Ghostface Killah - Twelve reasons to die II
Linear Labs / Rough TradeVÖ: 10.07.2015
Mammon und Moneten
Ghostface Killah ist offensichtlich ein sehr fleißiger Künstler. Erst vor wenigen Monaten erschien "Sour soul", das durch und durch überzeugende Ergebnis einer Kollaboration mit den kanadischen Freigeistern von Badbadnotgood. Leider weithin unbemerkt bietet dieses Album doch herrlich grenzensprengenden HipHop, der zwar um seine Wurzeln weiß, sich aber dennoch Flügel wachsen lässt. Für den zweiten Teil seiner "Twelve reasons to die"-Serie konzentriert sich Dennis Coles, so sein bürgerlicher Name, nun wieder klarer auf seine ureigensten Interessen. Die da wären: leichenreiche Mob- und Gangstergeschichten, klassische HipHop-Beats, cooles Storytelling. Mehr benötigt Ghostface Killah nicht für ein neues Album. Auch dieses Mal steht wieder Tony Starks, sein Alter Ego, im Zentrum des Geschehens, den er hier – durch Raum und Zeit – gleich auf zwei Reisen schickt, nämlich ins Süditalien der 60er-Jahre, also einmal über den Atlantik, und gut 50 Jahre zurück in die Vergangenheit. Starks' Trip hat natürlich weniger mit seiner Vorliebe für Spaghetti, Tartufo und Zuppa Inglese zu tun, als mit knallharten Mafia-Angelegenheiten, die hier fiktiv in den vorliegenden dreizehn Stücken verhandelt werden. Von New York nach Sizilien. Und wieder zurück.
Freilich hat sich Ghostface Killah auch wieder seine besten Buddies ins Studio geholt, denn wer ein echter Mobster sein will, der schart auch seine treuen Capos um sich. Für "Twelve reasons to die II" konnte er also seine ewigen Wu-Tang-Brüder RZA und Raekwon verpflichten, mit dem Frischling Vince Staples – der problemlos als sein Sohn durchgehen würde – setzt er jedoch auch auf den talantierten Rap-Nachwuchs: Jeder Tony Soprano braucht seinen Christopher Moltisanti. Sympathisch jedenfalls, dass hier generationenübergreifend gearbeitet wird. Und doch ist die mit Abstand beste Nummer ein klassischer Ghostface-Raekwon-Doppelpass: "King of New York" setzt auf herrlich antiquiert wirkende 90s-Beats, während die beiden Rap-Nasen ihre Vormachtstellung in der Stadt, die niemals schläft, zu behaupten versuchen. Was ihnen eindrücklich gelingt. In "Get the money" jagt der Altmeister dann gemeinsam mit Staples den grünen Scheinchen hinterher und man erkennt relativ rasch, dass des Youngsters' Stimme nicht mit dem dreckgegerbten Ghostface-Organ mithalten kann. Zumindest noch nicht.
Das unheilvolle "Rise up" hingegen braucht nur gute zwei Minuten, um stimmungsvoll die uneingeschränkte Kontrolle über die Straßen New Yorks zu erlangen. Ist ja auch klar, denn Ghostface Killahs Mafia-Geschichten sind meist gut pointierte und spitzfindige Gangster-Fantasien, denen stets etwas comichaftes innewohnt. Sie wirken maßlos überspitzt, gewinnen dadurch aber auch ihren Reiz. "Twelve reasons to die II" setzt also auf die üblichen Genre-Standards, sowohl stilistisch wie auch inhaltlich geht Ghostface Killah keine Risiken ein: Es geht hier um Auftragsmord und Rache, Kohle, Mammon und Moneten und freilich auch darum, der Größte zu sein. Doch gerade in der zweiten Albumhälfte klingen seine Songs zu standardisiert, um wirklich aufzurütteln. Der Nervenkitzel hält sich dann wahrlich in Grenzen. Im Vergleich zum abwechslungsreichen "Sour soul" wirkt dieser Release manchmal etwas mutlos. Und das kann ja nun wirklich kein Adjektiv für eine Mafia-Story sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- King of New York (feat. Raekwon)
- Rise up (feat. Scarub)
Tracklist
- Powerful one
- Return of the savage (feat. Raekwon & RZA)
- King of New York (feat. Raekwon)
- Rise up (feat. Scarub)
- Daily news
- Get the money (feat. Vince Staples)
- Death's invitation interlude (feat. RZA)
- Death's invitation (feat. Lyrics Born, Scarub & Chino XL)
- Let the record spin interlude (feat. RZA)
- Let the record spin (feat. Raekwon)
- Black out (feat. Raekwon)
- Resurrection morning (feat. Raekwon & Bilal)
- Life's a rebirth (feat. RZA)
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Jennifer
2015-08-11 21:58:00
Frisch rezensiert. Meinungen?
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