Russkaja - Peace, love & Russian roll
Napalm / UniversalVÖ: 24.07.2015
Bekannt aus Punk und Fernsehen
Fast könnte man neidisch werden: Die Österreicher haben nicht nur die besten Kabarettisten und den leckersten Kaiserschmarrn in ganz Mitteleuropa. Im Alpenstaat läuft auch bereits seit vielen Jahren eine grandiose TV-Sendung namens "Willkommen Österreich", die das bundesdeutsche Kasperltheater von Joko und Klaas im Vergleich so platt wirken lässt, wie es größtenteils ist. Dirk Stermann und Christoph Grissemann führten in ihrer ORF-Show zum Beispiel Perlen wie die "Deutsche Kochshow" ein, hatten ihren größten Geistesblitz jedoch womöglich 2008, als sie Russkaja zu ihrer Studioband machten. Bis heute begrüßt das Septett regelmäßig Studiogäste mit einer krachenden Mixtur aus Polka, Ska, Jazz und hartem Rock. Im TV durften Russkaja im Laufe der Jahre mit illustren Gaststars wie Herbert Grönemeyer, Udo Jürgens oder Bela B. musizieren – schafften es mit ihrem ersten Album "Kasatschok superstar" aber auch, sich abseits der Mattscheibe zu etablieren. Vor allem live hinterließ die Gruppe um den russischstämmigen Sänger Georgij Makazaria bleibenden Eindruck, nicht nur bei den verschwitzten Leibern, die sich nach der Zugabe aus dem Moshpit schälten. Bis heute funktionieren Russkaja auf der Bühne besonders gut, und daran wird sich mit Studioalbum Nummer vier, "Peace, love & Russian roll", auch wenig ändern.
Russkaja bleiben nämlich trotz großer Liebe zum Detail und ausgefeilten Instrumentalpassagen vor allem eine Spaßband, deren Alben niemals das Live-Erlebnis ersetzen können. Das soll nun aber nicht bedeuten, dass "Peace, love & Russian roll" eine Enttäuschung ist. Ganz im Gegenteil: Schon der Opener "Rock'n'roll today" zaubert nach wenigen Sekunden ein Grinsen ins Gesicht des geneigten Hörers. Geige und Bläser lärmen mit der Punk-Gitarre und dem wütenden Schlagzeug um die Wette, und dann schmuggelt die Band auch noch ein hinreißend cleveres Led-Zeppelin-Zitat hinein. Großes Kino ist auch das erste spanischsprachige Russkaja-Lied "El pueblo unido", weil Makazaria mit seinem brünftigen Organ einen perfekten Desperado abgibt. Nicht nur hier experimentieren die Österreicher ein wenig. "Salty rain" kommt als überraschend schwermütiger Offbeat-Schunkler daher, während "Radio song" einen unterhaltsamen Ausflug in den Country darstellt. Quasi als Ausgleich für die ungewohnten Klänge zwischendurch wirft der Titeltrack am Ende noch einmal zackigen und unwiderstehlichen Ska-Punk in die Waagschale.
Was "Peace, love & Russian roll" letztlich davon abhält, ein würdiger Nachfolger zu "Kasatschok superstar" zu werden, sind poppige Beiträge wie "There was a time" oder "Parachute", die weder in den Albumkontext passen noch der Band gut zu Gesicht stehen. Russkaja sind am besten, wenn die Gitarren laut, die Beats tanzbar und die Texte skurill-verschroben sind. Das ist auf "Peace, love & Russian roll" trotz kleiner Schwächen oft genug der Fall, um die Vorfreude auf die nächste Tour ordentlich anzuheizen. Für TV-Auftritte ist ja ohnehin regelmäßig gesorgt. Tu felix Austria.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rock'n'roll today
- El pueblo unido
Tracklist
- Rock'n'roll today
- Slap your face
- Hometown polka
- There was a time
- El pueblo unido
- Lovegorod
- Parachute
- Let's die together (Mon amour)
- Salty rain
- You are the revolution
- Radio song
- Peace, love & Russian roll
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Armin
2015-08-04 00:57:35
Frisch rezensiert! Meinungen?
http://www.plattentests.de/rezi.php?show=12440
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- Russkaja - Peace, love & Russian roll (1 Beiträge / Letzter am 04.08.2015 - 00:57 Uhr)