Soft Cell - Cruelty without beauty

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 07.10.2002
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Monokultur

Tja, was sagt man dazu? Eben noch in der Versenkung, dann plötzlich ein Best-of-Album, und schließlich diese mäßig überraschende Comeback-Platte. Und wenn das alles schon nicht originell genug ist, muß es wenigstens die Originalbesetzung sein, die nach fast zwanzig Jahren Pause an alte Großtaten anknüpfen will. Mit einer immerhin bahnbrechenden Scheibe ("Non-stop erotic cabaret") und dem Party-Dauerbrenner "Tainted love" haben Marc Almond und Dave Ball schließlich durchaus einige Spuren im Sand der Popgeschichte hinterlassen. Vor Wind und Wetter waren aber auch Soft Cell nicht wirklich gefeit.

Glücklicherweise wissen das auch die Beteiligten, und so hat Knöpfchendreher Ball den Sound des Duos erst einmal runderneuert. Anfänglich wirkt daher das neue Material, besonders im Vergleich zum mittlerweile doch arg angestaubt klingenden Frühwerk, durchaus frisch. Zwar geben sich die synthetischen Sounds bisweilen etwas kühl, führen dadurch aber eigentlich nur eine alte Tradition fort. Die Verbindung von oberflächlicher Sterilität und abgründiger Leidenschaft.

Almond genießt es spürbar, seine theatralischen Rollenspiele ausleben zu können. Exaltiert wie eh und je bewegt er sich durch "Together alone" oder das finstere "Caligula syndrome" wie über eine Bühne. Balls Synthesizer reichen die Federboa, und Lack und Leder glänzen im Neonlicht. Zwar sorgt die Präsenz seines Mitstreiters merklich dafür, daß Almonds mitunter übel verkitschtes Schaffen Bodenhaftung zurückgewinnt, aber von grandiosen Grotesken wie "Torch" oder "Sex dwarf" sind Soft Cell mittlerweile weit entfernt.

Statt dessen versucht man es mit ein wenig Selbstironie: "Okay, I have a shaky limp / And dress a little like a pimp / But after your drink I still look okay / In a good light." Mehr als ein schiefes Lächeln erntet diese Koketterie jedoch nicht. So wendet sich der Rest von "Cruelty without beauty" wieder technoidem Geblubber ("Monoculture"), Hi-Energy-Beats ("Darker times") und süßlichem Geplänkel ("The night") zu. Alles schon mal da gewesen, aber immerhin so nah am Puls der Zeit wie es solche rückwärts gewandte Musik sein kann. Und so stößt auch diese Reunion auf ein altbekanntes Problem: Nostalgisches Lächeln steht dem Schockeffekt im Weg.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Darker times
  • Le grand Guignol

Tracklist

  1. Darker times
  2. Monoculture
  3. Le grand Guignol
  4. The night
  5. Last chance
  6. Together alone
  7. Desperate
  8. Whatever it takes
  9. All out of love
  10. Sensation nation
  11. Caligula syndrome
  12. On an up
Gesamtspielzeit: 54:54 min

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