2015-08-20 22:16:32
Eine gelungene Mixtur an der Grenze zwischen Pop und Indie.
So richtig viel Indie hör ich da ja nun nicht ...
Achim
2015-08-20 18:28:06
Dieses "Lieblingsmensch" ist ganz furchtbare Deutschpop-Kacke.
!!!
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