Ghost - Meliora

Spinefarm / Universal
VÖ: 21.08.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Eine namenlose Rezension

Es ist schon ein (umgedrehtes) Kreuz mit den Namen. Da wagte es doch vor Jahresfrist ein gewisser Adam Darski, selbst eher unter seinem Pseudonym "Nergal" als Frontmann der polnischen Black-Metaller Behemoth bekannt, mit dem schwedischen Sänger Tobias Forge ein Selfie per Instagram zu verbreiten. Verbunden mit einem Kommentar, der mehr als deutlich die Gerüchte zu bestätigen schien, bei Forge handele es sich um Papa Emeritus, Vokalist der Okkult-Rocker von Ghost. Eine Reaktion der Band blieb erwartungsgemäß aus. Eher im Interesse der Schweden – denn die Herkunft ist allemal bekannt – liegt die jüngste Nachricht, dass das eh verhasste Anhängsel "B.C." nun auch in den USA aus dem Bandnamen getilgt werden dürfe. Namen sind Schall und Rauch? Manchmal wohl eher Lärm um nichts.

Wie wohltuend ist es doch, dass die Band selbst das alles nicht so ernst nimmt, sondern zu allem Überfluss auch noch rechtzeitig zu den Aufnahmen des dritten Albums "Meliora" die Demission des letzten Frontmanns Papa Emeritus II verkündet – dem Sänger, unter dem der Vorgänger "Infestissumam" zu einer prachtvollen Sammlung okkult-düsterer Hits wurde. Doch keine Sorge: Der umgehend vorgestellte Nachfolger Papa Emeritus III klingt seinem Vorgänger verblüffend ähnlich. Ähem. Im Fall der Songs, die auf "Meliora" vertreten sind, ist dieser Umstand natürlich höchst willkommen. Denn die Schweden setzen die spätestens auf "Infestissumam" begonnene Tradition sinistrer Lyrik im fröhlich groovenden Hardrock-Gewand nahtlos fort.

Dabei beginnt die Platte durchaus ruppig, liefert mit "From the pinnacle to the pit" gar ruppige, basslastige Riffs – jedoch nur, um gerade diesen Song in einen überaus gelungenen Refrain münden zu lassen. Als gelungen darf sich mit Fug und Recht auch das folgende "Cirice" bezeichnen lassen, denn so viel Groove konnten die Nameless Ghouls lange nicht zeigen, egal welcher Papa Emeritus ihnen nun gerade vorsteht. Überhaupt wirkt "Meliora" über weite Strecken mutiger, weil vielseitiger. Bestes Beispiel dafür ist die wirklich wunderschöne Ballade "He is", die den Ghouls noch vor ihrem Debüt "Opus eponymous" in die Feder diktiert wurde – von niemand Geringerem als Selim Lemouchi, letztes Jahr freiwillig aus dem Leben geschiedener Kopf der legendären The Devil's Blood.

Wenn man dieser Platte einen Vorwurf konstruieren will, dann ist es wohl der, dass "Meliora" vermeintlich der eine große Anker, ein so gigantischer Ohrwurm fehlt, wie es noch auf "Infestissumam" mit "Year zero" der Fall war. Und auch das instrumentale Zwischenspiel "Devil church" wirkt als Designstudie angesichts der ohnehin nur kurzen Spielzeit eher deplatziert. Auf der anderen Seite können die schwedischen Ungeistlichen für sich verbuchen, deutlich mehr Überraschungsmomente setzen zu können. Der Pop-Appeal bleibt dabei keineswegs aus. Er verbrüdert sich mit starken Riffs zu einer unheiligen Allianz aus Seventies-Hardrock mit einem untrüglichen Gespür für Hooks, die bis auf Weiteres ihren Platz in Gehörgang und Hirn reklamieren. Während die Choräle von "Deus in absentia" langsam die Platte beschließen, steht fest, dass Ghost weit mehr sind als Maskerade. Sondern schlicht ernst zu nehmender, immens starker Hardrock.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cirice
  • He is
  • Absolution

Tracklist

  1. Spirit
  2. From the pinnacle to the pit
  3. Cirice
  4. Spöksonat
  5. He is
  6. Mummy dust
  7. Majesty
  8. Devil church
  9. Absolution
  10. Deus in absentia
Gesamtspielzeit: 41:39 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2023-12-07 19:18:00

Ja, scheinbar wirklich nicht. Ist wie Sleep Token ne Band deren Aufstieg ich irgendwie verpasst hab und die auf einmal riesig ist. Aber irgendwie hab ich nach den Bildern und Covern was anderes erwartet.

NeoMath

2023-12-07 18:49:09

Wie, du kanntest Ghost bisher nicht?

Haste nix verpasst, wenn du mich fragst ;-)

The MACHINA of God

2023-12-07 17:24:17

Ich hab irgendwie leicht avantgardistischen Metal mit Mainstream-Einschlag erwartet, aber das ist ja eigetlich durchweg eher Hardrock. Komisch.

whitenoise

2020-09-04 10:33:48

Meliora ist Ghosts progressivstes Album und war zurecht der große Durchbruch inklusive Grammy.

Analog Kid

2020-09-04 02:06:57

Fand die auch mal ganz gut. Die ersten beiden Alben sind top, die hier ging auch noch ok, mit der letzten würde es mir dann aber zu seicht, zu viel Schlagerassoziationen.

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