Dave Cloud & The Gospel Of Power - Today is the day that they take me away

Fire
VÖ: 31.07.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 2/10
2/10

Posthume Skizzen der eingehenden Unvernunft

Als hätte er es gewusst. Als wäre es ihm irgendwann zuvor in den vertrockneten Rotweinresten im Glas prophezeit worden. "Today is the day that they take me away", das war der 18. Februar 2015, an dem David Bliss "Dave" Cloud mit nur 58 Jahren verstorben ist. Posthum erscheint nun das letzte Album als eine Art Werkschau des selbsterklärten Outsiders. Und gibt noch einmal preis, wofür Cloud zeitlebens stand: inkarniertes Anti-Sein, Vulgarität mit Augenzwinkern und die Idee, dass eine ebensolche für das Musikmachen nicht notwendig ist. Ebenso wenig wie Könnerschaft. Oder man diese verstecken kann.

Das ist eine für Cloud typische Überspitzung. Zwar wollte er immer nur mit Vierspur-Bandgeräten aufnehmen, doch schon die lose Bandbesetzung von The Gospel Of Power weißt einiges an unbestreitbaren Fertigkeiten auf: Mal mit Matt Swanson am Bass (sonst u.a. bei Lambchop) oder Ben Martin an den Drums (Clem Snide). Gewollt nach außen präsentierter Dilettantismus also. Da wären etwa "Bimbo", rockig in billigster Aufnahme-Atmosphären zu unernst gemeintem Witzeln über Dienerschaften, "He not a she", das sich als selbstverwirrtes Durcheinander der Gender-Debatten gibt, und "Damn, damn, damn, damn" mit dem tolldreisten Liedtext: "Damn, damn, damn, damn / I'm crazy for her" – hier könnte jemand mehr, aber wollte nicht. Zumindest lyrisch.

Nicht genieren, einfach nur machen, nicht nachdenken, einfach nur musizieren. "I'm not a loser anymore", singt er in "DNA", einem Easy-Listening-Song mit übertrieben akzentuiertem Gesang. "My boss is broke" folgt diesem Muster bei klimpernden Synthies zu übertrieben-gequältem Croonen. Man stelle sich nur vor, welchen Heidenspaß hier jemand bei der Aufnahme hatte, in der Erwartungshaltung, dass das Produzierte gehört wird, hinterfragt, wo nichts zu hinterfragen ist. "Cookie crumbles" beklatscht tanzbaren Rock. Rock über Kekskrümel.

Die in Europa physisch erhältliche Album-Variante endet an nach "Party doll", das wie gestern unter Tage ausgegrabene, die Liebe androhende Stück aus einer Zeit vor 40 Jahren. Als Download (oder Import) erhältlich ist eine Bonus-CD, die schon durch das knapp zehnminütige "Oh no, she's mine" lohnenswert ist – da ertönen Sitar-Improvisationen zu Garage-Rock. Ein kleines Ärgernis, dass die Lieder der Zusatz-CD, trefflich als "Today is the day that they take me away... again" bezeichnet, eigentlich noch interessanter geraten sind. Das wunderschöne "Escape from Melrose" in arglistigem Fernschweifen etwa, wie auch "Melt like butter" als süffisante The-Velvet-Underground-Sache. Das ist weder gezolltes Tribut noch eine coverartige Interpretation. Dem hünenhaften Berserker war das alles stets völlig wurscht.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bimbo
  • Never say you come from nowhere
  • Damn, damn, damn, damn

Tracklist

  1. Bimbo
  2. Just like you
  3. DNA
  4. Angelina
  5. Today is the day that they take me away
  6. Tagalong Jane
  7. Thieving love bandit
  8. Party girl
  9. He not a she
  10. 400 girls
  11. Never say you come from nowhere
  12. Shoot me the juice, Lucy
  13. My boss is broke
  14. All hands on deck
  15. Cookie crumbles
  16. Damn, damn, damn, damn
  17. Party doll
Gesamtspielzeit: 48:23 min

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