Piney Gir - Mr. Hyde's wild ride

Damaged Goods / Cargo
VÖ: 03.07.2015
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Stoppt das Kleinmädchen-Schema

Süß wie Zucker, im roten Polkadot-Kleidchen, am besten noch mit aufgemaltem Leberfleck auf der Wange, die Frisur orientiert sich am Stil der 50er, die Musik irgendwie auch. "Retro-Soul" oder "Retro-Pop" nennt man das seit einiger Zeit, Amy Winehouse hat es gemacht, Duffy sowieso, Adele ein bisschen, Lily Allen zeitweise – eigentlich fast jede Musikerin von der britischen Insel, die sich seit der Jahrtausendwelle Gehör verschafft hat. Piney Gir ist nun eine von ihnen, und doch ist es diesmal etwas anders. Angela Penhaligon, so ihr bürgerlicher Name, ist keine kleine spitzzüngige Engländerin, sondern stammt tatsächlich aus Kansas und damit aus dem tiefsten Mittleren Westen der USA. 1998 zog die Gute nach London und ist seitdem als Musikerin aktiv, mal solo, mal als Teil einer Gruppe. Als "Indie-Dolly-Parton" wird sie gern bezeichnet, daran wird auch ihr sechstes Album "Mr. Hyde's wild ride" nichts ändern. Nicht, dass sie das wirklich wollte.

Denn Penhaligon spielt mit diesem Image, sie kokettiert damit, ihre Mischung aus süßlichem Indie-Pop, Retro-Soul und, ja, teilweise sogar dezenten Country-Klängen, soll genau dieses Bild vermitteln: Die zwischen Unschuld und Verführung wandelnde Frau, die manchmal doch nur wieder ein kleines Mädchen sein will. Das Problem: Mit ihren 41 Jahren ist Penhaligon eigentlich schon zu alt für das Kleinmädchen-Schema, den extralaut klickenden Augenaufschlag sollte sie der Hauptfigur aus der Sendung mit der Maus überlassen, die zum Schmollmund verzogenen Lippen würden ohne den überniedlichen Touch sicher noch viel schönere Lieder singen können. Hier und da funktioniert es natürlich trotzdem wunderbar: "Wildfire wake up" ist eine wirklich frische Popnummer, deren Handclaps für fröhliche Stimmung sorgen, ohne übermütig zu wirken. "Yai yai" hat seine besten Momente zwar immer nur in den Strophen, diese überdecken den zugegeben etwas anstrengenden Refrain dafür aber wirklich bestens.

Auch der kratzige Opener "Gold rules" mit seinen 90er-Jahre-Anleihen weiß zu überzeugen, ehe es mit "Keep it together" in ein mit rosa Zuckerwatte ausgepolstertes Kinderzimmer geht, dessen Kuschelfaktor schnell unangenehm denn wohlig wird, und das gehauchte Seufzen von "Purple heart" ertrinkt in seiner eigenen Monotonie. Der Walzer von "Ugly bones" soll offenbar verspielt daherkommen, weckt aber trotz eingebauter Bläsersektion in der zweiten Hälfte nicht genügend Interesse. Es ist ein Makel, der auf "Mr. Hyde's wild ride" immer wieder deutlich wird: Penhaligon ist zu sehr mit ihrem Image beschäftigt und lässt dabei das, worauf es wirklich ankommt, außer Acht. "Oh God you devil" etwa startet stark, entwickelt sich dann aber nicht mehr weiter und verblasst somit schnell zu einer weiteren x-beliebigen Popballade, wie man sie von anderen Sängerinnen schon mehrfach hören durfte. Das wirklich gute und radikale "Mouse of a ghost" hingegen wäre ein idealer Abschluss für das Album gewesen, wäre da nicht das vollkommen überflüssige "Gold rules reprise", das dem Album mit ordentlich käsiger Streicheruntermalung in 45 Sekunden wieder den Wind aus den Segeln nimmt. Und das ist leider gar nicht süß, sondern ziemlich bitter.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gold rules
  • Wildfire wake up
  • Mouse of a ghost

Tracklist

  1. Gold rules
  2. Keep it together
  3. Tilt a whirl
  4. Universe
  5. Purple heart
  6. Wildfire wake up
  7. Wind and prayer
  8. Ugly bones
  9. Oh God you devil
  10. Yai yai
  11. Mouse of a ghost
  12. Gold rules reprise
Gesamtspielzeit: 40:33 min

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Armin

2015-07-27 22:02:28

Frisch rezensiert! Meinungen?

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