The Mynabirds - Lovers know

Saddle Creek / Cargo
VÖ: 07.08.2015
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Sprachrohrlos

Kleiner nostalgischer Zeitsprung gefällig? Gerne doch. In der ersten Hälfte der Nullerjahre erlebte das in Nebraska ansässige Indielabel Saddle Creek einen unglaublichen Höhenflug. Bands wie Bright Eyes, Cursive, Azure Ray, Rilo Kiley oder The Faint fungierten als Sprachrohr einer Jugend, die sich wiederfand im Omaha-Sound dieser Tage, einem erfrischenden Mix aus Indie-Rock, Folk und Country mit emotionalen Texten. Kritiker und Fans waren gleichermaßen begeistert und, mit Blick auf den Release-Katalog dieser Zeit, war wirklich nahezu jeder Schuss ein Treffer. Heute, gut zehn Jahre nach dieser Ära, fällt die Bilanz etwas nüchterner aus. Viele der damaligen Fahnenträger haben entweder das Label oder die Band gewechselt und auch bei der Wahl der Neuzugänge setzte man öfter aufs falsche Pferd. Dennoch werden dort in schöner Regelmäßigkeit Platten herausgebracht, die einen mitreißen können. Und auch die dritte The-Mynabirds-LP "Lovers know" gehört dazu, denn erstmals bündelt das Sextett seine besten Songs und packt sie in ein homogenes Soundgewand mit hohem Widererkennungswert.

Wer erlebt hat, wie sich Bandkopf Laura Burhenn 2012 als Vorgruppe bei den Reunion-Shows von The Postal Service buchstäblich die Seele aus dem Leib performte, konnte ahnen, dass da noch Größeres bevorstand. Dieser Verdacht wird bereits mit dem tollen Opener "All my heart" bestätigt, bei dem es sich Zeilen wie "When it's over, this hole here might tear me apart / But when I love, I love with all my heart" auf warmen Keyboardfläche gemütlich machen. Das nachfolgende "Believer" und die erste Single "Semantics" gefallen mit hymnischen Refrains und elektronischen Sprenkeln, sodass man als Hörer schon vor dem ersten Durchlauf Lust auf einen zweiten bekommt. Auch im weiteren Verlauf hält das Album sein Niveau und präsentiert mit dem sehnsüchtigen "Orion" oder den verruchten Gesangsparts in "Velveteen" weitere Facetten aus dem bandeigenen Soundkosmos. Überhaupt sind die variablen Stimmfarben der Frontfrau eines der wichtigsten Aushängeschilder der Band. Von sexy über kämpferisch bis hin zu gefühlvollen Schwelgereien, die in der für Saddle-Creek-Bands typischen Auseinandersetzung mit der Labelstandort in "Omaha" ihren Höhepunkt finden, deckt Burhenn eine beeindruckende Bandbreite ab.

Bei aller Selbstfindung hört man dennoch immer wieder Einflüsse aus den goldenen Tagen der eingangs beschriebenen Ära. Songs wie "Wildfire" oder der Ohrwurm "Hanged man" klingen nach Azure Ray mit etwas mehr Pfeffer im Hintern, und auch der epische Schlusstrack "Last time", der sich ein instrumentales Zwei-Minuten-Outro gönnt, erinnert angenehm an Now It's Overhead. Es bleibt abzuwarten, ob bei Saddle Creek durch solche Veröffentlichungen über kurz oder lang ein zweiter Frühling Einzug hält. The Mynabirds jedenfalls sind bereit für den nächsten Schritt. Bereit für mehr Erfolg, einen erweiterten Hörerkreis und größere Hallen. Und weil man einer so tollen Stimme gern zuhört, werden The Mynabirds womöglich in naher Zukunft zum Sprachrohr einer neuen Ära.

(Marco Cianci)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Believer
  • Semantics
  • Velveteen
  • Omaha

Tracklist

  1. All my heart
  2. Believer
  3. Semantics
  4. Say something
  5. Orion
  6. Velveteen
  7. Shake your head yes
  8. Wildfire
  9. Omaha
  10. One foot
  11. Last time
Gesamtspielzeit: 50:54 min

Im Forum kommentieren

Leser (Singular)

2019-04-23 20:47:36

Das hören hier alle Leser bzw. User. Nicht nur der öde Powervoter aka Musikgeniesser. Echt jetzt. Wirklich.

Musikgeniesser

2019-04-23 09:43:47

Nee, Lena.

Kimmich lover

2019-04-22 09:49:43

Kimmich hört Schlager, oder?

Voodoo @ Armin

2015-08-07 11:30:01

m.E. ist die Trackliste nicht vollständig, es fehlt Track 11 "Hanged Man".

Rote Arme Fraktion

2015-08-06 12:08:44

Höre gerade über spotify rein. Bin gespannt.

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